Martin Meinreiß

Martin Meinreiß

Der sympathische Augsburger mit den grauen Dreadlocks setzt sich seit Jahren für eine sinnvolle Drogenpolitik ein. Ob als Sprecher der DHV – Ortsgruppe Augsburg, oder bei seiner Arbeit beim Knowmad Institut, eine Verbesserung der aktuellen Situation ist in vielerlei Hinsicht seine Mission.

Ständig sucht er den Dialog mit den entsprechenden Entscheidungsträgern und ist sogar bei den Damen und Herren der CSU kein ungern gesehener Gast.

Um ihn etwas besser kennenzulernen, haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.

Hanfverband Hamburg : Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Martini : Mit 17 hatten wir mit Freunden ein paar Marihuana Blätter zum Rauchen.

Hanfverband Hamburg : Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Martini : Natürlich hat sich mein Konsumverhalten verändert aber im Großen und Ganzen habe ich so meinen Stil gefunden.

Hanfverband Hamburg : Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Martini : Vor 20 Jahren wurden mir mal meine gut ein Dutzend Pflanzen kurz vor der Ernte aus dem Garten geklaut. Die Täter haben sich erwischen lassen und erzählt, dass sie sie bei mir im Garten geklaut haben. Daraufhin hatte ich eine Hausdurchsuchung und so das übliche. Aber ich muss sagen es ist kein Schaden geblieben. Weder bei irgendeiner Polizeikontrolle oder so, auch konnte ich meinen Führerschein behalten, musste damals allerdings noch den Psychologen überzeugen. Was mir auch gelungen ist. Wie gesagt vor 20 Jahren hier in Bayern.

Hanfverband Hamburg : Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Martini : Eigentlich nicht viel. Ich habe wieder Probleme mit der Polizei gehabt, noch brauche ich irgendeine Medizin. Da ich aber als Bauleiter im Winterzeit Zeit hatte, kam irgendwann die Überlegung, ich sollte mehr tun als nur rummaulen.

Hanfverband Hamburg : Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Martini : Da mache ich eigentlich gar nicht so viel Unterschied in welcher Art man sich da einsetzt. Klar ich habe eine Ortsgruppe gegründet, ich mache Veranstaltung, beteilige mich an Diskussionen und werde mittlerweile auch aus der Politik heraus angefragt. Und ich versuche vor allen Dingen in Kreise vorzustoßen, die ansonsten eher unberührt bleiben. Mittlerweile habe ich gute Beziehung in die CSU und auch in die Augsburger Stadtpolitik.

Hanfverband Hamburg : Bist du Cannabis – Patient? Nein!

Hanfverband Hamburg : (Wenn ja) Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Martini : Nein, wenn ich in meine Lunge rein horche und an den winterlichen Husten denke, kann ich nicht sagen, dass es meiner Gesundheit förderlich ist. Aber es macht Spaß und meiner Umwelt geht es gut damit.

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Martini : Ich denke, auf Dauer geht kein Weg an einer Entkriminalisierung aller Drogen vorbei. Wir sehen ja am Alkohol und Nikotin, dass hier eine Aufklärung zum verantwortlichen Konsum möglich ist. Das niemand kriminalisiert wird wenn er Fragen oder schon Erfahrung hat. Gerade Jugendliche, die eigentlich noch nichts wissen und viele Fragen hätten, können wir durch das jetzige Stigma nicht erreichen.

Hanfverband Hamburg : Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Martini : Meiner Einschätzung nach standen wir noch nie so knapp vor einer Regulierung dieser Droge wie jetzt. Nur muss ich seit Anfang an feststellen, dass die Aktivisten der Politik hinterherhinken und die Bürger weiter wie die Politiker sind.

Hanfverband Hamburg : Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast?

Martini : Da meine Gründe ganz einfach und eventuell egoistisch sind, nein. Ich möchte endlich mein Dope im Laden kaufen können. Und da gibt es auf meinem Weg wirklich keine Enttäuschungen.

Hanfverband Hamburg : Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Martini : Ich möchte hierzu trotzdem Antworten. Meine Motivation und auch eine Art Energiequelle ist es für mich hier in Bayern zu legalisieren. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Polizeichefs in meiner Freundesliste hätte oder mal kurz mit meinem Bundestagsabgeordneten über Cannabis kommuniziere. Und viele viele Momente wo ich merke, dass mein in die Öffentlichkeit treten, nicht als Patient sondern mit der Frage, „Warum bin ich kriminell?“ mir eine große persönliche Freiheit hier in Augsburg gegeben hat.

Hanfverband Hamburg : Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Martini : Ich denke jeder hatte mal eine Freundin die es gehasst hat wenn man bekifft war. Aber ich muss sagen, solche Beziehung haben nie lange gehalten.

