Der
Berliner ist Stammgast auf der Hanfparade und dem GMM und auch auf
Social Media begegnet man dem 53 jährigen Aktivisten. Ständig
versucht er, andere Leute ebenfalls zu motivieren, sich für die
Legalisierung einzusetzen, denn wie er einmal sagte:
„Ich
bin nur ein Tropfen, gemeinsam sind wir ein reißender Fluss“
Danke,
dass du bei unserem kleinen Interview mitgemacht hast!
Hanfverband
Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Ernst:
Mit etwa 18 Jahren habe ich aus Neugierde mit Freunden zusammen
Joints geraucht. Hoffnungslos Überdosiert, aber es hielt mich nicht
ab weiter zu machen. Im Gegenteil haben die positiven Effekte
überwogen
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Ernst:
Definitiv ja. Bis etwa 1998 war ich so etwas wie ein Kampfkiffer,
obwohl bereits politox. Ich bin nach einer Therapie 1999 nach Berlin
gezogen und konsumiere erst seit 2016 Cannabis als Medizin, kenne
also beide Seiten
Hattest
du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Ernst:
Ja, ich bin mehrfach Vorbestraft, aber alles vor 1998.
Was
hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Ernst:
Eine Sendung in den frühen 2000er Jahren, wo Steffen Geyer
eingeladen wurde und er so gar nicht dem Klischee entsprach, nach dem
er aussah. Ich habe das aber erst nur beobachtet, weil ich gerade mit
meiner Therapie beschäftigt war und selber mit Cannabis aufgehört
hatte.
Auf
welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Ernst:
Etwa 10 Jahre Lang war ich Privates Fördermitglied beim DHV und bin
ein Gründungs Ortsgruppen Mitglied der Berliner OG, aber derzeit
nicht mehr aktiv. Und ich habe den Medical Smoke In im Görlitzer
Park ins leben gerufen und zwei mal angemeldet und dreimal mit
Organisiert. Die Idee dazu hatte ich kurz nach der Gesetztes
Änderung, ich war sauer wegen der Krankenkasse und schlug es während
einer Ortsgruppen Sitzung vor, der Rest ist Geschichte.
Bist
du Cannabis – Patient?
Ernst:
Ja seit 2017 offiziell, aber ich nutze seit 2016 Cannabis Medizinisch
Wie
hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Ernst:
Bis zur Gesetzes Änderung war es gut, leider kann ich es mir jetzt
nicht mehr leisten. Seit dem ich meine Therapie abbrechen musste geht
es Gesundheitlich bergab. Mittlerweile erhalte ich Hartz IV, nach dem
ich kein Krankengeld mehr erhalte. Eine Kostenzusage habe ich nicht.
Wie
stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Ernst:
Es wäre wichtig, alle Substanzen unter Staatliche Kontrolle zu
stellen und Erwachsenen Menschen ermöglichen, die Substanz die sie
haben möchten, in einer guten und sicheren Qualität zu erhalten.
Das
bedeutet auf keinen Fall Cannabis oder Heroin im Supermarkt, sondern
je nach Substanz, im Fachhandel oder Apotheke oder wie bei Heroin es
bereits der Fall ist, von Ärztlichen Personal. Aber den Zugang würde
ich nicht auf Begrenzte Kreise einschränken, sondern jedem
Erwachsenen ermöglichen. Nach einer Aufklärung über Risiken z.B.
Wie
siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas
geändert wird?
Ernst:
50 zu 50. Für den Machterhalt habe ich schon fliegende Kamele kotzen
sehen. *lach*
Gab,
oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner
Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich
weiterzumachen?
Ernst:
Ja gab es, nicht nur einmal. Eigentlich jedesmal wenn Leute aus den
eigenen Reihen Arbeit sabotieren nur wegen Persönlichen
Kleinigkeiten und damit Jahre verschwenden. Ich mache aber weiter,
eben weil das Verbot so ungerecht ist und ich damit nicht weiter
leben möchte. Die Armseeligen Argumente der am Verbot festhaltende
Kleingeister ermuntern nur, sich mehr einzubringen.
Hatte
der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas –
Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Ernst:
Nein nicht im Erwachsenen Alter, eigentlich auch nicht im
Jugendalter, da gefühlt alle konsumiert haben. 😉
Wie
stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Ernst:
Ich habe keine Kinder, fände aber eine frühe Aufklärung wichtig.
Ab
welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen
und wie?
Ernst:
So Früh wie möglich, altersgerecht verpackt. Das erste mal mit 5,
dann wieder mit 12 oder 14 und danach ab 16 eventuell mal ein Bier
geben oder nen Joint.
Welche
Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis fändest du sinnvoll?
