Michael (Micky) Becker

Wo er helfen kann, da mischt er mit!

Ob im Rahmen der DHV Ortsgruppe Augsburg, online, oder auf den Demos, Micky setzt sich ein. Der Miteigentümer des Hanfladens „Sea of Green“ in Heidenheim (https://www.sea-of-green.de) weiß die Vorteile von Cannabis zu schätzen und kämpft dafür, dass dies auch bald alle anderen können.

Wir danken dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Micky: Leider schon recht früh, dank fehlendem Jugendschutz. Ich war ca 13 Jahre alt, als ich das erste mal Haschisch konsumierte. Allerdings merkte ich davon nichts und so rauchte ich ab und an mal mit, kaufte mir aber selbst erst mit ca 16 Jahren was und begann dann auch regelmäßig zu konsumieren.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Micky: Irgendwann wurde es dann täglich, da sagte ich mir irgendwann auch, ich müsse eine Pause machen. Ich hatte gerade mal ein halbes Jahr Konsumpause, da wurde mir Ischiallumbalgie aufgrund einer Bandscheibenvorwölbung und fehlenden Knochenfragmenten am LW3 diagnostiziert. Erstmal nahm ich, unwissend vom Schmerzeffekt von Cannabis, nur herkömmliche Schmerzmittel ein. Aber dann, so ca ein Jahr nach Konsumpause habe ich auf einer Party einen Joint gereicht bekommen und sehr schnell gemerkt dass mir Cannabis gegen die Schmerzen hilft. Seither bin ich Cannabispatient und konsumiere, bei optimaler Verfügbarkeit, mehrere Gramm am Tag.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Micky: Ja, ich wurde bereits beim Bestellen von Seeds, beim Kauf von einem Dealer (aufgrund seiner Aussage vor dem Strafverfolgungsbehörden), beim Bestellen von Cannabis, sowie 2016 beim Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken erwischt.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Micky: Das gesamte Thema: die Ungerechtigkeit; die Uninformiertheit vieler Politiker, Ärzte und Behörden; und zu guter letzt meine eigenen Erfahrungen.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Micky: Ich besuche viele Veranstaltungen, veranstaltete auch selbst diverse Demos, Partys und Patiententreffen. Alles wo ich, trotz täglicher Schmerzen, helfen kann wird angepackt. ^^

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Micky: Ja – siehe oben 😉

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Micky: Ich bin deutlich mobiler und der Schmerz lässt sich viel besser aushalten – Ganz weg bekomme ich ihn leider nicht.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen

Micky: Ich finde es nur folgerichtig, dass bei unserer gescheiterten Prohibition auch andere Substanzen neu bewertet und freigegeben werden. Klar sollte man sehr gefährliche Drogen unter Verschluss halten, sie allerdings völlig zu verbieten macht aus unterschiedlichen Gründen keinen Sinn. Zuerst schützt man die Konsumenten durch Strafverfolgung nicht, man trägt noch zu ihrem Leid bei. Zweitens kann man mit Konsumenten so nie auf Augenhöhe reden – Sei es in der Psychotherapie oder in der Justiz. Und nicht zuletzt sind die gesundheitlich besonders bedenklichen Substanzen gerade deshalb „beliebt“, weil die, meist harmloseren, Alternativen fehlen.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Micky: Ich erwarte mir eine Legalisierung, bei der alles richtig gemacht wird – Konsumentenschutz, Jugendschutz und Substanzkontrolle.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Micky: Eigentlich nicht. Ab und an fragte ich mich, ob es Sinn macht weiterhin für eine Sache zu kämpfen die zwar Viele angeht, aber für die sich scheinbar nur wenige bequemen auf die Straße zu gehen. Allerdings denke ich dass das menschlich ist: Sobald wir versorgt sind und es uns gut geht, denken wir nicht an Zeiten in denen es nicht so ist. Wir machen mit anderen Problemen im Leben weiter. Ich habe z.B. oft beobachtet, dass viele Konsumenten dann aktiv geworden sind, wenn die Polizei zu Besuch war oder sie in eine Kontrolle kamen und nun Ärger an der Backe hatten.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Micky: Bestimmt. Bei Freundschaften habe ich das nur nicht so gemerkt, da man da eher still „gecancelt“ wurde. „Ghosting“ wäre hier wohl auch ein treffender Begriff. Wo ich es aber sehr oft gemerkt habe, war die Familie oder deren Bekannte. Hier wurde ich oft sehr dumm angeredet und Stigmatisiert. (Gerade zu der Zeit, als ich Cannabis noch illegal bezog – Seit 2017 wandelt sich das Bild laaaaaaaaangsaaaaaaam) 😉

