Geboren wurde Maximilian im hessischen Heppenheim. Schon in seiner Schulzeit und vor seinem Physikstudium interessierte er sich sehr für Politik, was ihn schließlich im Alter von 18 Jahren dazu bewegte, Mitglied der Grünen zu werden. Hier engagierte er sich im Fachforum Drogen der Grünen Jugend sowie des Arbeitskreises Drogen der Grünen Jugend Hessen und des Bundesnetzwerkes Drogen (BND). Kurze Zeit später wurde er Leiter des Arbeitskreises Drogen der Grünen Jugend Hessen und Mitglied des Kreisvorstandes der Grünen im Kreis Bergstraße. Außerdem wurde er 2003 drogenpolitischer Sprecher der Grünen Jugend Hessen. Im Jahr 2004 wurde der 39 jährige Aktivist zusätzlich zum Sprecher des Fachforums Drogen der Grünen Jugend Bundesverband gewählt, wo er hauptverantwortlich ein Modell für die Einführung von Drogenfachgeschäften erarbeitete, welches als Modell für eine alternative Drogenpolitik dienen sollte.
Maximilian, lebt heute mit seiner Familie in Berlin. Von 2009 bis 2017 arbeitete er hier beim Deutschen Hanfverband in verschiedenen Bereichen, danach bis heute bei Sens Media. Inzwischen ist Max Geschäftsführer des KCG Kompetenzzentrum Cannabis GmbH. Als Experte im Bereich Cannabis als Medizin organisiert er regelmäßig Treffen von Patienten in Berlin. Zusätzlich schreibt er regelmäßig in verschiedenen Blogs zu den Themen Drogen, Drogenpolitik, Psychonautik und Cannabis als Medizin und betreibt einen Youtube – Kanal.
Doch nun wollen wir den vielbeschäftigten Legalizer endlich selbst zu Wort kommen lassen. Vielen Dank Maximilian, dass du bei unserem kleinen Interview mitmachst!
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Maximilian : Erst relativ spät, 10 Klasse. Habe auch die Raucherphase in der Schule boykottiert.
Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Maximilian: Ich habe als Probier,- und Wochenendkonsument angefangen und bin inzwischen Patient geworden.
Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Maximilian: Nein. Ich begegne der Polizei meist nur auf dem Podium. Als Patient bin ich immer sehr offen damit umgegangen, keine Probleme.
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Maximilian: Ich weiß noch in der Oberstufe kam ich auf das Thema. Ich habe mir die Fakten angeschaut und habe dann eine Email an einen Aktivisten geschickt a la “Müsste dann ja morgen legal sein.” Das es das bis heute noch nicht ist, hat mich nicht losgelassen, diese Unlogik.
Hanfverband Hamburg : Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Maximilian: Im Fachforum Drogen und dem Bundervorstand der Grünen Jugend, sowie dem Bundesnetzwerk Drogenpolitik bei Bündnis 90 Die Grünen. Ich konnte die grüne Programmatik wesentlich mitgestalten. Ebenso habe ich Kontakte zur LINKEN und der SPD, z.B. über die Friedrich Ebert Stiftung.
Ich bin Gründungsmitglied von LEAP, einer von zwei nicht “Law Enforcer” (im Sinne der LEAP Satzung) unter den Anwesenden. Außerdem Bundesvorstand von akzept e.V. – Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik ( https://www.akzept.org ), darüber hinaus Mitherausgeber und immer wieder Autor des Alternativen Drogen und Suchtberichts https://alternativer-drogenbericht.de. Desweiteren bin ich Mitglied im Schildower Kreis und betreibe meinen Blog http://alternative-drogenpolitik.de. Es gibt wenige Hochzeiten auf denen ich nicht tanze.
Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Maximilian: Ja. Ich habe die Diagnosen ADHS, Depressionen und Restless Leg Syndrom. Dazu kommt noch Autismus. Dank Cannabis kann ich ein besseres Leben führen.
Hanfverband Hamburg : Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation
verbessert?
Maximilian: Cannabis ist – zusammen mit den konventionellen Arzneimitteln – ein wesentlicher Bestandteil meiner Therapie. Ich will weder das eine noch das andere missen. Cannabis hilft mir u.a. Probleme die ich mit oder wegen ADHS habe zu managen, auch wenn ich weiß wie wenig wir eigentlich wissen bzgl. Wirkung, Sorten oder wie beschränkt auch mein Zugang ist. Die Cannabis – Apotheke der Zukunft wird mir noch deutlich besser helfen können.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Maximilian: Die Prohibition ist gescheitert, teuer und schädlich. Das Verbot löst kein Probleme – egal bei welcher Droge. Ich habe hier schon zu Grüne Jugend Zeiten das Konzept des Drogenfachgeschäfts entwickelt. Siehe auch
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Maximilian: Meine Prognose waren lange 8-12 Jahre – basierend auf einer Fortschreibung der Umfragedaten die es in Deutschland gab und der Erkenntnis, dass sich in den US Bundesstaaten etwas bewegt hat als lokal eine Mehrheit erreicht wurde. Vermutlich wird es aufgrund von Ergebnissen wie der Legalisierung in Kanada und den guten Erfahrungen in den USA schneller gehen. In den USA war der Tipping Point, ab dem man wusste es ist nur eine Frage des „Wann“ nicht des „Ob“ die gescheitere Abstimmung um California Proposition 19 im Jahr 2010. Ich denke wir hatten unseren “Tipping Point” als Christian Linder die Verhandlungen mit CDU, CSU und Grünen über eine mögliche Jamaika Koalition aufgekündigt hat. Denn zu diesem sehr späten Zeitpunkt der Verhandlungen war die Cannabis – Reform weiterhin im Spiel, zwar als strittiger Punkt, aber ganz klar auch von der CDU als Verhandlungsmasse angesehen.
Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?
Maximilian: Ich mache weiter weil ich überzeugt bin auf der richtige Seite der Geschichte zu stehen. Zeit und Wahrheit sind auf unserer Seite. Mit meiner Arbeit im Bereich Cannabis als Medizin kann ich ganz konkret das Leben von Menschen lebenswerter machen. Für meine persönliche Karmabilanz glänzende Voraussetzungen.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Maximilian: In meinem “grünlinksversifften” Milieu war das kein Problem 😉
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Maximilian: Ich bin froh, dass ich frühzeitig mit meiner Ausnahmeerlaubnis ein legaler Patient wurde und in Berlin wohne. Damit konnte ich immer offen und ehrlich damit umgehen und es nicht verheimlichen wie so viele es tun (auch wenn nicht alle es so müssten).
Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Maximilian: Deutlich bevor sie alleine mit Drogen in Kontakt kommen – womit wir im Kindergartenalter sind. Wie? Gute Frage. Das würde hier zu weit führen. Damit ließe sich sicherlich ein ganzer Ratgeber füllen, es wäre auch mal an der Zeit für einen eben solchen….
1. „Nein“ ist keine Antwort, wenn es um Fragen zu Drogen geht. 2. Ich empfehle die Bücher von Carl Hart und David Nutt. 3. Für Sens Media habe ich in der Infused dazu einen Beitrag geschrieben: https://in.fused.eu/just-say-know/
Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Maximilian: Ich denke wir sollten hier ähnlich wie bei Alkohol nicht nur legale Angebote an über 18 Jährige haben. Es ist durchaus möglich gefährlichere und weniger gefährliche Formen von Cannabis zu definieren und entsprechend unterschiedlich zu regulieren – so wie wir Bier nicht mit Strohrum gleichsetzen.
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Maximilian: Ich denke ein ganz wesentliches Element eines funktionieren Marktes ist dass – so wie in Uruguay – sowohl der kommerzielle Handel, als auch der Eigen- sowie der Gemeinschaftsanbau legal sind. Der Anbau für sich alleine oder in einer Gemeinschaft wird nie einen großen Marktanteil besitzen, ist aber ein wichtiges und wirksames Instrument um die Qualität des kommerziellen Handels zu beeinflussen. Wenn Konsumenten eine Alternative bei ihrer Versorgung haben und engagierte Hanffreunde zeigen was möglich mit Cannabis ist, dann ist der kommerzielle Handel deutlich mehr im Zwang ordentliche Produkte anzubieten. Im gemeinsamen Anbau und Konsum in Social Clubs oder anderen Gemeinschaften sehe ich auch ein großes Potenzial für die Prävention. Der Einfluss meiner Peers, meiner Kollegen im Club auf mein Konsumverhalten ist viel größer, als der von Gesetzen oder staatlichen Maßnahmen. Dort können Erfahrungen weitergegeben und aktiv Drogenmündigkeit vorgelebt werden.
Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Maximilian: Ich brauche mit meinen zahlreichen Symptomen eigentlich eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten. Wenn ich mich auf eine Sorte festlegen müsste, nachdem ich das erste Mal in der Apotheke war und alle Bedrocan Sorten durchprobieren konnte, fand ich das Bedica bemerkenswert anders war als vieles was ich kannte. Es hat mich beruhigt und ich konnte ein Gang runterschalten ohne dass ich davon müde wurde. Insgesamt sind die Sorten die auch CBD enthalten für viele Patienten im Alltag empfehlenswert, auf dem Schwarzmarkt gibt es diese leider nur selten.
Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Maximilian: Für politisches Engagement alleine bekommt man keinen Ärger. Wenn man Regeln übertritt, sollte man dies bewusst tun und sich der Konsequenzen davor klar sein. Lasst die Finger von illegalen Geschäften mit Cannabis oder sonstigen Scheiss – der ist meiner Erfahrung nach der häufigste Grund warum Aktivisten heftigen Ärger bekommen haben.
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Maximilian: Sowohl als auch. Growen kann für Patienten eine sehr positive Ergotherapie darstellen.
Hanfverband Hamburg : Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Maximilian: Wenn du Drogen gebrauchst, sei dir klar wieso und warum du es tust.
Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Maximilian: Nein, spontan gerade leider nicht. Aber vielleicht passt das hier: Als ich vor 2 Jahren beim Deutschen Hanfverband nach über 10 Jahren Tätigkeit aufgehört habe, davor war ich noch einmal so lange ehrenamtlich im Bereich Drogenpolitik aktiv, dachte ich, ich hätte eine ganz solide Kenntnisse darüber was Cannabis ist, wie es wirkt, welche Gefahren und Möglichkeiten es mit Cannabis gibt. Heute weiß ich, dass ich damals kaum etwas wusste. Seitdem ist mein Wissen ebenso gewachsen wie das “Dunkelfeld”, also das, was ich nur erahnen kann. Es gibt noch soviel mehr zu wissen…
Wir bedanken uns recht herzlich für das spannende Interview! Danke für deine Arbeit und weiterhin alles Gute!
Karl Huber alias Shorty kann ohne zu übertreiben sagen, dass Cannabis ihm das Leben gerettet hat, denn dank Cannabis hat er seine Alkoholsucht in den Griff bekommen und ist heute seit Jahren trocken.
Der Alkohol bestimmte über Jahrzehnte sein Leben. Es folgte eine Entgiftung auf die nächste, doch das einzige, was ihm wirklich half, war Cannabis.
Doch der Weg, bis ihm die Medizin vom Arzt verschrieben wurde, war alles andere als einfach für ihn.
Für viele Ärzte ist Cannabis auch heute noch eine gefährliche Droge und kein probates Mittel, um Alkohol zu substituieren.
Letzten Endes hat der 55 jährige Aktivist aus Rosenheim aber den Kampf gewonnen und engagiert sich heute mit viel Herzblut für die Legalisierung, hält Vorträge, oder hilft Patienten in einer Selbsthilfegruppe.
Shorty, schön dass auch du bei unserem kurzen Interview mitgemacht hast!
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung bekommen?
Karl: Eigentlich erst sehr spät mit 21. Und wir waren betrunken, sonst hätte ich nie am ersten Joint gezogen.
Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert.
Karl: Ja natürlich ist ja klar. Anfangs hat man nur am Wochenende mal geraucht. Dann mit 30, als ich festgestellt habe dass es mir gegen Alkohol hilft, habe ich natürlich viel mehr zu konsumieren begonnen. Momentan brauche ich am Tag so zwischen fünf und sechs Gramm. Aber das nach 35 Jahren, ist ja klar dass ich das ein bisschen vermehrt.
Hanfverband Hamburg: Hattest du im Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Karl: Ja schon öfters. Das erste Mal hat jemand behauptet, er hätte bei mir ein Gramm gekauft. Das hat gar nicht gestimmt. Trotzdem hatte ich eine Hausdurchsuchung und musste für 7 ca. 10 bis 15 cm hohe Pflanzen fast 1000 D – Mark bezahlen. Das war 1994.
1998 hatte ich auch eine Hausdurchsuchung. Man fand 7 Gramm. Dafür und für ein paar verlogene Aussagen bekam ich 2 auf 4 Jahre Bewährung. Daraufhin habe ich meinen ersten Alkoholrückfall nach 4 Jahren gehabt und habe mein Heimatland Bayern verlassen müssen da ich sehr schwere Auflagen, Drogenscreening und so weiter bekam.
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Karl: Als ich erfuhr dass es Ausnahmegenehmigungen für Cannabis als Medizin gibt habe ich mich sehr darum bemüht, viele Aktivisten getroffen, Gleichgesinnte kennengelernt und setze mich seitdem für die Legalisierung ein.
Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagiert du dich für die Legalisierung von Cannabis.
Karl: Ich bin auf Demos und Messen und habe hier und da schon Vorträge gehalten. Wir haben eine Selbsthilfegruppe für Cannabispatienten gegründet. Dort helfe ich Patienten und berate.
Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis Patient?
Karl: Ja bin ich und zwar seit April 2015, denn da bekam ich meine Ausnahmegenehmigung und hatte den langen Kampf gewonnen. Ich habe sieben Jahre lang gesucht um einen Arzt zu finden der mit mir den Antrag bem BfArM gestellt hat.
Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert ?
Karl: Also mir hat Cannabis schon immer geholfen. Ich habe in der Jugend alkoholisiert viel Scheiß gebaut und dank Cannabis hat sich das geändert. Mann war nicht mehr aggressiv, keine Schlägereien mehr. Seitdem ich Cannabis konsumiere, hatte ich nur noch deshalb Probleme mit der Polizei. Früher als ich noch kein Cannabis konsumierte, hatte ich viel öfter Probleme mit der Polizei. Fahren ohne Fahrerlaubnis, Trunkenheit im Verkehr, Körperverletzung und andere Sachen die man betrunken einfach als dummer Jugendlicher anstellt.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Karl: Also ich bin für die Entkriminalisierung, man braucht sich nur Portugal anzusehen. Die haben in meinen Augen alles richtig gemacht.
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen das mit der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Karl: Also ich glaube, solange die christlichen Parteien das Sagen haben und diese Bier – Gesichter regieren, wird sich nicht viel ändern.
Hanfverband Hamburg: Gab oder gibt es Momente in deinem Aktivisten Leben wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiter zu machen.
Karl: Nein ich habe auch wenn es Rückschläge gab noch nie daran gedacht aufzuhören.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabiskonsum, auch ob des gesellschaftlichen Stigmas, Auswirkungen auf Partnerschaften Freundschaften?
Karl: Natürlich, jeder geht anders damit um. Es hat Freundschaften gebracht aber auch Freundschaften gekostet.
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir eine Legalisierung vor?
Karl: Gibt doch genug andere Länder die es vormachen. Portugal, USA einige Bundesstaaten, Holland also auf alle Fälle gehört kein Mensch eingesperrt der Cannabis konsumiert.
Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung von Cannabis einzusetzen, weil sie fürchten, Probleme im Job und so weiter zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Karl: Denen sage ich, durchs Verstecken wird es nicht besser. Man muss sich outen. Nur so wird’s besser! Man sollte auch die Demos besuchen. Hanfparade und so. Wenn man überlegt, dass wir in Deutschland vier Millionen Kiffer haben und man besucht eine Demo oder die Hanfparade und dann sind 5000 oder 6000 Leute da, dann macht mich das traurig. Wenn alle zu Hause auf der Couch sitzen bleiben und diese Veranstaltung nicht besuchen, wird sich nie was ändern.
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Karl: Ich würde gerne selbst anbauen und natürlich auch manchmal im Shop einkaufen.
Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemanden mit auf dem Weg geben vielleicht jedoch die Jugendlichen wenn er sie zum ersten Mal Cannabis konsumieren möchten.
Karl: Na mit erfahrenen Cannabiskonsumenten die sich auskennen würde ich zum ersten mal probieren. Dann nicht zu viel her nehmen und nicht bevor ihr 18 seit.
Hanfverband Hamburg: Hast du noch eine lustige oder spannende Cannabis Anekdote.
Karl: Ja die habe ich. Nach meiner ersten Kontrolle am Rosenheimer Bahnhof im Jahr 2015 sagte ein Rosenheimer Zivilpolizist zum anderen: „Ja gib ihm den Joint wieder.“ Wenn ich darüber nachdenke muss ich jedes mal wieder lachen, denn wenn dir das passiert, dass ein bayerischer Zivilpolizist zum anderen sagt, „Gib ihm den Joint wieder“, dann weißt du, dass du gewonnen hast.
Karl, herzlichen Dank, dass du hier mitgemacht hast.
Den 53 jährigen Wahl – Österreicher kennt sicher jeder, der sich schon einmal mit Cannabis beschäftigt hat.
Als freier Journalist berichtet er bei CIA TV ( ehemals Blun TV ) seit mehr als 11 Jahren von den unterschiedlichsten Orten über die unterschiedlichsten Themen rund um die beste Pflanze der Welt.
Dabei ist der gelernte Berufskraftfahrer und Dtp – Systemtechniker stets darauf bedacht, dem Hanf die Bühne zu geben, die ihm gebührt. Als Medienpartner von „Legal Europe“ befasst sich CIA TV hauptsächlich mit Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Freiheit gerade in Bezug auf Cannabis & Hanf.
Wir freuen uns sehr, ein bisschen mehr von Mario zu erfahren und sind gespannt auf dieses kurze Interview.
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Mario: Ich habe eine sehr schwierige Kindheit hinter mir, in der es auch Missbräuche gab, worauf ich aber hier nicht näher eingehen mag. Meine Mutter war Sozialempfängerin und Alleinerziehend, deshalb musste ich schon früh auf eigenen Beinen stehen. So war ich mit 15 Jahren schon geschäftstüchtig und habe in der Innenstadt von Dortmund an erwachsene Menschen Haschisch verkauft. Das erste mal hat mich wohl mein Bruder neugierig gemacht, weil ich nicht verstanden habe, wieso man einen Hasenkötel mit sich trägt, der aber irgendwie anders roch.
Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Mario: Absolut, zum einen habe ich in Deutschland 15 Jahre lang im Grunde nur Haschisch gekannt und geraucht, außer man fuhr öfter mal nach Holland, wo man auch gutes Weed bekam. Aber Haschisch prägte meine ersten Erfahrungen mit dem grünen Wunderkraut, sicherlich war es aber so, das es zum einen nur darauf ankam dass es schnell und viel knallte.
Also eher ein missbräuchlicher Konsum, Mischkonsum mit Tabak und gleichzeitig Alkohol mit dem Ziel sich schnell aus der Umlaufbahn zu schießen. Als dann aber die späte Jugend vorüber war, die erste feste Beziehung funktionierte und dann auch noch Nachwuchs die Welt erblickte, wurde auch der Umgang und der Konsum verändert. Von kleineren Mengen der Einnahme oder auch Pausen des Konsums war dann alles mit dabei. Später wurde ich dann Patient, weil ich die gute und heilsame Wirkung erkannte und meine Symptome nicht mit Medikamenten verbessern wollte, solange die Natur so wunderbar hilft.
Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Mario: Da ich wie viele früher die gute Ware aus den Niederlanden holen musste, hatte man auch unweigerlich mit der Polizei zu tun, allerdings war es früher auch noch irgendwie einfacher und es wurde auch oft nur nach Alkohol kontrolliert. Ich baute mir natürlich meine Medizin auch öfter selbst an, schließlich gab es das damals nicht in Apotheken, also entweder Schwarzmarkt oder selbst anbauen war angesagt. Bis auf kleinere Anhaltungen im bayrischen Raum, saß ich unter anderen mal 8 Wochen in Untersuchungshaft, weil ich meine Lieblingspflanze mit anderen Menschen geteilt habe.
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Mario: Ich habe mich schon seit den 90ziger Jahren im sozialen Bereich eingesetzt, unter anderem in einem Arbeitslosenzentrum. Darüber hinaus habe ich mich viel für das „bedingungslose Grundeinkommen“ eingesetzt, was ich immer noch tue, aber nicht mehr so aktiv in diesem Thema. Ich bin schon immer ein Revoluzzer, gegen Kirche, gegen ein ungerechtes System und unmenschliche Bedingungen, unnötige Gesetze und so weiter …
Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Mario: Ich habe dann in Österreich angefangen ISI – Europa, später „Legal – Europe“ zu gründen, ein Kreativ – und Kulturverein der sich für die Hanfpflanze einsetzt. Später übernahmen wir den Job des „ Dachverbandes der CSC´s, zu erreichen unter www.Cannabis-Social-Clubs.at und in diesem Zuge installierten wir auch die ersten Cannabis Social Clubs in Wien, Salzburg, Linz, Kärnten uvm. Leider sind durch das harte durchgreifen der Exekutiven die aktiven arbeiten der Clubs überwiegend eingestellt worden.
Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Mario: Seit ungefähr 3 Jahren bin ich privater Cannabis Patient, um mir ein wenig Sicherheit zu verschaffen, allerdings ist es unleistbar solange man es selbst finanzieren muss, warum ich wieder auf zur Eigenversorgung übergehen musste. Leider wohne ich selbst nicht in Deutschland, was eine Kostenübernahme unmöglich macht.
Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Mario: Es hilft mir in mehreren Situationen, zum ersten als Schmerzmittel, für die täglichen, chronischen Rückenschmerzen. Es fällt mir schwer hier meine Symptome zu erklären, aber ich leide unter anderem an Ameisenlaufen (Nervenkitzeln), innere Unruhe, PTBS, soziale Phobien wobei mir Cannabis wirklich gut hilft. Wenn es um wiederkehrende Zeiten der Depression geht, welche gerade in der dunkleren Jahreszeit auftauchen, so können auch Pausen des Konsums durchaus Hilfe bringen! Jedoch mindert das nicht die restlichen Symptome wofür ich dann zur Pharmaschublade greifen muss.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Mario: Auch wenn ich erst mal nur für die Freigabe von Cannabis an Erwachsene bin, sollte man im Grunde jegliche Substanzen freigeben bzw. regulieren und nicht unter Strafe stellen. Ganz im Gegenteil brauchen wir hier Hilfen und Auffangstuben, in denen aufgeklärt und vielleicht sogar verabreicht wird. Es gibt viele Möglichkeiten, man muss nur bereit sein, darüber nachzudenken.
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Mario: Es geht nicht um die jetzige Politik, es geht mir eher um das gesamte politische System welches seit Jahrzehnten installiert ist.
Ist es schlau zig Millionen für Parteien auszugeben, die nicht mal Wahlversprechen einhalten müssen und die einfach über die Meinung des Volkes Entscheidungen treffen? Brauchen wir eine Politik, welche uns alle 2-4 Jahre mit Gesichtern und Wahlsprüchen matert welche wir selbst bezahlen?
Wir brauchen ein modernes, schlankes und vor allem bürgernahes politisches System und auch dafür habe ich Ideen und Konzepte die wohl nicht neu sind. Ich kann mir sogar vorstellen dass es mit dieser Regierung noch eine Verschlechterung des Zustandes geben könnte. Auch wenn wir alle seit Jahrzehnten hoffen und behaupten, bald ist es soweit, bald wird legalisiert.
Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?
Mario: Ich habe immer aus Überzeugung und Herzblut gehandelt. Ich habe viel Zeit und Geld investiert und oft habe ich schon gedacht, „nur Laberköpfe, alle wollen nur kiffen und so wird das nichts“. Aber es gibt tolle Leute in der Bewegung die was weiterbringen, Schritt für Schritt und mein positives denken hat mich dazu ermutigt weiter zu machen. Das bin einfach ich.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Mario: Ja leider hat meine erste lange Beziehung mit Kind darunter gelitten, sie hatte während und nach der Schwangerschaft aufgehört Cannabis zu konsumieren, ich nicht, dass hat unsere Beziehung belastet. Oft wurde man beleidigt wenn man zum Thema steht oder zugegeben hatten das man konsumiert …“Du Haschgiftspritzer“ und was man nicht alles für tolle Sprüche zu hören bekommt von Menschen die sich nicht mal mit dem Thema annähernd beschäftigt haben.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Mario: Man sollte nicht vor seinen Kindern konsumieren oder sie gar mit einbeziehen. Wenn die Kinder ins richtige Alter kommen, sollte man sie schon ehrlich aufklären, mit dem Ziel das mein Kind zu mir kommt wenn es Drogen nimmt oder nehmen will und weiß das es mir vertrauen kann.
Bei meinem Sohn, welcher nun 20 Jahre alt ist, hat es wunderbar geklappt. Er nimmt keine Drogen außer Alkohol und Zigaretten, weil ich ihn frühzeitig richtig und ehrlich aufgeklärt habe!
Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Mario: Ich denke je nach Kindesreife zwischen 9-14 Jahren, es sollte auch nicht direkt alles erklärt werden, sondern in Häppchen verpackt werden, man sollte weder neugierig machen, noch Horrorgeschichten erzählen. Über die Gefahren berichten und worauf man besonders achten sollte, oder wie man damit umgeht wenn einem jemand etwas anbietet!?
Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Mario: In Ausnahmefällen mit Einverständniserklärung der Eltern (beim ADHS etc) ab 16 Jahren, im Normalfall erst ab 21 Jahren.
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Mario: Legalisierung ist leider zu allgemein, daher plädiere ich für eine gute Regulierung und diese sollte mehrere Möglichkeiten anbieten, von der Abgabe in der Apotheke, über Coffeeshops für volljährige Besucher/Touristen über kostengünstige Cannabis-Social-Clubs und für Patienten auch der Eigenanbau.
Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Mario: Zu viele um diese alle aufzuzählen, aber ich liebe alte Kultsorten wie Super Skunk, Northern Lights, NYD, Amnesia aber auch neue Kreuzungen wie Gorilla Glue.
Ach es gibt so viele leckere, geschmacklich unterschiedliche und in der Wirkung potente Sorten, dass mich die Frage überfordert 😉
Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme imJob, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Mario: Eier kaufen!
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Mario: Ich würde zum Teil selbst anbauen und es auch selbst verkaufen wollen, ein Bauer mit Shop wäre mein Traum und das mit Besuch der Polizei, welche mit mir mein geiles Weed testet!
Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Mario: Ich würde fragen, warum sie es konsumieren möchten. Sie sollten etwas schönes dabei tun und es bewusst genießen. Das sie es nur tun sollten wenn sie es wirklich selbst wollen und nicht weil man cool sein will oder seinen Freunden etwas beweisen möchte. Man sollte vorsichtig sein und in kleinen Dosierungen vorgehen und sich bei Bedarf langsam steigern, statt anders herum.
Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Mario: Lieber Gras rauchen, als Heu schnupfen 😉 Wenn es einen Gott gäbe und dieser wüsste dass der Mensch in weiten Teilen der Welt diese wunderbare Pflanze unterdrückt um chemische Mittel verkaufen zu können, dann würden einige viele in der Hölle landen!
Dies
tut die 44 jährige Pharmazeutisch Technische Assistentin (PTA),
trotz ihrer krankheitsbedingten Einschränkungen mit viel Herzblut.
Infotische,
Unterstützung in Führerscheinfragen und Anträgen, oder die
Organisation des alljährlichen Global Marijuana March sind nur ein
Teil ihrer Arbeit für die Legalisierung und Rehabilitierung von
Cannabis.
Wir
freuen uns, dass auch sie sich die Zeit genommen hat, bei unserem
Interview mitzumachen.
Wie
bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Das
erste Mal Cannabis war kurz nachdem ich nach Köln gezogen bin. Da
war ich 18. Dosenrauchen beim Chillen am Baggerloch.. Hat mir nix
gebracht, die weiteren Male auch erst mal nicht.
Irgendwann
ein paar Jahre später mit so´n
paar verrückten Italienern nach Holland gefahren…1. Lachflash in
meinem Leben..hat meiner Seele gut getan.
Hat
sich dein
Konsum im Laufe der Jahre verändert?
War
nie ein großer Kiffer. Mein Verbrauch ist sehr übersichtlich. Es
gibt Zeiten, da brauch ich den Kopf klar, da würde Cannabis mich
behindern. Aber in all den Jahren gab es auch immer mal Zeitfenster.
Hattest
du in
Bezug auf Cannabis
schon Probleme mit dem Gesetz?
2006
bin ich von Polizei in Zivil bei „Rock am Ring“ aufgegriffen
worden, während ich mir doch tatsächlich mal ne Tüte ansteckte.
Die haben das Corpus Delikti sogar eingetütet und mir ne
Strafanzeige geschrieben, die natürlich wegen der extrem hohen Menge
eingestellt wurde.
Was
hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
2011
wollte ich endlich mal zur Hanfparade. Hatte rausgefunden, dass ein
Bus von Köln nach Berlin fahren sollte,da hab ich mir für 50Euro n
Ticket gekauft und dachte mir, „Hey,n ganzer Bus voller lustiger
Leute,da bin ich dabei!“
Leider
kam es nicht dazu. Ich erkrankte sehr ernsthaft, musste in ne Klinik.
Intensivstation statt Hanfparade.
Der
Veranstalter machte dann aber später in der Eifel n Treffen mit
denen die mitgefahren sind. Da bin ich dann so halb wieder fit hin.
Die
50 Euro wollte er mir wiedergeben, ich wollte es dann aber lieber für
n neues Projekt, was er starten wollte, spenden. Das war der Start
von Cannabis Colonia e.V. . Wir trafen uns irgendwann später im AZ
Köln.. und viele tolle Mitstreiter kamen dazu.
Auf
welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Auf
viele verschiedene Art und Weisen, auch wenn ich mittlerweile durch
noch mehr Krankheit dann doch auch etwas langsamer machen muss.
Wie
gesagt, seit 2011 bei Cannabis Colonia e.V. Wegen uns ist die Region
hier rund um Köln definitiv was grüner geworden. Ab sofort gab es
Infotische, Beratung in Führerscheinbelangen, Beratung für
Patienten und Treffen.
Dann
die Dampfparade (bis 2016) die zugunsten der Patienten stattfand, vor
dem Bfarm in Bonn waren wir in Zusammenarbeit mit dem SCM.
Gelegentlich haben wir Prozesse begleitet, von Patienten, die in Köln
ihren Prozess gegen die Bfarm hatten.
In
nächtlichen Telefonaktionen ausgeklüngelt hab ich mit zwei anderen
Mitstreitern auch den ersten Antrag auf einen Coffeeshop in Köln.