Hanfverband Hamburg : Hast du Kinder?

Martini : Ja, zwei Töchter.

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Martini : Meine beiden Töchter, jetzt längst erwachsen, haben von Anfang an mitbekommen, dass ich kiffe. Natürlich bin ich wie jeder Papa froh, dass meine Kinder vernünftig sind und keine gefährlichen Substanzen zu sich nehmen. Wichtig war mir allerdings immer, dass ich das Vertrauen zu meinen Kindern habe, falls sie in eine Situation kommen, ich für sie einstehen würde.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Martini : Wie machen wir es denn heute mit Alkohol? Mit sieben oder acht gibt es einen Eierlikörkuchen vielleicht darf man bei der Oma auch so mal ein Gläschen Likör auslecken. Mit 10 oder 11 Silvester mit einem Sekt anstoßen und wenn man dann doch zu jung mit einem zu großen Rausch nach Hause kommt, wird man ins Bett gepackt. Am nächsten Morgen vielleicht ein paar ernste Worte, Wasser und Alka-Seltzer. Das Kind lernt durch sein Umfeld einen eigenen Umgang mit Alkohol. So in etwa würde ich mir auch eine Erziehung in Richtung Cannabis wünschen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Martini : Persönlich denke ich 16 Jahre wäre ein gutes Alter, da man hier die Jugendlichen vor den größten Schäden, den der illegale Markt verursacht, bewahren kann. Politisch denke ich, werden wir bei 18 Jahren landen.

Hanfverband Hamburg : Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Martini : Die Legalisierung wird auf jeden Fall eine Form der Regulierung sein. Ich persönlich wünsche mir Fachgeschäfte mit all den Standards, die in den ganzen Foren immer wieder besprochen werden.

Hanfverband Hamburg : Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte?

Martini : Als Oldschool Hasch Raucher kennt man sowas nicht. Warum?

Hanfverband Hamburg : Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?

Martini : Optimal, wenn so gut wie kein CBD enthalten ist.

Hanfverband Hamburg : Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Martini : Natürlich würde ich einkaufen gehen wollen, ich baue mir ja auch keine Mohrrüben selbst an.

Hanfverband Hamburg : Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Martini : Er oder sie sollte sich unbedingt versichern von woher das Gras stammt. Es wird gerade sehr sehr viel Unfug mit NPS behandelten CBD Blüten getrieben.

Hanfverband Hamburg : Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Martini : Oh, da gibt es sehr viele, da könnte ich, glaube ich ein halbes Buch mit füllen. Vielleicht, was Bayern Fans ja immer interessiert, zwei nette Polizei Anekdoten.

Gestern, wir hatten mal wieder einen winterlichen Infostand, passierte uns beim Abbau ein Missgeschick. Die Beine des Pavillons drohten einzuknicken, wir waren nur zu zweit und auf einmal sprangen, wie aus dem Nichts, zwei junge schwarz gekleidete Polizisten und retteten unseren DHV Pavillon.

Nachdem wir uns herzlich bedankt hatten, kam mir ein “Naja, für irgendwas muss man ja gut sein” als Antwort entgegen. Wie gesagt, gestern hier in Augsburg, Bayern.

Vor 3 Wochen, mein Chef hatte zu Hendl und Bier ins Bierzelt geladen, ereignete sich folgendes. Nach dem Essen drehte ich mir meinen kleinen Joint und mein Chef meinte, na du hast dir ja schon einen gewissen Schutz durch deine Legalisierung erarbeitet. Worauf ich ihm antwortete : „Nee, wenn ich erwischt werde, werde ich erwischt. Ich bin schließlich kein Patient.“

Ich ging raus zum rauchen, einen Tisch weiter standen drei Herren. Einer musterte mich, dann dreht sich der andere um, kam sehr dicht an mich heran, baute sich auf und meinte: „Kennst du mich noch?“

„Klar“, antwortete ich. “Hallo Kevin” . Er war der Zivilpolizist von vor zwei Jahren. Nun meinte er, man könne das Dope bis zu ihrem Tisch riechen, aber er habe seinen Kollegen gesagt, ich wäre ganz nett und wahrscheinlich würde ich legal kiffen. Er ging zurück an seinen Tisch und dann sah ich, dass ich noch einen Gutschein für ein Freibier hatte. Damit ging ich hinüber zu den drei Herren, legte es auf dem Tisch und meinte: „Du Kevin, du weißt ja, dass das nicht meine Droge ist, magst du sie?“

Alle drei lachten und Kevin hat sichtlich erfreut das Freibier angenommen. Wie gesagt vor drei Wochen oder vier hier in Bayern neben dem Bierzelt.

Wir bedanken uns recht herzlich für dieses kleine Interview!