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Micky: Ich bin für einen sehr offenen Umgang mit dem Thema, da gerade Patienten diesen auch führen müssen – Sie haben ja oftmals keine Ausweichmöglichkeiten. Aber auch sonst sollte der Umgang mit dem Thema entspannt vor sich gehen. Konsum vor den Kindern sollte dort vermieden werden, wo es geht und Cannabis immer unzugänglich aufbewahrt werden. Das gebietet schon die Vorbildrolle. Trotzdem bin ich auch für gesellschaftliche Events, wie Cannabisfeste, Erntefeste usw. Hier sollten Kinder halt nicht in Zelte oder Räume dürfen in denen stark konsumiert wird – Einfach wie beim Nichtraucherschutzgesetz.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Micky: Ich finde 18 Jahre völlig sinnvoll, da sich Jugendliche sonst das Cannabis bei älteren Freunden besorgen und dann vielleicht keinen richtigen Umgang damit lernen. Eine Begrenzung des THC-Gehaltes für 18 bis 21 Jährige halte ich auch für richtig, denn keiner der nicht eine unnötig hohe Toleranz aufgebaut hat braucht mehr als z.B. 12-14% THC mit vlt. 5-20% CBD. CBD nimmt ja nicht den erwünschten Effekt, sondern verringert lediglich die unangenehmen Nebeneffekte, wie „Druck“ im Kopf und „Verpeiltheit“.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Micky: 12 bis 14 Jahre, je nach Reife des Kindes und seinem Umfeld.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Micky: Eigentlich stelle ich mir die perfekte Legalisierung genauso vor, wie aktuell geplant. Ich erwarte mir nur, dass die Besitzobergrenze verschwindet und der Anbau per Raumgröße begrenzt wird. (Also z.B. 2 oder 3qm) Und eine sofortige Entkriminalisierung des Anbaus wäre auch eine hilfreiche Sache – Alleine um dem Schwarzmarkt zuvorzukommen. Ach ja, und Apotheken gehören raus aus den Forderungen. Die haben nicht nur absolut keine Ahnung von der Substanz, sondern sind auch keine adäquaten Drogenabgabestellen für den Freizeitkonsum. Sollen sie doch ihre eigenen Drogen verkaufen und das bislang so verteufelte Marihuana den Profis überlassen. (Dealer, Züchter, Puscher – All diese, als illegal geltenden, Berufsgruppen haben die Subkultur bislang erfolgreich erhalten und werden das sicherlich auch weiterhin gern tun)

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Micky: Cheese / Blue Cheese / Black Cheese – Ich liebe einfach diesen „käsigen“ Geschmack. <3

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so.

Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Micky: Es gibt so viele Wege, anonym für eine bessere Drogenpolitik einzustehen. Auch eine Teilnahme am Hanfmarsch hat noch niemanden den Job gekostet. Auch gibt es überall Ortsgruppen und CSCs oder ähnliche Hanfvereine. Diese zu unterstützen ist auch ohne sein Gesicht öffentlich zu zeigen möglich. Ich halte das Phänomen eher für die bereits erwähnte Bequemlichkeit.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Micky: Erhalte Dir Deine Toleranz – Es ist wunderbar jedes Mal wieder so „high“ zu sein wie beim ersten Mal. Das ist möglich, allerdings muss man seinen Konsum dann einschränken. Täglicher Konsum ist für rekreationelle Nutzer keine gute Idee – Aus mehreren Aspekten heraus. Einmal nimmt man sich die Möglichkeit für ein tolles „High“ und andererseits nehmen damit auch die unerwünschten Nebenwirkungen zu und man hat zuehmend Motivations-, Konzentrations- oder Erinnerungsprobleme. Jugendlichen würde ich auch aufgrund der Hirnentwicklung einfach raten, sich möglichst ein großes Potential zu erhalten und möglichst gar nicht zu konsumieren. Da dies aber eher Utopie ist, würde ich mit meinem ersten Punkt argumentieren und die jungen Leute auf Augenhöhe damit abholen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Micky: Da fällt mir so vieles ein, aber vielleicht eine Anekdote in Kurzfassung: Ich wurde mal auf einem Rastplatz vom Zoll beim Medizinieren gesehen und im Anschluss von der Polizei kontrolliert. Erst war Rezept gefälscht, dann sollte ich einen Cannabispass dabeihaben (Das müsse man!!1!!elf!!) und zu guter Letzt war meine Einnahmemethode (Joint, der schon ne viertel Stunde brannte und genüsslich von mir geraucht wurde) falsch. Auf dem Rezept stand ja: „Verdampfen“. Somit konfiszierten die Beamten meinen Joint – Ja, genau den, den ich seit ner viertel Stunde bis zu einer „roach“ von insgesamt 3 cm Länge runtergeraucht hatte… Ein Jahr später hätte ich den Joint wieder abholen dürfen. So lange hatten sie den scheinbar in Gewahrsam. Wenn ich nicht innerlich schon heulen würde vor lauter „spaßiger“ Begegnungen mit der Polizei, dann hätte ich dort sicherlich laut losgelacht 😉