Den
GMM machte Cannabis Colonia bis 2016 in Köln, danach im Umland. Also
z.B in Euskirchen und Bergisch Gladbach. Immer wieder mit großem
Erfolg und großartigen Beiträgen wofür ich allen Beteiligten
herzlich nochmal danken möchte! Immer gab es auch tolle Gespräche
am Infotisch.
Ich
persönlich bin immer für Vernetzung gewesen, so war ich in
verschiedenen Orgagruppen auch als Gasthörer unterwegs, z.B.
Frankfurt, wo ich auch auf dem ein oder anderen GMM mitgeholfen habe.
Düsseldorf
hat bei uns doch auch viel mitgenommen, weswegen ich mich auch super
wohl bei den lieben Düsseldorfern fühle. Toller GMM! Und da in
Duisburg definitiv immer Leute fehlen, bin ich seit 2016 beim GMM
2016 in der Orga und auf der Straße mit den Hanfaktivisten Duisburg
anzutreffen.
Bist
du Cannabis – Patient?
Ja,
aber erst seit meiner letzten schweren Erkrankung, die es mir
unmöglich macht, normale Medis gegen meine Migräne einzunehmen.
Hilft mir prima.
Wie
stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Entkriminalisierung
ist wichtig, egal um welche Drogen es geht.
Wie
siehstdu
die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Pffff…schlecht..
Man diskutiert gern mal drüber, aber es tut sich nicht wirklich was.
Gab,
oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du
an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich
weiterzumachen?
Natürlich.
Insbesondere Einzelpersonen lassen einen dann doch auch schon mal
(ver)zweifeln.
Es
gibt ja aber dennoch auch all die anderen lieben Mitstreiter und
Freunde mittlerweile für die es sich lohnt sich einzusetzen.. wieder
und wieder und wieder..
Wie
stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Mit
den Kindern muss man sprechen. Aufklärung hilft. Am besten am Anfang
der Pubertät.
Wenn
die Kinder so im Dunst mit drin sitzen finde ich das nicht gut. Sind
die aber schon im Bett und man selber gönnt sich n
Feierabendtütchen, sollte das kein Problem sein.
Welche
Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
18
eher sogar 21. Aber 18 wäre denk ich, wenn man´s nicht übertreibt
ok.
Wie
stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Ich
wünsche mir Drogenfachgeschäfte, wo Leute versorgt werden, die
keinen grünen Daumen haben.
Für
die, die einen grünen Daumen haben natürlich ne Anzahl Pflanzen mit
denen man zurecht kommt, legal, zuhause angebaut.
Alle
Patienten sollten es von der Kasse bezahlt bekommen. Wenn man
zusätzlich noch Pflanzen braucht, sollte das natürlich auch kein
Problem darstellen.
Hast
du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Amnesia
oder Silver Haze
Viele
Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu
engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen.
Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du
ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Bitte
engagiert euch! Ihr könnt auch im Hintergrund agieren ohne erkannt
zu werden..
Sprecht
mit Leuten, wenn ihr euch traut. Erzählt ihnen von den positiven
Eigenschaften von Cannabis.
Wir
wären so viiiiele, wenn alle auf die Straße gehen würden.
Wenn
Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop
einkaufen gehen?
Apotheke
reicht mir schon..
Vielleicht
aber dann doch mal n Balkon begrünen.. oder auch mal in nen tollen
Shop.
Früher
wollt ich immer selber so n Shop haben. Mittlerweile nicht mehr, ich
bin einfach nicht mehr fit genug für solche Aktionen…
Was
würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade
Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Viel
hilft nicht immer viel..
Also
erst mal langsam angehen die Sache.
Am
besten immer wen dabei haben, der halt immer nüchtern ist.
Danke
Sofia, dass du mitgemacht hast. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg
bei deiner Arbeit für die Legalisierung.
Wenn
ihr aus Frankfurt kommt, habt ihr Ingrid vielleicht schon auf ihrem
Trike, dem „Wiesel“, mit der obligatorischen Hanfflagge durch die
Stadt fahren sehen.
Ingrid
weiß aus Erfahrung, wie sehr Cannabis das Leben wieder lebenswert
machen kann, denn Cannabis hilft ihr massiv, ihren Alltag zu
bewältigen.
Doch
nicht nur aus diesem Grund setzt sich die 59 jährige für eine
Legalisierung ein. Die maßlose Ungerechtigkeit, welche unser
Betäubungsmittelgesetz auszeichnet wäre auch ohne ihre Krankheit
Grund genug für sie, gegen das Verbot zu kämpfen.
Die
Sprecherin der Hanfinitiative
Frankfurt (https://www.hanf-initiative.de/),
welche es seit 2003 gibt,
kümmert sie sich um den alljährlichen Global Marijjuana March,
organisiert Infotische und ist natürlich 24/7 auf Aufklärungs –
Mission.
und
engagiert sich im Ortsbeirat der Frankfurter Linksfraktion politisch.
Wir
freuen uns, dass sie sich für und Zeit genommen hat!
Hanfverband
Hamburg: Wie
bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Ingrid:
Aus Neugierde.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Ingrid: Anfangs habe ich aus Genussgründen nur ab und an konsumiert. Heute, da aus medizinischen Gründen, täglich.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Ingrid:
Ja, Ende der 1970er in Hof/ Bayern. Danach nicht mehr.
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Ich
lernte einen Menschen kennen, der wie ich der Meinung ist, dass
Cannabis und andere Substanzen legal sein sollten. Kurze Zeit später
gründeten wir die „Hanf-Initiative Frankfurt“.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Ingrid: Als Sprecherin der Hanf-Ini melde ich seit 2004 jedes Jahr den Global Marijuana March in Frankfurt an. Ich organisiere Infostände (meist in der Innenstadt) und setze mich vor allem auf kommunaler Ebene für eine fortschrittliche Drogenpolitik und die Legalisierung von Cannabis als Medizin und Genussmittel ein (Gremienarbeit, Teilnahme an Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen). Außerdem bin ich Mitglied beim DHV und bei E.N.C.O.D.
Ingrid:
Ja, aber nach wie vor illegal! Ich war schon Cannabis-Patientin,
da gab es diese Bezeichnung noch lange nicht.
Hanfverband
Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Ingrid:
Früher erleichterte ein Joint meine Regelschmerzen (diese
Erfahrung hatte ich schon in den 1980ern gemacht und alle sagten, ich
wolle damit nur meinen Konsum rechtfertigen), heute hilft es mir
weiter zu laufen.
–
Unmedicated: 100/200 Meter
–
Medicated: ca. 1000 Meter
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Ingrid:
Ich bin ausschließlich Cannabiskonsumentin, bin aber für eine
Entkriminalisierung und Regulierung aller Drogen.
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Ingrid:
Es wäre überraschend, wenn sich vor der nächsten Bundestagswahl
etwas grundlegendes ändern würde.
Hanfverband
Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben,
wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert
dich weiterzumachen?
Ingrid:
Natürlich gab es solche Momente, in denen ich dachte, dass sich nie
etwas ändert und es drängte sich die Frage auf, warum das Alles.
Doch dann dachte ich an meine und unsere Erfolge und dass es nötig
ist, dass sich die Vernunft durchsetzt. Denn die Situation aller
Cannabisliebhaber*innen muss sich verbessern. An der Sache selbst
hatte ich nie Zweifel.
Hanfverband
Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen
Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften?
Ingrid:
Zum Glück, nein.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Ingrid:
Mit der nötigen Rück- und Umsicht ist das kein Problem.
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen
Kindern besprechen und wie?
Ingrid:
Wenn das Kind nachfragt und Interesse zeigt; idealer Weise im
Grundschulalter.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Ingrid:
Ich persönlich halte 16 für sinnvoll, denn das ist ein sehr
experimentierfreudiges Alter. Niemand sollte für das „‘rumprobieren“
bestraft werden. Wenn 16-jährige wählen dürfen sollen
(Kommunalwahlen), sollten sie auch darüber bestimmen können,
ob sie konsumieren. Bier kann ab diesem Alter ja auch gekauft werden.
Da
sich die Mehrheit der Legalizer nicht ohne Grund für die
Legalisierung ab 18 entschieden hat, und da ich mich als Teil der
Bewegung begreife, habe ich mich dieser Forderung angeschlossen.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Ingrid: Auf der einen Seite sollte es eine flächendeckende Versorgung in Drogenfachgeschäften zu angemessenen Preisen geben, auf der anderen Seite sollte jede*r, die/der will oder kann für seinen Bedarf anbauen können. Cannabis Social Clubs sollte es in den Städten und auf dem Land zusätzlich geben.
Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Ingrid: Eher nicht, obwohl es schon „Leckerlis“ gibt; ich bevorzuge Dope.
Hanfverband
Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die
Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job,
usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche
Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Ingrid:
Sich für die Legalisierung einzusetzen ist nicht illegal und je mehr
sich engagieren, desto weniger wird der Einzelne beachtet. Niemand
muss sich ungewollt in die erste Reihe oder ans Mikro stellen.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder
in einem Shop einkaufen gehen?
Ingrid:
Da ich wg. meiner Behinderung nicht mehr anbauen kann, würde ich
eine*n Freund*in für mich anbauen lassen und/oder einem CSC
beitreten. Aber auch dann wäre mein Dealer mein Freund.
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben,
(Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis
konsumieren möchte?
Ingrid:
Das erste Mal mit lieben Freunden und in angenehmer Atmosphäre
und vielleicht nicht, wenn Mensch noch ‘was vor hat.
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder
spannende Cannabis – Anekdote?
Ingrid: Lustig, eher nicht – meine Begegnung mit der dritten Art.
Ich
cruiste auf meinem Trike, natürlich Hanf beflaggt, Richtung
Innenstadt und war ziemlich überrascht, als mir plötzlich ein
Freund und Helfer den Radweg versperrte. Im selbem Moment beugte sich
sein Kollege zu mir herunter: „Wir haben Ihre Fahne gesehen, und
jetzt will ich Ihnen in die Augen schauen! … Haben Sie ‘was
dabei? … Sie wissen ja, dass …“ Da meinte ich nur: „Und sie
wissen sicher, dass es Menschen gibt, die Cannabis verschrieben
bekommen.“ Das interessierte beide. Nach kurzem Gespräch gaben sie
mir dann den Weg frei.
Wegen einer Hanffahne von den Bullen angehalten – und das in Frankfurt! Kontrolle und Personalien – Feststellung haben sie sich gespart, was aber darauf hindeutet, dass sie wussten, wen sie da vor sich stehen hatten. Schon denkwürdig und irgendwie kein gutes Zeichen.
Der
Aktivist aus Plauen an der tschechischen Grenze, welcher vielen auch
als „Hanf
Panda“ bekannt sein dürfte, setzt sich seit vielen Jahren für
unsere
Lieblingspflanze
ein. Er gründete den Cannabis Social Club Plauen und leitete ihn
einige Jahre.
Und
er hat gute Gründe, etwas an der jetzigen Situation ändern zu
wollen, hat der Staat ihm doch in der Vergangenheit sehr übel
mitgespielt.
Heute
ist er freiberuflicher Berater für Patienten. Er hilft
beispielsweise bei der Antragstellung für
Medizinal – Cannabis usw.
Auch
für Vorträge und Lehrgänge zum Thema Cannabis kann man den „Panda“
buchen und man
sieht ihn auf Messen und natürlich auf den Demos.
Der 27 jährige braut außerdem sein eigenes CBD Bier, das „Panda – Bräu“. Dies tut er auch nach Auftrag. Wenn man eine Idee hat und nicht die Möglichkeit, diese umzusetzen, dann braut der Panda individuelles „Wunsch – CBD – Bier“. Eine wirklich interessante Sache!
Das
ständige Aufklären und Informieren der Menschen ist für Stephan
Lebensinhalt, denn so wie es jetzt läuft, selbst für Patienten,
kann es nicht weitergehen.
Danke,
dass du beim Interview mitgemacht hast!
Hanfverband
Hamburg: Wie
bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Stephan:
Mit
12 durch die Drogen – Aufklärung
von der Polizei an der Schule wo ich war. Klar kannte ich Jungs die
älter waren und wo man öfter was gehört hatte, aber das Interesse
auszuprobieren
kam nach der „Aufklärung“
der
Polizei. Ich saß unruhig in der ersten Reihe der Turnhalle und
hatte
ständig neue Fragen an die 2 Polizisten (Mitte
der 50 und 60)
mit Bierbauch und UFO-Glatze.
Es
wurden nur ganz viele Horrorgeschichten erzählt und die übliche
Tour. Weil ich keine Ruhe geben wollte und der eine Polizist die
Stimmung etwas auflockern wollte holte er mich auf die Bühne und
erklärte das die Brille die er mir gab den Erstkonsum simulieren
soll.
Ich
war überzeugt ich könne ohne Probleme die Linie entlang laufen…
nachdem
ich aber 3 mal bei jedem Schritt 1 Meter daneben gelandet bin, kam
mir die Frage, ob das in echt wirklich so viel Spaß macht… es sah
sicher ulkig aus und alle haben sich gefreut die die Brille mal
probiert haben. Das gab mir den Anreiz mich damit näher zu
beschäftigen und mein Interesse war geweckt.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Stephan:
Ja,
der hat sich sehr verändert.. Früher viel Tabak geraucht und mit
viel Tabak bebaut, heute nur noch pur und selten mal ne Zigarette,
aber immer separat. Vor 10 Jahren gab es noch ganz andere Preise fürs
Gras und die Qualität war entschieden besser als
das Zeug welches
oft mit Spray
und Co verkauft wird.
Ich
liebe die Auswahl. Jeder Tag oder jeder Moment hat sein spezielles
Cannabis, mit der genau passenden Mischung für die optimale
Unterstützung im Leben. Es ist nicht „ballern“ sondern die
passenden Terpene mit den passenden Cannabinoiden zu kombinieren. So
kann ich seit vielen Jahren auf jegliche Pillen verzichten. Über die
letzten 7 Jahre habe ich viel Wissen und Erfahrung im Kochen mit Hanf
gesammelt und empfinde Bonbons in der Öffentlichkeit in Deutschland
angenehmer.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit
dem Gesetz?
Stephan:
Ja,
mehre Hausdurchsuchungen und ständige Diskussionen mit den Herren in
Uniform. Mir
sind
viele Beamte von Grund-auf
unsympathisch.
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Stephan:
Ich hab mit 12 schon kapiert was Henry Ford damals cooles geschaffen
hat und dass Hanf mehr ist als die Tüte am Abend wie ich immer sage.
Viele Umweltprobleme sind mit Hanf zu beheben und zu vermeiden. Hanf
würde so viele Probleme lösen, wenn man ihn nutzt wie es uns
gegeben ist: als Pflanze.
Und
ein Grund waren natürlich Hausdurchsuchungen und Repression.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Stephan:
Habe
viele Jahre einen CSC
gegründet und geleitet und war informativ präsent. Seit dem ich
offiziell Patient bin habe ich mich freiberuflich und kleingewerblich
selbstständig gemacht. Ich berate Patienten und mache Vorträge auf
Messen, Seminaren und vieles mehr. Ich arbeiten daran Projekte für
die Substitution mit Hanf entstehen zu lassen und vieles mehr.
Hanfverband
Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Stephan:
Ja,
offiziell seit 2017
Hanfverband
Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?
Stephan: Dank Cannabis kann ich meine Cluster – Kopfschmerzen und vieles mehr behandeln. Dank Cannabis konnte ich im Oktober 2019 in 2,5 Wochen von Stuttgart nach Barcelona mit dem Fahrrad fahren. 1500km mit 6000hm hoch und 5000 runter. Ohne Cannabis könnte ich nicht mal aufs Fahrrad steigen und fahren. Auch wären mir die Reize in der Stadt und im Verkehr viel zu hoch und die Aufnahmeleistung lässt ohne Medikamente stark nach.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um
eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Stephan:
Es sollte alles legalisiert werden.