Ernst:
Ich fände es Sinnvoll alles was eine Sucht verursacht oder
berauschen kann ab 18 in Ordnung, aber mit den Eltern bei weicheren
Dingen ab 16 probieren lassen
Hast
du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Ernst:
Hybriden , weil diese beide Eigenschaften vereinen. Lieblingssorte
heißt Amnesia Spice und ist eine Mischung von Amnesia Core Cut und
Spicy Bitch, von den Apotheken Sorten enthalte ich mich, da jede
Charge anders ist.
Welche
Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?
Ernst:
THC 30 zu 2 % CBD
Wenn
Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop
einkaufen gehen?
Ernst:
Anbauen aber da das auf Dauer zu eintönig wäre, fände ich CSCs gut
wie es sie in Belgien gibt, aber mit Blick auf Touristen braucht es
definitiv eine Mischlösung, für einheimische Konsumenten CSCs und
für die anderen Shops.
Was
würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade
Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren
möchte?
Ernst:
Konsumiere nicht alleine und nicht unbedingt das stärkste.
Verdampfen vor rauchen und zum beginn nur einmal ziehen. Wenn es denn
überhaupt sein muss.
Hast
du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis –
Anekdote?
Ernst:
Ich saß mal mit einem Freund (beide damals um die 19 Jahre Jung) in
München in einem Wienerwald. Stoned bis auf die Knochen hatten wie
Hähnchen Barbecue bestellt. Kurz vor ende stellte ich die frage, ist
das heiß oder scharf? Mein Kumpel und ich lagen fast auf den Boden
vor lachen weil wir das nicht sagen konnten. Na ja, stoned ist das
lustiger. 😀
Der
gebürtige Greifswalder hat schwere Zeiten durchlebt.
Durch
seine ADHS – Erkrankung eckt er schon früh an wo es nur geht und
durch sein Elternhaus erfuhr er keine Unterstützung. Stattdessen war
Gewalt an der Tagesordnung.
Die
Situation war für Maik unerträglich. Mit 12 riss er das erste mal
zuhause aus, um zurück in die DDR zu flüchten, was jedoch nach zwei
Tagen von der Polizei beendet wurde.
Im
Alter von 14 beendete er seine schwierige familiäre Situation und
zog in eine betreute WG
Hier
kam er zum ersten mal mit Cannabis in Kontakt. Eine Erfahrung, welche
sein Leben grundlegend verändern sollte.
Dass
er ADHS hat, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was er aber
wusste war, dass er durch Cannabis endlich in der Lage war, klare
Gedanken zu fassen und zu ende zu denken. Seine Aggressionen gingen
zurück, kurz, er konnte normal leben.
Leider
verbrachte Maik durch die Repression später kurze Zeit in U –
Haft, hatte jedoch das Glück, dass er statt ins Gefängnis zu
müssen, eine Therapie machen durfte.
Doch
Cannabis half ihm bei seiner Krankheit und die verordneten
Medikamente hatten starke Nebenwirkungen.
Als
Cannabis 2017 für medizinische Zwecke legalisiert wurde, ändert
sich für Maik alles. Während einer Sendung der Tagesschau erfährt
er, dass Cannabis bei ADHS verschrieben werden kann. Für ihn war
klar, dass er nicht süchtig, sonder dass Cannabis für ihn
lebenswichtige Medizin ist.
Seit
dem setzt sich Maik für die Legalisierung ein, gründete die
Facebook – Gruppe „Cannabis ist Medizin“ mit tausenden
Mitgliedern und ist auf den Demos an vorderster Front dabei.
Wir
freuen uns sehr, dass auch Maik bei unserem Interview mitgemacht hat.
Hanfverband
Hamburg: Wie bist Du das erste mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Maik: Ich habe
Cannabis das erste mal mit 17 Jahren im Betreuten Wohnen kennen
gelernt. Ab da änderte sich schlagartig mein Leben. Da ich sofort
körperlich ruhig gestellt war. Ich war zwar zuerst mega breit aber
dann merkte ich wie mein Körper ruhig wurde und ich zum ersten mal
Dinge zu ende bringen konnte, ohne das ich 3 Sachen auf einmal
angefangen habe.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Nein, er ist konstant
bei 4,5 g täglich, so lässt sich mein Leben ordnen. Für viele
Ärzte war ich ein Süchtiger. Hoch süchtig, da sie es nicht
verstehen konnten. Sie sagten nur dies ist eine hochgradige Sucht.
Zack, Suchtstempel gehabt. Von 2008 bis August 2019 wo es dann von
Legeso und meinem Suchtarzt widerlegt wurde.