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Stephan:
Schwierig… Wenn sich was ändert, dann nur eine gefakte
Entkriminalisierung, da das Material weiter beschlagnahmt wird. Auch
besteht weiterhin das MPU Drama und so weiter um damit viele
Steuergelder zu generieren.
Die
Straße bleibt 3 Euro günstiger als die Shops die weit weg sind…
das kanadische Modell hat auch seine Schattenseiten… die Preise
sollten wie Uruguay sein.
Hanfverband
Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben,
wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert
dich weiterzumachen?
Stephan:
Ich
habe viele Jahre
den CSC
geleitet. Vielen
Menschen stand der Konsum im Vordergrund und sie
hatten Angst Gesicht zu zeigen, kauften aber bei Leuten ein wo die
Zivis Streife ums
Haus laufen…
Ich
will dem Hanf ein neues Image geben, denn
Hanf kann unser aller Leben verbessern und das auf vielerlei
Art.
Hanfverband
Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des
gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf
Partnerschaften/Freundschaften ?
Stephan:
Als Jungendlichter auf dem Dorf war ich
mit Hanf etwas der Außenseiter, denn alle haben frei getrunken, was
nicht mein Fall war. Man bekommt Ärger mit der Polizei und Schocks
fürs Leben. Und oftmals wird man als Junky hingestellt, obwohl die
Leute selbst eine Pille nach der anderen werfen.
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest
du das Thema mit deinen
Kindern besprechen und wie?
Stephan:
Das kommt ganz auf das Kind an und auf dessen Reife… aber offen und
ohne Druck würde ich an das Thema ran gehen.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Stephan:
Mit THC über 1 % ab 18 Jahre, mit unter einem Prozent THC und bis
10% CBD ab 16. Viele nutzen es zur Substitution vom Tabak etc.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Stephan:
Auf jeden Fall Eigenanbau. Die Preise wie Uruguay und den Erlös an
Kinder und Jugendeinrichtungen für Bildung Freizeit und Prävention.
Hanfverband
Hamburg: Hast
du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Stephan:
Generell liebe ich Indicas, denn die lassen meinen Körper und Kopf
zur Ruhe und ins Gleichgewicht kommen. Ich fahre auf bestimmte
Terpene und deren Kombination total ab. Cheese oder K2 sowie Critical
und Variationen und vieles mehr.
Hanfverband
Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für
die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job,
usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche
Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Stephan:
Probleme
gibt’s immer… wenn die kommen dann kommen die. Wenn man sich aber
dafür einsetzt kann man anderen helfen keinen Ärger zu bekommen und
Patienten wird viel Geld erspart und Leid genommen.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen
oder in einem Shop einkaufen gehen?
Stephan:
Alles
selbst anbauen. Permakultur mit guten Chilis
und Tomaten.
Eigene Sorten züchten und anderen Patienten zugänglich machen um
wissen und Erfahrungen zu sammeln.
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht
gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren
möchte?
Stephan:
CBD als sanfter Test ist immer zu empfehlen. Gerade Jugendliche die
mich ansprechen denen rate ich immer den Tabak weg zu lassen und
lieber etwas CBD Blüte dazu oder generell mit CBD den Konsum
umzustellen. Es wäre verlogen und würde nichts bringen den Kids
Ammenmärchen zu erzählen. Hätte mir das damals jemand so nett und
aufgeschlossen erklärt wie ich es heutzutage versuche wäre mein
Konsum viel eher anders gelaufen.
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss
noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Stephan:
Mitte
Februar bin ich aus Paris mit dem ICE
und Fahrrad sowie einem
Haufen Gepäck zurück nach Deutschland. Ca.
100km nach
der Grenze hat mich die Bundespolizei Offenburg
im Zug angequatscht…
Es
hieß Personenkontrolle…
Habe
Schengenpapiere
und Rezepte dabei gehabt also sagte ich auf die Frage ob ich Polizei
– relevante Sachen dabei habe nein… Hätten
sie Zoll Kontrolle gesagt hätte ich es angesprochen.. Mein Ausweis
wurde eingesteckt und mein Rucksack ohne mich zu fragen geöffnet
sowie durchsucht… Die
Polizistin (bekannt
durch TV weil sie ihre Arbeit auf Instagram
postet,
was ich übrigens als Effekthascherei sehe..)
fand
meine medizinischen Blüten und
ging
Spitz wie ein
Spürhund… Als
ich meine Rezepte zeigte wurden die auch einfach eingesteckt (
Illegales
verhalten der Beamten)
und es hieß ich müsse zur Kontrolle mit kommen, das ich Anschluss
hatte um weiter nach Hause zu kommen war denen egal. Meine
Bitte,
das Rezept einfach (wie
gesetzlich richtig wäre)
mit
nem Anruf an die Apotheke zu untersuchen war denen egal.. Vor
dem Revier wurde mir der Arm auf den Rücken gedreht und sich über
mein Schreien
wegen der Schmerzen lustig gemacht mit “Achtung Achtung
Polizeigewalt…”.
Dann landete ich in der Zelle und wurde naggisch gemacht und mit Bodycam gefilmt… Abartiges Machtspiel gegen Patienten… 2,5 Stunden war ich eingesperrt… Bis nach all dem Erbrechen und Kreislaufabstürzen mein Körper völlig am Ende war… Auf meine bitten nach Medis würde ich belächelt und es kam der Spruch ” sie können gar kein Patient sein denn sie hatten 2016 ne Anklage wegen Anbau und Besitz von Cannabis..”
Meine Antwort :
Nur weil ich eher als die Bundesrepublik Deutschland wusste dass mir Cannabis als Medizin mein Leben am Laufen hält und meine Beschwerden halbwegs im Griff, kann man mich nicht ein Leben lang als kriminell abstempeln! Und es kamen Sätze wie… Naja, wir haben jetzt die Nummer vom Arzt, da holen wir uns auch Cannabis als Medizin, dürfen aber erst nach der Arbeit konsumieren..sonst müssten sie ja die Waffe abgeben…!!! In der Zwischenzeit wurden all meine Dreckwäsche und Sachen durchsucht anstelle die Apo anzurufen… Und ohne die Handschuhe zu wechseln wurden meine Medikamente angefasst und gewogen.. Und ohne dass ich dabei war… Und ohne Beschluss vom Richter ?. Die Medizin darf nur in meiner Anwesenheit und von mir geöffnet werden… Ansonsten nur ein Labor, wofür aber feste Gründe sowie Durchsuchungsbeschluss dafür da sein muss.. Alles andere ist Beugung des Rechtes! Alle Dokumente und EC Karten sowie Rezepte wurden kopiert… Alles illegal…
Als ich mit Kreislaufabstürzen aus der Zelle kam und kurz drauf gehen durfte hieß es “sie müssen Verständnis dafür haben, sie waren der erste der kontrolliert worden ist…“
Erstens ist das KEINE ENTSCHULDIGUNG UND KEINE BEGRÜNDUNG FÜR AMTSMISSBRAUCH, KÖRPERVERLETZUNG UND NÖTIGUNG, sowie ein paar Sachen mehr, nein, das ist auch einfach ne kackfreche Lüge gewesen, denn 20 min später hörte ich bei meinen Recherchen von andren Patienten denen es auch so erging.
Die Medis darf ich nicht mehr verwenden, da wer weiß was damit gemacht wurde… Habe 2 Tage später davon was probiert, komplette Nebenwirkungen und der Körper wie unter Strom mit Haufen Adrenalin das versucht hat den Körper wieder zu reinigen und die Fremdstoffe aus dem Körper zu spülen…
Die
haben zum wiegen irgendeine Schüssel genommen… Wer weiß was da
drin war vorher…
Anzeige
ist
raus und das wird gerichtlich geklärt! Die Begründung für die
Aktion war der Wahnsinn…
Die
“Instagram Polizistin” meinte, ich könnte ja mit leeren
Dosen nach Frankreich zum schmuggeln fahren… Das war deren ganze
Motivation warum ich grausam schikaniert wurde..
Wie
bitte
? Leute die Ibuprophen
bei
haben ohne Rezept (innerhalb
von Deutschland)
werden auch nicht
so gequält weil sie ihre Medis
mit haben und einfach gegen als Pille gepresstes Koks oder Cristal
hätten austauschen können..!!!
3
Jahre Cannabis als Medizin und es wird immer noch von den Polizisten
gemacht was sie für richtig halten… So
was
darf nicht passieren! Dafür müssten die Beamten ausgebildet sein!
Ist ja genug Zeit vergangen und so “schwer” ist
das ja nicht.
Es wird nur einfach nicht akzeptiert das Menschen Cannabis als
Medizin nutzen und es Gesetze dafür gibt.
Belehrung
zum Thema CBD
und wo die flüssigen Tester
sind um das max 0,2% THC
zu testen habe ich auch angesprochen… Alle Länder ringsherum
testen so
was..Die
Beamten der Polizei und der Bundesregierung sind einfach fachlich
nicht belehrbar und die Anweisungen des Bundesverfassungsgerichtes
werden gekonnt ignoriert oder umsegelt…
Es
wird Zeit aufzustehen und Veränderung zu fördern !!
Das
sehen wir genauso. Vielen Dank Stephan, dass du mitgemacht hast!
An
drei Standorten verkauft der
35
jährige Lahrer
mittlerweile alles, was das Hanfherz begehrt und bekam dafür Anfang
2019 den Lahrer Gründerpreis für Innovation,
Nachhaltigkeit, Nutzen und den Einsatz moderner Technologien.
Umso
trauriger und unverständlicher ist es, dass er sich dafür ab dem 5.
Mai 2020 vor Gericht verantworten muss. Ihm wird „gewerbsmäßiger
Handel mit Betäubungsmitteln“ zur Last gelegt, was, genau wie bei
allen anderen laufenden „CBD Verfahren“ nur als blanker Hohn
bezeichnet werden kann.
Tobias
engagiert sich auf verschiedenste Weise für eine Änderung unserer
Drogenpolitik, u.A. ist er Mitglied der frisch gegründeten DHV
Ortsgruppe Ortenau, er ist auf Social Media stark präsent und
natürlich auf den Demos dabei.
Wer
ihn noch nicht kennt, dem sei ans Herz gelegt, sich auch den Youtube
– Kanal „hanfnah – natürlich legal“ einmal anzusehen, denn
auch hier verschafft sich der sympathische Lockenkopf Gehör.
Unvergessen
ist auch sein, wenn auch nicht sehr erfolgreicher, aber dafür umso
sympathischerer, Auftritt bei „Wer wird Millionär?“
So
kam Günter Jauch endlich mal in den Genuss von leckeren
Hanfplätzchen.
Wir freuen uns sehr,
dass Tobias sich die Zeit genommen hat, uns ein paar Fragen zu
beantworten.
Hanfverband
Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Tobias:
Ich war ein ziemlich junger Schüler und viel mit Älteren unterwegs,
mit 13 nach der Schule war der erste Konsum. Leider verdammt früh.
Da nichts Schlimmes passierte, ist dieser Mythos „Droge“, der in
der Erziehung und der Gesellschaft aufgebaut wurde, sofort verpufft.
Das fand ich spannend. Leider…
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Er
stieg leider relativ schnell rasant an, ich war schon immer sehr
impulsiv und es half mir, mindestens unbewusst, die Balance zu
halten. Mit allen – für mich normalen – jugendlichen Eskapaden
war ich mit mir immer sehr zufrieden. Ich verstand immer weniger,
warum Cannabis verboten ist. Bis auf Abstinenzzeiten konsumiere ich
inzwischen seit fast 20 Jahren regelmäßig. Leider rauche ich immer
noch, dazu mit etwas Tabak. Unglücklicherweise die wohl
ungesündeste Konsumform.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Tobias:
Nein. Erst jetzt als Verkäufer von Nutzhanfblüten in meinen Shops.
Verfahren startet bald. Es wurden über 4 Kilo beschlagnahmt mit
einem Gesamt-THC-Gehalt von 4,5 Gramm. Alle gemessenen THC-Werte
waren unter 0,2 % – im Schnitt 0,11 %, dennoch werde ich mit einer
Mindeststrafe von einem Jahr angeklagt. Ein Witz. Leider kein guter…
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Die
Ungleichbewertung in der Gesellschaft war mir wie vielen anderen
schon immer ein Dorn im Auge. Mein Gang in die Selbstständigkeit und
das damit verbundene gesellschaftliche „Coming Out“ waren sicher
der Türöffner. Vor wem sollte ich mich als Hanf-Fachhändler noch
verstecken?
Doch
so richtig Aktivist wurde ich dann erst im Laufe der Tage und Wochen
in meinem ersten Laden. Ich erfuhr, dass ich mit meiner persönlichen
Lebensgeschichte, die mir immer wieder aufzeigte, dass unsere
Gesetzgebung und Moralvorstellungen schlicht falsch sind, noch ganz
schön Glück hatte. Ich erfuhr jeden Tag, wie viele Menschen unter
diesem Verbot leiden. In einer Vielzahl und Vielfalt, dass mich das
abends noch beschäftigte.
Durch
den aufkommenden CBD-Markt, wir haben seit Eröffnung im Oktober 2015
CBD-Produkte im Sortiment, wurden es neben strafrechtlichen,
gesellschaftlichen und persönlichen Problemen zunehmend
gesundheitliche Leiden, die an mich herangetragen wurden.
Bei
mir im Laden konnte man reden. Es gab Verständnis. Genau da
herrschte in den letzten Jahrzehnten zunehmend ein Vakuum. Wenn man
mit dieser vergleichsweise harmlosen Droge Probleme entwickelte, gab
es keine Ansprechpartner. Keine Reflexion. Nur Angst, Stigma und
Verstecken. So ein Quatsch. Natürlich bekommen Menschen Probleme
durch Cannabis-Konsum, auch da habe ich leider viele Erfahrungen
sammeln müssen, aber sollte man diese mit Strafen bedrohen? Mit
gesellschaftlicher Ächtung? Oder sollte man Ihnen Hilfe anbieten?
Oft macht nämlich genau die Angst vor der Strafe alles viel
Schlimmer. Cannabis ist hauptsächlich psychisch gefährlich, der
größte psychische Druck als Cannabiskonsument ist aber die
Kriminalisierung.
Mein
Vater hatte hohe Moralansprüche, ich bewundere ihn heute noch dafür.
Aber er hat mangels Erfahrung auch Drogenkonsum geächtet. Denn der
war illegal und mein Vater hielt sich treu an das Gesetz. Das war
meine Zerrissenheit. Ich wollte ihm das nicht kaputtmachen als
haschender Sohn. Ich bin sehr froh, dass ich ihn vor meiner Eröffnung
überzeugen konnte, dass das nicht mehr zu kritisieren ist als unser
ritualisierter Rum-Cola. Ich ärgere mich heute, dass ich mich nicht
viel früher getraut habe. Denn alle Argumente waren doch auf meiner
Seite. Nur war ich dazu noch nicht in der Lage, die zu präsentieren.
Aber
ich hatte es geschafft. Er hatte mich nicht nur verstanden und
akzeptiert, er war sogar zuversichtlich, dass ich mit meinem Einstieg
in die Hanfszene eine gute Entscheidung getroffen hatte. 3 Tage nach
Eröffnung verstarb er. Das war natürlich sehr hart und ist es heute
noch. Dieses – Entschuldigung – Scheißverbot hat mich viele
Momente und sogar Jahre mit ihm gekostet. Im Nachhinein bereue ich
jede Sekunde, die ich mich nicht früher getraut habe.
Doch
dann hörte ich jeden Tag, dass ich ein verdammter Glückspilz bin.
Ich hörte jeden Tag schlimme Schicksale, die durch die Prohibition
entstanden sind. Leider sind selbst die meisten dieser Menschen nicht
bereit, darüber zu sprechen. Sonst kommt ja weitere Ächtung dazu.
Aufarbeitung ist dann auch immer schwierig.
Mit
Cannabis verbunden waren etliche entzweite Beziehungen, zerstörte
Träume, kaputte Familienstrukturen, vernichtete Karrieren, wachsende
Leiden bis hin zu eventuell vermeidbaren Todesfällen. Entstanden
allerdings nicht durch den Konsum, sondern durch das Verbot, das
Verstecken, das Verfolgen, das Bestrafen. Niemand profitiert von
diesem Verbot. Niemand wird beschützt. Alle werden bestraft, durch
unnötige Steuerausgaben, fehlende Steuereinnahmen und am Schlimmsten
ist, dass wir 4 Millionen tolle Menschen aussperren. Die müssen sich
in toleranten Kreisen bewegen, meist endet das dann in Kellerräumen
oder verdunkelten Wohnzimmern.
Und
je mehr Menschen ich kennenlerne, desto mehr werde ich zum
Aktivisten. Ich sagte neulich in einem Bankgespräch, dass mir mein
Geschäft momentan leider zweitrangig ist. Hier leiden unglaublich
viele Menschen im Versteckten und niemand traut sich, seinen Mund
aufzumachen. Für jeden dieser Menschen werde ich jeden Tag noch ein
bisschen lauter, denn es muss jetzt endlich etwas passieren. Die
beiden Banker haben glaube ich fast in die Tischkante gebissen, aber
ich habe dennoch gespürt, dass sie mich auch ein wenig verstehen.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Tobias:
Ich hielt auf dem Global Marijuana March in Freiburg 2016 meine erste
öffentliche Rede. Zum ersten Mal ein Mikro in der Hand und dann
stehen da 700 Menschen. Ich bin fast gestorben, aber ich merkte, dass
diese gesamte Demo eine Menge bewegt hat.
Aktivismus
lohnt sich. Nicht am nächsten Morgen, aber Stück für Stück. Wir
können alle ein Stück dazu beitragen. Ich sagte mir früh, ich
überzeuge jeden Tag einen Menschen – das gehört auch zum
Shopkonzept, die „bösen Sachen“ findet man erst auf den zweiten
Blick – irgendwann werden es genügend gewesen sein. Und das können
wir alle tun. Wir alle haben Menschen in unserem Umfeld, die uns
trotzdem noch mögen, wenn sie wüssten, dass wir Cannabis
konsumieren. Einfach mal in ein Gespräch gehen und diskutieren. Es
gibt so viele Ansätze. Die unnötigen Anklagen, Polizistenmangel und
– Hass, den fehlenden Jugendschutz. Man kann so eine Diskussion
auch mal anfangen, ohne sich gleich zu outen. Und dann kann man immer
noch zurückziehen. Weniger Verstecken, es tut verdammt gut und
befreit, das kann ich garantieren.
Anschließend
gab es verschiedene Möglichkeiten, im Fernsehen oder Radio, aber
auch in Printmedien, für die Sache einzustehen. Ich nutze jede
davon, um mehr Menschen zu überzeugen. Sie sollen mir in die Augen
sehen und mir sagen, dass ich ein schlechter Mensch bin. Dann wird es
nämlich schwierig, wenn die anonymen Haschgiftler auf einmal Toby,
Onkel Edmund oder Pfarrer Müller heißen. Du willst mir sagen, dass
ich ein Krimineller bin? Warum denn? Wem tue ich denn etwas?
Gerade
die Menschen, die am meisten Angst haben, sollten viel mutiger sein.
Ihr steht mitten im Leben. Ihr seid mit Euch zufrieden und im Reinen.
Wollt Ihr Euch ein Leben lang verstecken? Oder wollt Ihr einmal
sagen: Ich kiffe – na und? Die Leute, die sich deswegen von Euch
abkehren, die wollt Ihr doch nicht wirklich in Eurem Umfeld haben,
oder? Kiffen ist nichts Tolles, aber auch nichts, wofür man sich
schämen muss.
Ich
bin in verschiedenen Verbänden aktiv und mache in den sozialen
Medien viel Aufklärungsarbeit und schreibe auch Politiker ganz
direkt an. Dies hat mir auch schon eine Einladung in den Bundestag
beschert, wo ich direkt Argumente austauschen konnte.
Ich
setze inzwischen mehr Zeit für das Aktivistenleben ein als für
hanfnah. Das bringt zwar manchmal Probleme, aber ich kann nicht mehr
anders.
Hanfverband
Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Ja,
ich bin seit 2018 anerkannter Cannabis-Patient. Das hat dem ganzen ja
nochmal eins drauf gesetzt. Früher konnte man da vor Stigmatisierung
kaum drauf kommen, dass man nicht nur relativ wenig Schaden, sondern
gar einen Nutzen aus dieser doch scheinbar bösen Pflanze zieht.
Hanfverband
Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Tobias:
Für mich war es ein Alltagsbegleiter. Es bereitete mir bei
vernünftiger Dosierung noch nie große Einschränkungen, aber ich
kam weniger emotional und dadurch sogar besser und motivierter durch
den Alltag. Das ist sicher nicht bei jedem gegeben, für manche ist
ein seltener Konsum vielleicht schon nicht mehr vernünftig, bei mir
fand er fast durchgehend von morgens bis abends statt.
Im
Nachhinein betrachtet hat es das aber schon immer auch bei meinen
chronischen Krankheiten. Vor allem leide ich an Asthma und
Neurodermitis und Cannabinoide haben bei Beidem ein großes
Potenzial.
Vor
meiner Eröffnung lernte ich auf einer Messe zum ersten Mal
CBD-Kosmetik kennen. Man erklärte mir, dass CBD doppelt so
entzündungshemmend sei wie Kortison. Da wurde ich sehr neugierig, da
ich für meine Hautprobleme schon immer auf Kortison zurückgreifen
musste.
Nachdem
nicht nur ich, sondern auch meine damals noch hanfunerfahrene und
absolut neutrale Mama komplett auf CBD umsteigen konnten, war mir zum
ersten Mal der Zusammenhang so richtig bewusst. Ich wusste natürlich
schon vorher von dem enormen Potenzial, aber bis vor einigen Jahren
war das in Deutschland ja kaum Thema, somit auch irgendwie undenkbar
und man wäre wohl eher ausgelacht worden, wenn man behauptet, das
helfe gegen Asthma.
Wobei
wir leider bis heute zahlreiche Situationen haben, in denen selbst
schwer leidenden Patienten der Zugang zu dieser harmlosen Medizin be-
oder verhindert wird und sie manchmal zudem noch ins Lächerliche
oder Kriminelle gezogen werden. Es ist wirklich furchtbar.
Inzwischen
kann ich auch mein Asthma damit gezielter behandeln, da man bei
richtiger Anwendung die Bronchen toll weiten kann. So richtig habe
ich das das erste Mal beim Dabben gemerkt. Wie jeder Anfänger viel
zu heiß, 5 Minuten gehustet, aber dann spürte ich, wie ich immer
besser atmen konnte. Das war faszinierend.
Ich
wurde im Nachhinein fast 20 Jahre kriminalisiert, verfolgt und um
meine Freiheit beraubt, obwohl ich nur meine chronischen Krankheiten
heilte. Deutschland sollte sich schämen, denn auch damit hatte ich
vergleichsweise noch Glück, es gibt so viele schlimme Schicksale,
eigentlich sollte irgendjemand in der Verantwortung stehen, aber das
Wegducken und Kleinmachen ist viel zu einfach.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Tobias:
Grundsätzlich sollte eine Einordnung von Drogen nach
wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgen. Es geht doch um
Gefahrenpotenziale wie Abhängigkeitsrisiko und Körperschädigung.
Ich
habe in den letzten Jahren der intensiven Auseinandersetzung auch
meine eigene Doppelmoral vor Augen geführt bekommen. Nur weil es
mich nicht berührt, heißt das nicht, dass ich nicht dennoch mal in
die Theorie einsteigen sollte, wenn ich eine starke Meinung haben
will.
Ich
habe in jungen Jahren zu verschiedensten Drogen Kontakt gehabt, nie
lange oder intensiv, war nicht meins. Und jetzt war es am Anfang für
mich unglaublich, dass das in meiner Generation als harte Droge
verteufelte MDMA (in Ecstasy) noch harmloser sein soll als „mein“
Cannabis.
Dabei
entwickelte sich aber auch wieder ein größeres Verständnis für
alle, die Cannabis skeptisch gegenüberstehen und einer Diskussion
keine Chance geben. Warum soll ich mich damit beschäftigen, wenn es
mich nichts angeht und die konservativ gesellschaftliche Meinung mir
immer noch Recht gibt? Cannabis ist verboten und das ist auch gut so.
Dem wird viel zu selten widersprochen von Nichtkonsumenten.
Letztes
Jahr wurden mir dann endgültig die Augen geöffnet: Ich war auf
einem Cannabis-Kongress in Lörrach, in einem Abschnitt wurden in
kleineren Runden Einzelthemen vertieft. Ich schrieb mich bei einer
Professorin ein zum Thema Cannabis und Strafrecht.
Die
Professorin begann mit einer Zerlegung unserer Einordnung in harte
und weiche Drogen. Diese sei absolut der falsche Ansatz, am Ende
entstehen Probleme doch immer durch Konsummuster. Wenn, müssen wir
also über harte und weiche Konsummuster reden. „Ist der
Nachbarssohn, der in seiner Teenagerlaufbahn einmal ein Blech Heroin
raucht, gefährdeter als der andere, der ab 12 Jahren jeden Tag 20
„Eimer“ Cannabis raucht?“
Wow,
hat sie das gerade gesagt? Hat sie! Und verdammt, sie hat Recht.
Heroin war für mich immer Teufelszeug, ich wusste genau, Disziplin
und das Beherrschen meines Suchtzentrums waren noch nie meine großen
Stärken, also werde ich da für immer, mein ganzes Leben, einen
Bogen drum machen. Am Abend wurde mir klar, dass ich irgendwie ein
wenig von oben herab auf die Heroinszene geblickt habe. Nur, weil ich
aus Bequemlichkeit keine Lust hatte, mich da mal hineinzudenken. Was
für eine Doppelmoral. Und wieder wurde mir klar, dass es nicht so
einfach ist, Menschen zu überzeugen, die aus ihrer Sicht
glücklicherweise keine Lust haben, mit Cannabis in Berührung zu
kommen.
Inzwischen
bin ich überzeugt, dass kein Verbot einen Sinn hat. Bei jeder Droge
wird das Gefahrenpotenzial, egal wie hoch es ist, noch einmal
deutlich erhöht. Dazu kommt die sinnlose Verfolgung, Stigmatisierung
und gesellschaftliche Verdrängung, die denjenigen, die wirklich ein
Problem entwickeln, die Möglichkeit auf Hilfe deutlich erschweren.
Es
gibt Menschen, die entwickeln einen problematischen Konsum von Cola,
andere von Cheeseburgern, wieder welche von Kakao oder Kaffee. Würde
es denen helfen, wenn wir sie bestrafen?
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Tobias:
Die sind so hoch wie nie zuvor. Aber das ruft auch wieder die
überzeugten Gegner auf den Plan, es wird kein Selbstläufer. Und
jeder Tag bedeutet neues Leid. Daher müssen wir alle kämpfen. Und
wir müssen mutiger werden. Was haben wir zu verlieren? Leider manche
doch einiges. Aber das wären am Ende doch wenige und wir hätten es
bald geschafft. Jeder muss für sich entscheiden, ob es ihm dieses
Risiko wert ist, ein Leben lang auf Freiheit und Gleichberechtigung
zu verzichten – und zudem dennoch damit rechnen muss, aus Pech die
selben Konsequenzen zu erleiden und die volle Härte des Gesetzes zu
spüren.
Seid
aktiv! Auf den Demos, die ich unterstützt habe, waren Polizisten,
Lehrer, Beamte, Erzieher, Bankangestellte, Kaufleute, Kinder und
Uromas. Niemand wurde hinterher geächtet oder hat seinen Job
verloren.
JETZT
ist die Zeit für alle Kiffer, aber auch für alle CBD-Nutzer, alle
Patienten, alle Polizisten, Staatsanwälte und Richter, alle
Angehörige derer und am Ende sogar allen Steuerzahlern, auf die
Straße zu gehen und ein Zeichen zu setzen, dass endlich eine
Entscheidung zum Wohle des Volkes und nicht zum Wohle irgendwelcher
Lobbys oder Ängste getroffen wird.
Hanfverband
Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben,
wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert
dich weiterzumachen?
Tobias:
Selbstverständlich. Es gibt immer wieder furchtbare Rückschläge.
Und man muss kühl und sachlich bleiben. Bei diesen verheerenden
Geschehnissen aber immer wieder schwer. Es werden einem Knüppel
zwischen die Füße geworfen. Aber das alles kann man wegstecken.
Am
Schlimmsten finde ich, wenn sich die Aktivistenszene wegen einzelner
Egos immer wieder selber klein macht. Das ist eine schwierige
Entwicklung, viele haben die Geduld schon verloren, andere sind so
schwer getroffen, dass die Emotionen keinen sachlichen Austausch mehr
zulassen.
Für
all das muss man Verständnis haben. Wir alle haben unterschiedliche
Lebenswege und Erfahrungen, vielleicht auch ganz konträre Ansätze.
Und mit Sicherheit haben wir auch politisch ganz verschiedene
Meinungen. Aber das auszudiskutieren bringt uns in dieser eh schon
schwierigen Entwicklung nicht voran, im Gegenteil. Auch wenn wir
anderer Meinung sind, müssen wir uns in dieser Szene gegenseitig
unterstützen, im Ernstfall ignorieren, aber nicht auch noch klein
oder gar schlecht machen.
Und
natürlich ist man immer wieder auch frustriert und fühlt sich wie
in einem Hamsterrad, denn es entwickelt sich viel zu langsam und dann
kommen immer mal wieder Rückschläge. Das kostet verdammt viel Kraft
und auch noch Geld. Wenn dann im Unternehmen oder Privatleben eine
schwierige Phase kommt, fragt man sich schon, ob es das alles wert
ist. Aber ich bin inzwischen so überzeugt und motiviert, dass das
immer seltener vorkommt.
Hanfverband
Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des
gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf
Partnerschaften/Freundschaften ?
Tobias:
Auf meine Familiengeschichte hauptsächlich, wie schon erwähnt. Da
ich keine Lust hatte, mich vor meinen Eltern zu verstellen, aber auch
nicht auf mein Cannabis verzichten wollte, gab es lange Zeit einen
spärlichen Kontakt. Das ist im Nachhinein verdammt bitter, wenn man
erfährt, wie schön es sein kann, auf einer Familienfeier voll
akzeptiert einen Joint zu rauchen und wie viele dieser schönen
Momente ich mit meiner Angst kaputt gemacht habe.
In
Partnerschaften und Freundschaften bereitete es wenig Probleme, ich
ging intoleranten Menschen da meist bewusst aus dem Weg.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Tobias:
Ich habe einen inzwischen sechsjährigen Sohn. Bis dahin war ich ein
kiffender Sohn, der sich vor seinen Eltern versteckt hat. Dann wurde
ich also ein kiffender Vater, der sich vor seinem Sohn versteckt.
Erstmal einfach, aber er wird älter. Und ich habe mir nach meinem
Outing geschworen, niemanden mehr deswegen anzulügen. Ich schäme
mich doch nicht dafür. Ich strebe nicht an perfekt zu sein. Ich
arbeite an Fehlern, möchte dazulernen, aber ich werde wohl immer
auch Fehler akzeptieren müssen.
Ich
machte mir viele Gedanken. Es kam dann mal vor, dass ich mangels
Betreuung eine „Bongberatung“ geben musste, während ich ihn auf
dem Arm hatte. Abends hat mich das extrem beschäftigt. Aber ich kam
zu dem Schluss, dass es falsch ist, ein schlechtes Gewissen zu haben.
Ich gehe regelmäßig mit ihm in den Supermarkt, gehe jedes Mal an
der Spirituosenabteilung vorbei und habe da noch nie zuvor abends
drüber nachgedacht. Auch so ein Moment, wo sich Verständnis für
die gesellschaftliche Doppelmoral entwickelte. Selbst ich hatte sie
noch in mir.
Ich
habe meinem Sohn beigebracht, dass Süßigkeiten mal ok sind, aber in
einem gesunden Maße. Er weiß auch schon, dass Fernsehen auch nicht
die tollste Beschäftigung ist und man da Grenzen setzen sollte. Ich
werde ihm erklären, da er irgendwann damit in Kontakt geraten wird,
dass Alkohol gefährlich ist und man immer gut reflektieren muss, ob
das alles noch in einem vernünftigen Rahmen abläuft. Wie bei jedem
Konsum. Oder auch bei jeder Aktivität mit Gefahrenpotenzial. Bei
allem kann ich nur hoffen, das klappt gut und bin überzeugt, das ist
der richtige Weg. Offener Umgang und Dialog.
Soll
ich jetzt wirklich davon ausgehen, es wäre taktisch klug, meinen
Cannabiskonsum oder gar Cannabis allgemein vor ihm zu verstecken?
Soll ich darauf zocken, dass er niemals damit in Berührung kommt und
somit völlig unvorbereitet da hineingerät? Soll ich ihn wirklich
für so blöd halten, meinen Konsum, der sicher nicht anstrebenswert
ist für einen gesunden Menschen, vor ihm zu verstecken? Ich bin doch
nicht Superman. Ich werde ihm hier und da auch erklären müssen,
dass sein Papa auch mal Fehler macht und auch mal schwach ist. Auch
wenn jeder Sohn wohl erst mal davon ausgeht, Papa ist eine Kreuzung
aus Superman und einem T-Rex. Damit ich dann auch sicher sein kann,
er lügt mich später ebenso an, wenn er vermeintlich einen Fehler
macht? Ich versuche lieber, ihm als erfahrener Ansprechpartner zur
Seite zu stehen und hoffe, er nimmt es dann an.
Die
Alternative wäre eine eigene Abstinenz, aber wo fange ich damit an,
wo höre ich auf? Ich liebe Schokopudding, manchmal esse ich den
unkontrolliert, gerade in abstinenten Phasen (hatte in so einer mal
107 kg). Darf ich ihm das vorleben oder eher nicht? Darf ich ihm
vorleben, 3 Stunden am Tag am Handy zu verbringen oder sollte ich da
auch lieber Abstinenz anstreben? Ich setze auf das Beibringen von
Vernunft.
Jeder
muss mich wohl akzeptieren, wie ich bin, auch mein Sohn und ich bin
guter Dinge, dass das immer so sein wird.
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern
besprechen und wie?
Tobias:
Wie eben erwähnt wie bei jeder anderen Sache mit Gefahrenpotenzial
auch. Der Zeitpunkt ist dabei nicht vorherbestimmt, wenn es sich
nicht ergibt, wohl spätestens im Teenageralter, eher ein wenig
früher. Kommt wohl auch auf die Entwicklung an.
Mit
2 Jahren im Schwimmbad pflückte er ein fünffingeriges Blatt und
rief laut zu mir rüber: „Schau mal Papa, ein Hampfblatt“.
Krasses Gefühl, wenn das alle drumherum hören. So gerne man als
Eltern sein Kind vor allen Gefahren beschützen möchte, man muss sie
auch auf Eigenständigkeit vorbereiten, Verstecken wird wohl kaum
jemanden schützen
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Tobias:
Ab 18 Jahren sollte das auf jeden Fall gehen. Das ist bei uns die
Grenze zur Volljährigkeit und Eigenständigkeit. Vielleicht ist das
Gefahrenpotenzial auch noch später gegeben, aber ab dann sollte man
das einschätzen können.
Ich
fände es eigentlich total naheliegend, dass man mit THC-Grenzwerten
auch verschiedene Altersstufen installieren könnte. Ich glaube, es
wäre auch gut, ähnlich wie beim Alkohol eine niedrige Grenze ab 16
zu installieren. Und da es beim THC auch so große Unterschiede gibt,
könnte man auch weitere Grenzen einführen und erst ab 21 oder 25
ganz frei konsumieren. Das würde sicher nicht allen Schaden
abwenden, aber vielleicht, wenn die aktuelle Forschung bestätigt
wird, eben doch die Entwicklung vieler junger Menschen weniger
einschränken. Aber den Masterweg wird es da wohl nicht geben, alle
Probleme bekommt man nie aus der Welt. Ebenso wenig wie man die
Drogen aus der Welt bekommt.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Tobias:
Ich denke, wichtig ist Aufklärung. Daher wäre ein Vertrieb in
Geschäften mit ausgebildetem Personal ganz geeignet. Dort findet
vielleicht auch eine Erstaufklärung statt, bevor man zum Kauf
berechtigt wäre und man hätte auch schon Ansprechpartner, wenn man
doch spürt, dass sich ein Problem entwickeln könnte. Grenzen sollte
es nicht geben, dafür ist das Empfinden viel zu unterschiedlich.
Lieber diskrete Hilfsangebote.
Vor
allem das Wichtigste ist aber wohl ehrliche und sachliche Aufklärung
bei Jugendlichen. Wir machen uns so unglaubwürdig als Gesellschaft,
wenn wir dieses Stigma aufrechterhalten. Genau das hat mir auch jeden
Glauben an gut gemeinte Warnungen geraubt.
Hanfverband
Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Tobias:
Früher als Grower war ein Highlight auf jeden Fall die ursprüngliche
„SensiStar“. Die hatte ein einzigartiges (gefährliches) Aroma
und war trotz geringer Ausbeute sehr ergiebig in der Wirkung. Zu der
Zeit strebte ich hohe THC-Gehalte an, in dem Glauben, dass das für
mich effizienter sei.
Nun
als Patient und mit dem Wissen, dass auch CBD einen großen Vorteil
für mich bringt, ist die Sorte Penelope mein absoluter Favorit. Und
die wäre für mich früher gefühlt auch nicht weniger spaßig
gewesen als THC – Bomben. THC ist nicht alles, wobei mir CBD alleine
definitiv nicht reicht.
Hanfverband
Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die
Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job,
usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche
Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Tobias:
Im Job ist das natürlich immer schwer abzuschätzen. Aber auch die
Angst ist völlig übertrieben. Erinnert Euch an die letzte
Weihnachtsfeier oder Ähnliches. Glaubt Ihr, dass Ihr, wenn Ihr gute
Arbeit macht, entlassen werdet, nur weil Ihr kifft?
Und
außerdem gibt es als Nichtkonsument genauso viele Gründe, sich
aktiv einzusetzen. Wir zahlen alle mit für diesen Quatsch, jeder hat
jemand in der Familie, der unnötig kriminalisiert wird, wenn nicht,
in seinem Umfeld. Inzwischen trifft das sogar immer mehr kranke
Menschen. Sollte man zum Beispiel nach dem Besuch einer Demo darauf
angesprochen werden, was man da mache, würde ich antworten, warum
derjenige nicht da war. Schließlich sollte wirklich jeder, der sich
neutral über die Sache informiert, schnell zu dem Entschluss kommen,
dass sich schnell etwas ändern muss.
Ich
erlebe hier kranke Menschen, das geht hin bis zu solchen – die vor
dem Verschreiben von Cannabis lieber noch verschiedenste Medikamente
nehmen und eine Kortisonkur machen mussten und mit Selbstmordgedanken
vor mir standen. Warum soll man leidenden Menschen den Zugang
verweigern? Es gibt hundert Gründe für eine Regulierung und keine
dagegen. Alle dagegen hören sich meist gut an, sobald man aber in
die Tiefe geht und über Konsequenzen nachdenkt, sind sie nutzlos
oder bewirken sogar das Gegenteil wie beim Jugendschutz.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder
in einem Shop einkaufen gehen?
Tobias:
Ich würde mir das lieber selber anpflanzen. Allerdings bin ich
momentan in einer so ausgelasteten Phase, dass ich dafür vielleicht
gar nicht so wirklich Zeit hätte und doch auf ein Angebot
zurückgreifen würde. Wenn es geprüfte Qualität und Deklarierung
gibt, spricht ja auch nicht mehr so viel dagegen. Die Regierung hat
ja Angst, Anbau zuzulassen, aber das ist Quatsch, es wird dennoch ein
Markt wachsen. Ich würde mir auch gerne mehr Gemüse pflanzen, aber
die Zeit fehlt, ich hole das auf dem oder im Markt. Oder besuche auch
mal ein Restaurant. Auch der Eigenanbau wird neue Möglichkeiten
bieten. Servicegärtner wäre doch ein cooler Berufszweig, oder?
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht
gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren
möchte?
Tobias:
Das Wichtigste ist, dass demjenigen klar ist, dass Cannabis nichts
Cooles oder gar Anstrebenswertes ist. Wenn er/sie dennoch Lust hat,
das zu konsumieren, sollte das in einem Umfeld stattfinden, indem man
sich wohl fühlt. In dem man sich nicht schämen würde, zuzugeben,
dass es einem nicht gut tut.
Menschen
reagieren unglaublich unterschiedlich auf Cannabis und es ist kein
Makel, wenn man nicht „mithalten“ kann. Eher wünschenswert. Und
egal zu welchem Zeitpunkt. Immer reflektieren, „Tut mir das gut?
Habe ich etwas davon, was ich mir versprochen habe?“
Macht
Pausen und informiert Euch auch in der Theorie über die Substanz,
die möglichen Gefahren und Suchtanzeichen. Denn, wenn man da von
Anfang an überlegter ran geht, ist die Gefahr schon deutlich
kleiner. Und redet mit Euren Eltern, wenn ihr nicht absolut
hoffnungslos seid. Solltet ihr warum auch immer doch mal Probleme
haben, sind die doch oft ein toller Anker. Und lieber haben sie schon
vorher Verständnis als von der Situation überrascht zu werden.
(Habe ich es Dir doch gesagt)
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende
Cannabis – Anekdote?
Tobias:
Hunderte, tausende. Mein Leben ist eine Cannabis-Anekdote. Wenn sie
mich echt verknacken, schreibe ich ein Buch! Welche Theorie in
letzter Zeit immer ein Lacher ist, aber auch zum Nachdenken anregt:
Mir
haben in den letzten Jahren viele Menschen offenbart, dass sie ihren
Konsum vor Ihrem Partner verheimlichen. Dazu habe ich das auch in
meinem Umfeld schon so oft mitbekommen, dass ich absolut überzeugt
bin, dass es Partnerschaften gibt, in denen beide Cannabis
konsumieren, sich die Partner aber gegenseitig anlügen, sich
verstecken und den Schein wahren.
Irgendwie
lustig, aber eigentlich traurig und unnötig. Dasselbe bei
Eltern-Kind-Beziehungen. Ich kenne kiffende Unternehmer, die kiffende
Angestellte feuern mussten, um gesellschaftlich das Richtige zu tun.
Ihr seid keine schlechten Menschen. Steht dazu!
Tobias,
wir bedanken uns recht herzlich, dass du dir für dieses Interview
Zeit genommen hast, und drücken dir alle Finger, Daumen und Zehen,
dass bei deinem Prozess alles gut geht und am Ende die Vernunft
siegt!
Der
gelernte Industriekaufmann, welcher im Laufe seines Lebens auch
Taxiunternehmer und Gastwirt war, betreibt heute gemeinsam mit Frau
und Tochter den Headshop „Hanfkranz – Tatoo&Piercing
Studio“
in Düsseldorf/Rath.
Die
derzeitige Drogenpolitik ist für den 64 jährigen nicht nur aus
gesundheitlichen Gründen unerträglich.
„Ich
bin ein Kind des Cannabis!“ so der Düsseldorfer Aktivist.
Danke,
dass du bei unserem Interview mitgemacht hast!
Hanfverband
Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Ulrich:
Mit 15 auf meiner eigenen Konfirmation, ein 2 Jahre älterer Cousin
konnte bereits 3 blättrige drehen…
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein
Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Ulrich:
Ja, jeweils den Lebensumständen angepasst. Natürlich in 2015
einschneidend durch den Verlust des Kehlkopfes.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Ulrich:
Ja, erstmals 1979 mit einem frühen Grow – Versuch hinterm
Schlafzimmerschrank, danach mehrfach, letztendlich 13 Monate Haft in
Portugal, überführt nach Deutschland und mit weiteren 50 Monaten
abgeurteilt. Strafende 2010.
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Ulrich:
Schon seit frühester Jugend das Verbot als solches, dann der
illegale Anbau und die daraus resultierende Haftstrafe.
Ich
war auf allen Messen der 90er und 2000er, letzte war die Cannatrade.
Meine
Kehlkopf OP in 2015 und das 2017 folgende Gesetz für Cannabis als
Medizin haben mich dann bei der Stange gehalten, bis zum aktuellen
Stand.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art
engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Ulrich:
Seit 2016 gibt es den Familienbetrieb Headshop Hanfkranz.
Den betreibe ich mit meiner Frau und Tochter. Ebenso lange bin ich im DHV Düsseldorf aktiv und seit 2017 leite ich eine Selbsthilfegruppe Cannabis als Medizin für den Raum Düsseldorf, diese hat sich in 2019 dem ACM, SCM und der Patientenhilfe angegliedert, um aktuellste Infos aus der Medizinal – Cannabisbranche und den Forschungen und Studien der angegliederten Ärzte zu haben.
Im 4. Jahr bin ich Mitveranstalter des GMM Düsseldorf.
Hanfverband
Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Ulrich:
Ja, seit 2017
Hanfverband
Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?
Ulrich:
Cannabis hat meine Gesundheit immer vor dem Alkohol geschützt. Ich
hatte 3 Kneipen im Düsseldorfer Milieu. Es hilft mir bei der
Implantatpflege, ich desinfiziere und entbakterisiere alles mit
Konzentraten, welche ich direkt in die Lunge vaporisiere.
Alles
in Absprache mit meinem Arzt.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Ulrich:
Ich bin für selbstverantwortlichen Umgang mit Allem…
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Ulrich:
Die Frage ist kaum zu beantworten! Aber ernsthaft sehe ich eine
Chance, 1. im WHO Entscheid im März und 2. ganz neu über eine
Legalisierung in Spanien, was dann zu einem Überschwappen von der
iberischen Halbinsel auf ganz Europa führen könne.
Hanfverband
Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem
Aktivistenleben, wo
du
an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich
weiterzumachen?
Ulrich:
Never surrender! Bin Kind des Cannabis.
Hanfverband
Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen
Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Ulrich:
Natürlich, immer nach Gleichgesinnten suchen ist die beste Maßnahme.
Hanfverband
Hamburg: Hast du Kinder?
Ulrich:
Ja, 3 Töchter zwischen 20 und 43 Jahren aus 2 Beziehungen.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Ulrich:
Zwei meiner 3 Töchter kiffen, keine trinkt (übermäßig) Alkohol
und 2 rauchen leider Tabak. Ich habe alle vom ersten Tag an offen und
auch an die „Umweltbedingungen“ angepasst, erzogen.
Ganz
wichtig: Nie Lügen…
Hanfverband
Hamburg: Welche
Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Ulrich:
Minimum ehrliche 16, wie beim Bier auch. Eher natürlich
verantwortliche 18 und am besten, nicht die Hirnstruktur
schädigende, 21 Jahre!
Damit
es irgendwie klappt mit der Legalisierung.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Ulrich:
Ich akzeptiere jede halbwegs vernünftige Form der
Legalisierung/Regulierung, damit ich es aufgrund meines Alters noch
erleben darf.
Hanfverband
Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Ulrich:
Nina Limone, ein Sativa Strain der Colorado seed inc.
Eigens
in Boulder erworben und nach Europa gebracht. Es hat ein perfektes
Terpenprofil.
Hanfverband
Hamburg: Welches THC/CBD – Verhältnis findest du optimal?
Ulrich:
Das Feld ist zu weit, um da ein vernünftiges Statement zu geben,
aber 20% THC und CBD unter 1% ist schick.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber
anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Ulrich:
Beides
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht
gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren
möchte?
Ulrich:
Dosis facit venemum!
Die
Menge macht das Gift, also langsam und individuell herantasten.
Ansonsten:
Learning bei doing…
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende
Cannabis – Anekdote?
Ulrich: Bei der allerersten Beschlagnahmung von 8 Pflanzen im Jahr 1980, sagte meine damals vierjährige Tochter zu den Beamten, während ich mich im Polizeigewahrsam befand: Oh, oh, da wird der Papa aber stinksauer sein, wenn der das mitkriegt.
Ulrich, wir danken dir, dass du mitgemacht hast !!
Der 66 jährige Aktivist von der Insel Sylt setzt sich seit vielen Jahren für eine sinnvolle Drogenpolitik ein. Als Selbst – Betroffener kennt er sowohl die Sorgen und Nöte von Patienten, als auch die Angst vor den Repressalien, welche einem von Seiten der Justiz drohen können.
Cannabis hat sich, wenn man mal die Probleme beiseite lässt, welche ausschließlich durch die Illegalität entstehen, positiv auf sein Leben ausgewirkt. Sei es medizinisch, oder auch was seine kreative Entwicklung als Bildhauer und Musiker angeht, Cannabis war dabei.
Ständig ist der gelernte Tischler damit beschäftigt, ob online, oder im direkten Gespräch, Menschen über Cannabis aufzuklären. Denn nur aufgeklärte Menschen können sich eine sinnvolle Meinung zu dem Thema bilden.
Herzlichen
Dank Axel, dass du unser Interview mitgemacht hast!
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Axel:
In Berührung gekommen ich im zarten Alter von 15 durch meinen zwei
Jahre älteren Bruder, der eine 200g Platte Gelben Libanesen besaß
und mich in die Kunst des Shillum-Ziehens einführte. Ein schönes,
unvergessliches Erlebnis…
Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Axel: Im Verlaufe von über 50 Jahren, in denen ich inzwischen Cannabis konsumiere, haben sich meine jeweiligen Inhalationsmengen deutlich reduziert. Konnte ich mir zu Beginn der 70er Jahre aufgrund des geringen Preises für Haschisch noch leisten ein ganzes Gramm ins Rauchgerät zu packen, so vaporisiere ich heutzutage nur noch Zehntelgrämmer an Gras. Nicht aus finanziellen oder Dope-Angebotsgründen, sondern weil ich mit dem Gefühl des absoluten Stoned-Seins nicht (mehr) richtig umgehen kann und es mag lediglich gut „angebrizzelt“ zu sein.
Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Axel: Zuletzt vor rund zwei Monaten in St.Georg, HH bei einer eher zufälligen Kontrolle. Zwei Herren Uniformierte mit/in Wanne haben (u.a.) 2 g Gras bei mir gefunden. Sie sprachen ein Platzverbot aus und nahmen meine Personalien auf. Post bezüglich Anzeige-Erstellung habe ich bis dato allerdings nicht bekommen. (Natürlich frage ich mich da unwillkürlich, ob derlei „einseitige Handlungen“ im weitesten Sinne mit „Take Home“ bezeichnet werden könnten…)
Davor ist es schon rund 4 Jahre her, dass ich ungebetenen Hausbesuch hatte. Der für Drogendelikte zuständige Ortssheriff und sein Beirat waren gekommen, weil mein Name infolge des Kaufs zweier alberner 11Watt-Röhrenlampen in der Kundenkartei von UDOPEA auftauchte. In einer beschlagnahmten Kundenkartei, in der ich sozusagen bloß als lächerlicher Beifang firmierte. Die vier dadurch in der Folge aufgefundenen Cannabis-Stecklinge brachten mir seitens der Staatsanwaltschaft Flensburg eine Aufforderung zur Ableistung von 10 Sozialstunden ein. Abgearbeitet in der sozialen Einrichtung, für die ich heute noch 3 mal wöchentlich halbtags ehrenamtlich tätig bin. Dass dieser Bust damals so glimpflich ausging, verdanke ich nach meiner Überzeugung auch der Verpflichtung des Hamburger Rechtsanwalts Heiko Mohrdiek, der, wie ich, dem Schildower Kreis angehört (http://schildower-kreis.de/ ).
Auch 2006 schon bin ich wegen/für Cannabis mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Es ging um die medizinische Anwendung von Cannabis… Im Beiprogramm einer Selbstanzeige und eine öffentlichen Skulpturen-Verbrennung.
Die sogenannte „Aktion Torso“ wurde jedoch zum Debakel. Ich spreche nicht gerne darüber. Mit Mühe und Not rettete ich damals meinen Hals aus einer ursprünglich amtsgerichtlichen Verurteilung zu einem Jahr Haft ohne Bewährung zu einem Berufungs-Urteil des Landgerichts Flensburg, das schließlich doch noch in Bewährung mündete.
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Axel: Ausschlaggebend war die Kritik einer an HIV erkrankten Frau mir gegenüber, die sich lediglich mit vegetarischer Ernährung und Cannabis gegen den Virus verteidigte. Sie – Irene – argumentierte schlicht, dass sich nur dann etwas in Bezug auf die Prohibition ändern würde, wenn man selbst aktiv dagegen zu Felde zieht. Irene hat ihren Kampf gegen den Virus schlussendlich zwar verloren, dafür aber einen Mitaktivisten gegen die unwirksame BtM-Gesetzgebung auf seine Füße gestellt.
Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Axel: Ich bin seit 20 Jahren ACM – Mitglied, davon war ich bis 2019 insgesamt neun Jahre lang stellvertretender Sprecher des „Selbsthilfenetzwerk Cannabis Medizin“
Zwei Mitpatienten und ich bestücken die Dépendance des SCM bei Facebook mit aktuellen Berichten, Artikeln, Urteilen und Entscheidungen rund um Cannabis-Medizin. Nebenbei mache ich seit 12 Jahren nahezu unterbrechungsfrei niedrigschwellige Drogenberatung auf einem Online-Portal bei/mit vorwiegend Jugendlichen, aber auch jungen und „erwachsenen“ Erwachsenen. Im wesentlichen setze ich mich also durch Aufklärung für die Legalisierung von Cannabis ein, wobei für mich die „Legalisierung für Patienten“ aus gesundheitlichen Gründen Priorität hatte. Mit Pflanzen-Unterstützung habe ich meine chronische Hepatitis unter die Nachweisgrenze gedrückt, monatelang heftige Rückenscherzen gelindert und meine Abhängigkeitserkrankung sozusagen mit der mildesten Form der marktgängigen Möglichkeiten überaus erfolgreich substituiert. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine (regulierte) Legalisierung „zu Genusszwecken“, auch viele Probleme des medizinischen Cannabismarktes beheben könnte. Und seien es nur die bessere Versorgungssicherheit, die Preisgestaltung und die zu erwartende Zunahme an Lebensqualität durch größere Sortenverfügbarkeit bei gleichzeitig eingestellter Strafverfolgung und reduziertem Stress..
Hanfverband
Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Axel:
Ja
Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Axel: Abgesehen von der bereits geschilderten gesundheitlichen Verbesserung meiner Existenz durch Cannabis hat der Gebrauch einige erstaunliche Talente in mir hervorgebracht, von denen ich noch heute stark profitiere. Meine Holzbildhauer-Arbeiten, aber neuerdings auch meine Acrylfarben-Malerei, legen davon beredtes Zeugnis ab. Ebenso war mir Cannabis bei der Entwicklung meiner rhythmischen Fähigkeiten eine gute Hilfe. Das anstrengende Leben mit und in einer (regionalen) Band habe ich vor zwei Jahren dennoch an den Nagel gehängt, weil ich das unausweichliche Gefühl hatte, ich müsse mich von niemandem mehr für irgendetwas beklatschen lassen.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Axel: Ich habe vieles lange – manches wahrscheinlich zu lange – ausprobiert: Neben diversen Haschisch-Sorten in den frühen Siebzigern hab ich auch relativ viel LSD eingeklinkt, um dann nahezu übergangslos auf sog. „Apo-Sore“ zu wechseln: Morphin, Opiumtinktur und viele andere Dinge aus dem Giftschrank. Mein erstes Heroin hatte ich – ausgerechnet – im Jugendstrafvollzug. Später folgte eine ausgedehnte Heroin – Kokain-Phase, die ich dankbar und demütig bin überlebt zu haben.
Mit 17 Jahren glaubte ich, dass ich nicht älter als 30 werden würde. Heute bin ich mehr als doppelt so alt und hab im Grunde Bock auf noch einmal die gleiche bisherige Lebensdauer.
Die Frage der sozialen Schadensminimierung bei Drogenkonsum allgemein ist m.E. eng an Verfügbarkeit und Versorgung von konsumierbaren Drogen gekoppelt.
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chance, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Axel: Es ist nach meinem Empfinden höchste Zeit für einen Versuch Rot-Rot-Grün. So lange aber die Schwesternparteien CDU und CSU einmütig sind in und bei der Verteidigung Bayerns mit den meisten letal Überdosierten hierzulande bei zeitgleich null Drogenkonsumräumen, kann man bei weiterer Regierungsbeteiligung der Konservativen in Zukunft keine großen drogenpolitischen Fortschritte erwarten. Eher Stagnation… „Mortler`scher Ludwigismus.“
Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?
Axel: Keine Zweifel. Wer überzeugt ist durch eigene Erfahrung, Praxisnähe, Information und etlichen emotionalen Höhen wie Tiefen, weicht nicht ab. Und während er/sie nicht abweicht, hinterfragt er/sie sich gelegentlich.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Axel: Ja, zweifelsohne. Im Verlaufe eines halben Jahrhunderts kommen da etliche Geschichtchen in meinem Umfeld zusammen, in denen Cannabis Freundschaften und Beziehungen auf die Probe stellt, mitunter auch zerbrechen lässt. Cannabiskonsumenten sind noch immer Ausgegrenzte in großen Teilen dieser Gesellschaft; dieser sozialen Ächtung nicht nachzugeben – sondern mein Ding zu machen und mich zu bekennen, das ist meine persönliche Antwort auf diese Stigmatisierung.
Hanfverband Hamburg: (Wenn du Kinder hast) Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Ich habe einen erwachsenen Sohn, der sein Leben im Griff hat und weder raucht noch trinkt. Ich mag Menschen, die ohne Stimulanzien auskommen. Ich gestehe überdies jedem Menschen zu eigene Entscheidungen zu treffen.
Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Axel: Man kann das m.E. schlecht an einem bestimmten Alter des Kindes festmachen. Es gehören Reife und Verständnis dazu, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und das eigene Weltbild danach auszurichten. Offenheit, Ehrlichkeit, Liebe und viel Zeit für sein Kind/seine Kinder sind die beste Prävention.
Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Axel: Selbst wenn ich selbst schon mit 15 angefangen habe Cannabis zu konsumieren (mit 14 durfte ich bereits mit Erlaubnis des Vaters zuhause Zigaretten rauchen), und auch auf die Gefahr hin, dass mich einige Leute dafür steinigen werden (wollen): 21 Jahre halte ich für ein angemessenes Alter angesichts der allgemein grassierenden Aufklärungsdefizite. Pubertierenden, womöglich zu mentalem Auffälligkeitsverhalten neigenden Jugendlichen den uneingeschränkten Zugang zu Cannabis zu ermöglichen, ohne sie entsprechend sachkundig darauf vorzubereiten…da wackle ich mit dem Kopf und es sieht schwer nach „nein“ aus.
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Axel:
Coffeeshops ohne backdoor-politic-Problem wäre ebenso mein Traum wie
lizenzierte Cannabis-Fachgeschäfte. Dazu Social Clubs in jeder
willigen Gemeinde. Aus Apotheken sollte Cannabis im Falle einer
Legalisierung grundsätzlich herausgehalten werden, schließlich geht
eine größere Gefahr für die menschliche Gesundheit von Klosterfrau
Melissengeist aus. Nicht zuletzt, weil Beratungszeit für
Melissengeist allgemein wesentlich kürzer ausfallen dürfte als das
erforderliche Beratungsgespräch beim/vom Cannabis.
Hanfverband
Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Axel:
Northern Lights und Cervantes Diamonds. Und zwischendurch immer
wieder mal Abwechslung.
Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Axel: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Wer sich nicht wehrt, lebt beschwert. Wer sich nicht wehrt, nährt das kotzende Pferd. Wer sich nicht wert, ist der vielen Möglichkeiten durch Cannabis nicht wert.
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Axel: Natürlich würde ich Cannabis lieber anbauen dürfen als im Shop kaufen. Mein vor mehr als zwei Jahren beim BfArM eingereichter Anbau-Antrag hat es zwischenzeitlich in die erste Instanz der Verwaltungsgerichtsbarkeit geschafft. Bislang ist der Antrag aber weder seitens des VG entschieden – noch konkret bearbeitet. (Hoffentlich wenigstens gelesen…!)
Gärtnern – egal ob drinnen oder draußen – kann große therapeutische Wirkung entfalten. Ich rede da aus mannigfacher Erfahrung, ohne tatsächlich darüber reden zu wollen. Eigenanbau bietet daneben ebenfalls nicht von der Hand zu weisende finanzielle Vorteile und nicht zuletzt die beruhigende Gewissheit, dass man als anbauender Konsument/Patient absolut weiß, was im Gras drin steckt (z.B. keine Herbizide und Pestizide, kein Teebaumöl oder Gamma-Strahlung.)
Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Axel: Start low and go slow! Frei übersetzt: „Weniger ist mehr…“
Bei den ersten Cannabis-Experimenten sollte man zunächst nur ein, zwei Inhalationszüge nehmen und dann 30 Minuten abwarten, ob und welche Effekte sich einstellen. Grund für die Wartezeit ist, dass Cannabis seine stärkste Wirkung erst nach ca. einer halben Stunde entwickelt. Nach dieser halben Stunde kann man sich entscheiden, ob man noch einen Zug verträgt. Wer aber gleich quasi „überdosiert“, kann nicht mehr entscheiden, macht üble Erfahrungen und schiebt womöglich sogar akute Psychose-Ängste. Das wäre dann der Zeitpunkt, in dem Prof. Rainer Thomasius die Bühne betreten könnte/müsste/sollte/dürfte/wollte.
Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Axel: Anstelle anekdotischer Cannabis-Geschichten anbei ein paar Bilder von Dingen/Werken, die unter meinen Händen und Cannabis-Einfluss entstanden sind. Ich halte persönlich sie für dauerhafter unterhaltsam als etwa Erinnerungen an lustige Vorkommnisse.
Ob
früher als illegaler „Cannabis – Apotheker“, oder heute als
interdisziplinärer Hanfsachverständiger und Geschäftsführer
seiner Firma Rossner – Consulting
Christoph´s
Leben ist von Cannabis geprägt. Schon seit Jahren kämpft er für
die Befreiung unserer Lieblingspflanze.
Mit
der 2015 gegründeten Firma „Bunker Phyto-Pharma-Development“
startete er in einem Atombunker in der Nähe von Memmingen in Bayern,
Europas größte Cannabis – Indoor – Plantage zur Erforschung von
Medizinischem Cannabis.
Er
ist Berater in allen Bereichen des Cannabusiness, von Politikern über
Forschern bis zu Unternehmen der Branche. Und natürlich ist er als
Aktivist auch auf den Demos anzutreffen, um seine Meinung zur
aktuellen Drogenpolitik kundzutun,
denn
er weiß genau und hat am eigenen Leib erfahren, welche schlimmen
Effekte das Cannabis – Verbot hat.
Christoph,
vielen Dank, dass du dir für unser Interview Zeit genommen hast.
Hanfverband
Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Christoph:
Ich hatte mit ca. 13-14 Jahren den ersten Kontakt, da habe ich mir,
aus Interesse, Hanfsamen aus dem Vogelfutter gesucht und dann damit
im Garten, unseres Hauses, die Pflanze angebaut. Meine Oma hat mir
dann erklärt, das dieses Kraut Hanf heißt und man Seile draus
machen kann und Tee gegen Durchfall.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Christoph:
Durch den erfolgreichen Hanfanbau im hauseigenen Garten, lernte ich
schnell, auch andere Jugendliche kennen, die gerne mal einen “buffen”
wollten, da kam dann eines zum anderen. Angefangen haben ich mit
selbstangebauten Gras, bis man dann mal so 1985-86, endlich,
marokkanisches Haschisch bekam, da bin ich dann voll eingestiegen und
hatte eine gut florierende Hanf-Apotheke, bis 2002. Die dann aber
leider von den Behörden, unsanft geschlossen wurde und ich
rechtskräftig, in der Berufung, zu 2 Jahren und zwei Monaten
verurteilt wurde, die ich dann auch teilweise in der JVA-Landsberg
absitzen musste. Seit 2007 bin ich Dronabinol-Patient und seitdem hat
sich mein Konsum auf medizinisches Cannabis reduziert.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Christoph:
Wie schon erwähnt, wurde ich rechtskräftig zu Gefängnis verurteilt
und davor hatte man die üblichen Kontakte mit den
Strafverfolgungsbehörden, dabei habe ich ja gemerkt was hier falsch
läuft und Cannabis/bzw. Drogenpolitik nur dazu dient, Menschen zu
unterdrücken, die nicht in das Weltbild der christlich-westlichen
Leitkultur passen. Ich habe all die behördlichen-Schikanen, am
eigenen Leib erfahren, die einem Drogenkonsumenten im Knast drohen.
Ich weiß was es heißt “real Gangster” zu sein, denn ich
hatte schon entsicherte Dienstwaffen am Kopf, wegen Ott.
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Christoph:
Genau dieser Missstand, ich hatte mit 17-18 Jahren schon keine Lust
mehr, das Maul zu halten und so kam es, dass ich mich mit Freunden zu
einer Deutsch-Rapband formierte, die sich “Die Allianz”
nannte und ein Lied rausbrachte, dass “Freies Ganjah für unser
Land” hieß. Der Text des Liedes, behandelt die Problematik der
Drogenpolitik in unserem Land und was wir, vor 30 Jahren schon,
anprangerten, hat heute an seiner Aktualität nichts eingebüßt.
Damit Menschen wie du und ich, nicht mehr länger wegen einer
ungiftigen Heilpflanze diskriminiert und verfolgt werden können
müssen wir endlich Gesicht zeigen und aufhören uns zu verstecken,
denn auch hier gilt: “Wir sind mehr!”
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Christoph:
Wenn man es genau betrachtet, war die “Die Allianz” der
Anfang, meiner politischen Legalisierungsarbeit. Dabei habe ich
festgestellt, dass der bayerische Staatschutz dich ganz schnell auf
den “Kieker” nimmt und du immer mit politisch motivierten
Störaktionen, wie Studio – oder Hausdurchsuchungen rechnen musstest.
Ich habe den VfD mit begründet und auch der DHV kennt mich sehr gut,
als Mitstreiter. Ich habe z.B. 2001 den ersten von 5 Anträgen, zu
wissenschaftlichen Untersuchung der Hanfpflanze gestellt, die, alle,
bis auf den Letzten, mit der damals üblichen Floskel, ”
…Gefahr für das Ansehen der Bundesrepublik in der
Weltöffentlichkeit…”- abgetan wurden. Aus dem letzten Antrag
hat sich das größte internationale Forschungsprojekt zu Hanf
entwickelt.
Ohne
Forschung ist es nicht möglich die Ungefährlichkeit von Hanf zu
belegen.
Das
war auch mit der Grund warum solche Studien verhindert werden.
Hanfverband
Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Christoph:
Ja, seit 2007
Hanfverband
Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Christoph:
Natürlich hat der re-kreative Gebrauch von Hanf, große Vorteile
gegenüber dem Freizeitkonsum alkoholhaltigen Getränken. Alkohol,
berauscht durch die toxischen Reaktion eines krebserregenden
Zellgiftes und dessen noch viel giftigeren, körperlichen
Abbauprodukten. Hanf hingegen ist evolutionär und durch das
Endocannabinoidsystem, mit dem menschlichen Metabolismus verbunden,
kein Zellgift, heilsam und auch nicht Umweltschädlich in der
Herstellung, ganz im Gegensatz zu Alkohol. Ohne Hanf hätte ich nie
meinen Alkoholkonsum stoppen können und ich kann allen, die gesund
und liebevoll Leben wollen, empfehlen, das gleiche zu tun. Gleiches
gilt auch für meine chronischen Schmerzen die ich durch einen
Arbeitsunfall bekommen habe, ohne Hanf könnte ich nicht arbeiten
oder schmerzfrei, leben.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Christoph:
Ich vertrete schon, seit 30 Jahren, die Meinung, das wir alles
Legalisieren müssen, was uns berauschen kann. Denn nur so können
wir unsere Gesellschaft davor bewahren, wieder fundamental und
radikal zu werden. Das der staatlich, propagierte Alkoholkonsum genau
das Gegenteil bewirkt, sieht man daran, das radikale und ideologische
Gruppierungen versuchen mit Gewalt ihre kruden Ideologien
durchzusetzen. Alkoholismus ist die Folge dieses rigorosen
Substanz-Faschismus, der hier in unserem Land, von Lobbygruppen und
vielen ideologischen Politikerinnen betrieben wird. Dies hat seinen
Ursprung in dem christlichen Aberglauben, dass bestimmte Drogen und
Substanzen dazu verwendet werden können, Satan zu rufen.
Die
Cannabis-Angst wird auch deshalb erzeugt, da man mit ihr gut die
besorgten Mütter von der vom Alkohol unterstützten Kokainsucht der
Manager,-und Politikerväter, ablenken kann.
Im
Bundestag wird alles konsumiert, warum dann nicht endlich auch legal?
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Christoph:
Die Chancen stehen so gut wie nie. Das Problem bei uns, sind nur die
lobby-gesteuerten Politiker, die meinen die Jugend, schützen zu
müssen, aber in Wirklichkeit den Substanz-Faschismus aufrecht
erhalten wollen. Ich sehe auch hier schon Tendenzen, dass hier
umgedacht werden kann, wenn man denn möchte. Die UN wird das
entscheiden und Deutschland wird dann auch ganz brav dieser Vorgabe
folgen, das wurde mir mehrmals bestätigt.
Hanfverband
Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du
an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich
weiterzumachen?
Christoph:
Nö, ich liebe die Hanfpflanze und ich war auch nie verzweifelt
deswegen, weil, wer heilt hat recht. Ich bin immer schon an meinen
Gegnern gewachsen. Als ich im Gefängnis, wegen Hanfhandel, gesessen
bin und ich die verzweifelten Schreie aus den anderen Zellen, in der
Nacht, gehört hab, da hab ich gewusst, du machst das richtig, denn
wer dich wegen einer Pflanze einsperrt, der handelt aus einem
religiös-ideologischen Wahn heraus. Ich habe dann auch immer an
meine Schwester gedacht, die an schwerer Epilepsie litt und sich
deshalb, selbst getötet hatte. Es gab 1974 eine Studie in
Deutschland die feststellte, das Hanf gegen Epilepsie hilft, das habe
ich aber erst ein Jahr nach dem Tod meiner Schwester erfahren. Dies
alles und auch die vielen anderen Patienten, die ich kenne, geben mir
die Power, diesen Kampf solange zu führen, bis ich legal ins Gras
beißen kann.
Hanfverband
Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen
Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Christoph:
Ja, ich habe mich nie lange mit Menschen abgegeben die z.B. viel
Alkohol trinken und Tabak rauchen, da deren Konsumverhalten nicht mit
dem von Hanfkonsumenten konform geht. Man findet mich nicht im Kreise
Audi A6 fahrender, adipöser Biertrinker, die gerne viel
Billigfleisch grillen und dazu Fußballübertragungen glotzen.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Christoph:
Kiffen ist nicht schädlich oder giftig.
Wenn
man Kinder großzieht muss man sich immer bewusst sein, dass man sein
Konsumverhalten direkt an diese weiter gibt. Vielen Eltern ist gar
nicht bewusst das Süßigkeiten, Kaffee, Bier und Kippen, schnell
abhängig machende Substanzen sind, die körperliche und psychische
Schäden hervorrufen. Solange Cannabis, Alkohol, Koffein,
Natriumglutamat und MDMA immer noch, rechtlich, differenziert
behandelt werden, solange ist es schwer für Eltern, Kindern eine
gute rechtskonforme Erklärung geben zu können. Wenn mich mein Neffe
fragt, wie er sich am Wochenende denn berauschen sollte, ob mit
Alkohol oder Hanf, dann würde ich Ihm die sieben Krebsarten
aufzählen, welche direkt von Alkohol ausgelöst werden und würde
dann meinen Vapourizer übers Wochenende bei meiner Schwägerin
vergessen….
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern
besprechen und wie?
Christoph:
Da Hanf ein Nahrungsmittel ist, würde ich das schon mit denen im
Kindergarten besprechen, die Kinder sehen ja auch wenn der Papa ein
Bier trinkt, also muss er auch den Vapourizer erklären können. Nur
Lügen und Heimlichkeit machen etwas mystisch und interessant, wenn
man das bei Hanf weglässt, erklärt es sich von allein. Alkohol,
hingegen, kann Atemlähmung, Hirnblutung und Herzstillstand nicht nur
beim Erstkonsum auslösen. Deshalb so früh wie möglich aufklären.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Christoph:
Ich finde dieses Thema mehr als müßig, weil es gibt ja auch keine
Altersgrenze beim Kartoffelanbau oder Konsum, gleiches gilt für
Goldregen oder Blauen Eisenhut. Das sind Pflanzen, deren grünen
Teile alle tödlich giftig sind. Hanf ist bei der oralen Aufnahme
nicht toxisch und die Psychose hat man schon, wird also nicht durch
Hanf erzeugt, sondern größtenteils durch die DNA und die Meme.
Was
sollte dann dagegen sprechen wenn ein 14 jähriges Kind, am
Wochenende zusammen mit seinen Freunden oder Eltern einen Hanf-Keks
isst und dann zu guter Musik chillt und/oder beim Baden ist? Habe ich
auch gemacht, mache ich immer noch! Ich bin jetzt fast 50 Jahre alt,
gesund und kiffe seit 35 Jahren. Ich habe im Gegenzug aber schon 60%
meiner alten Bekannten und Freunde, die weiter Alkohol und Kippen
konsumierten, auf ihren Beerdigungen besucht.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Christoph:
Das ich Hanf wie Kartoffeln oder Tomaten anbauen und verkaufen kann.
Hanfverband
Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Christoph:
Meine Lieblingssorte ist die die es gerade gibt, das ist für uns
Patienten hier in Deutschland die traurige Realität. Früher hatten
wir eigene Züchtungen, für mich ist Hanf einfach immer Hanf, also
Cannabis-Sativa L. Dieser ganze Zucht-Schnick-Schnack ist für mich
wie Auto-Tuning, es gibt Leute denen gibt das Getue etwas, aber ich
benutze es nur. Wenn es gut fetzt ist es gut, wenn es nicht gut fetzt
ist es nicht gut. Diese zwei Kategorien habe ich für mich in den
letzten Jahren erkannt, der Rest ist Marketing der Cannabiszüchter.
Viel Blubber-Kush-Haze-IndicaBlablabla und nichts dahinter als
überteuerter Hanf.
Hanfverband
Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die
Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job,
usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche
Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?
Christoph:
Die Angst, ist der Grund, warum Kiffer immer noch als Menschen
zweiter Klasse behandelt werden. Die Angst, ist aber auch der Grund,
warum die Kiffer nicht auf die Straße gehen und Gesicht zeigen. Ich
habe in meinem Leben viele Menschen kennengelernt, die kiloweise
Grass rauchen und dick daran verdienen, keiner von denen setzt sich
für die Legalisierung ein, weil dann verdient man nichts mehr.
Deshalb würde ich allen empfehlen nicht mehr beim Straßenhändler
zu kaufen, sondern zusammen mit Freunden anzubauen. Werdet so aktiv,
das für euch dabei was rüber kommt und die nicht mitmachen, sind
selber schuld. Meiner Meinung nach kann Hanf nur legal werden, wenn
jeder der kiffen will seinen Blumentopf hat und selber anbaut, das
ist ökologisch.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder
in einem Shop einkaufen gehen?
Christoph:
Beides, wenn ich mir das Grass von einem guten Züchter für 0, 50,-
per Gramm holen kann, wenn mich meine selbst angebauten Sorten
langweilen, dann ist das doch ok und gut. So macht man es, mit Gemüse
ja auch und Hanf ist ein wirklich gutes Gemüse.
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht
gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten Mal Cannabis konsumieren
möchte?
Christoph:
Es ist immer noch illegal, macht euch das bewusst. Macht es nur wenn
ihr Bock drauf habt und nicht weil andere sagen, das dies jetzt sein
muss. Konsumiert nur rauchfrei und ohne Tabak, mit einem Vaporizer.
Erst mal einen kleinen Zug ausprobieren und dann mal chillen, das ist
wichtig, keine Hektik und kein Stress. Da Cannabis nur illegal auf
dem Schwarzmarkt in Deutschland erhältlich ist, ist es eine große
Gefahr das die illegal erworbene Ware verunreinigt oder gestreckt
ist. Achtet darauf und informiert euch darüber im Internet. Das
würde ich Jugendlichen mit auf den Weg geben.
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende
Cannabis – Anekdote?
Christoph:
Leider würden alle Geschichten die ich erzählen könnte den Rahme
hier sprengen. Aber nur so viel, ich weiß was es bedeutet, wenn man
in einem Folienschlauchgewächshaus einen “kleinen Grow”
startet und dann bei der Ernte feststellt, wie viel Biomasse Hanf
wirklich erzeugen kann. Oder wie es sich anfühlt, wenn man, bei der
Akteneinsicht feststellt, das dass BKA, zusammen mit dem LKA und dem
Auswärtigen Amt, dich Monate lang, zusammen, mit dem spanischen
Geheimdienst überwacht hat. Ich weiß auch wie es ist, wenn man mit
scharfen, entsicherten Waffen von einem SEK mit Luftunterstützung
auf einer Kreuzung gestoppt wird. Ich hoffe meine Ausführungen haben
euch etwas gebracht, viel Spaß noch und