Hanfverband
Hamburg: Hattest Du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Ja, ich musste wegen
145 g Cannabis in Stuttgart ins Gefängnis in Untersuchungshaft.
Wegen Verrat von einem Neider.
Hanfverband
Hamburg: Was hat Dich dazu bewegt Aktiv zu werden?
Durch meine Haft wurde
mir klar das dies so nicht mehr haltbar ist. Ich habe niemanden
geschädigt oder verletzt und musste trotzdem in Haft. Dafür, dass
ich eine natürliche Pflanze benutzt hab. Das ist nicht mehr tragbar!
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst Du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Ich bin regelmäßig
auf Demos unterwegs. Ich habe meine Gruppen in den Sozialen Medien wo
ich informiere so gut es geht. Und ich verklage seid dem 4. April
2019 die TK, damit sie die Kosten für ADHS übernimmt.
Hanfverband
Hamburg: Bist Du Cannabis Patient?
Ja, ich habe eine
Ausnahmeerlaubnis von BFARM.
Hanfverband
Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Alles ist viel besser
geworden. Mein Leben ist geordnet damit.. Kein Durcheinander mehr.
Ich bringe Sachen zu Ende und fange nicht 3 Dinge auf einmal an.
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst Du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierungdieser
Substanzen?
Alles sollte
entkriminalisiert werden, siehe Portugal. Es klappt wenn man will und
möchte. Der Mensch kann ab 21 selber entscheiden, wie und was er
will.
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chance, dass sich an der jetzigen Politik
bald was geändert wird?
Bei
der Politik derzeit keine große Chance. Das Hauptproblem ist die
große Pharma- Lobby und das es keine Gewissensfrage im Bundestag
gibt, sondern nur die parteiabhängige Abstimmung. Es muss eine
Gewissensfrage werden, ohne Parteihintergrund. Dann würde es die
Legalisierung bald geben.
Hanfverband
Hamburg: Gab oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an
Deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja was motiviert dich
weiter zu machen?
Ja hatte ich .. aber
in dem Punkt lasse ich mich nicht unterkriegen, dazu ist die Sache
mir zu wichtig ….
Hanfverband
Hamburg: Hatte dein Cannabiskonsum – auch ob des gesellschaftliche
Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/ Freundschaften?
Ja auf meine Ehe, da
es schon ins Geld ging die Medizin zu bezahlen. Das führte oftmals
zu Diskussionen. Als Patient braucht man halt mehr als ein
Hobbysmoker
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im Familiären Umfeld?
Das muss und sollte
ein offenes Thema sein, auch vor den Kids. Lieber so als Verbote.
Verbote richten nur schaden an. Würde man offen ehrlich damit
umgehen würde es auch keine Probleme geben.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Ab 21 Jahren, da dann
das Gehirn ausgereift ist und die meisten bis dahin Ihren Schulweg
und ihre Ausbildung geschafft haben. So sollte es mit Alkohol
eigentlich auch sein. Ab 21 Jahren.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir eine Legalisierung vor, oder wie wüschst
du sie dir?
Coffeshops muss es
geben mit allem was dazu gehört. Eigenanbau gehört auch dazu. Es
muss komplett legalisiert werden, ohne jegliche Strafverfolgung.
Hanfverband
Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/ Sorte? Warum?
Amnesia ist meine
Topsorte. Sie macht ruhig, sie hilft top beim Schlafen und stillt
Schmerzen.
Hanfverband
Hamburg: Welche Konzentration von THC / CBD findest du optimal?
THC um die 18 %, CBD
um die 12%.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder
in einem Shop kaufen?
Ganz klar selber
Anbauen und wenn möglich auch an Shops verkaufen.
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du Leuten, vielleicht gerade Jugendlichen mit
auf dem Weg geben, wenn diese das erste mal Cannabis probieren
wollen?
Geht die Sache langsam
an. Nehmt euch Zeit und lasst es auf euch wirken. Nicht übertreiben
weil es nicht bei jedem gleich wirkt. Alles in Ruhe. Wäre es mein
Sohn würde ich ihn einweihen.
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss noch etwas, was du den Leuten sagen
möchtest?
Wer sich für die Legalisierung von Cannabis interessiert und bei Youtube und in den Sozialen Medien unterwegs ist, wird ganz sicher früher, oder später über den in Wuppertal geborenen „Vorleser“ unter den Cannabis – Aktivisten stolpern.
Auf seinem Kanal „Zeugen Sativas“ liest der „Reverend“ regelmäßig die gängige Literatur zum Thema, begrüßt verschiedene Gäste, oder betreibt ganz allgemein Aufklärung.
Natürlich sieht man ihn regelmäßig auf den Demos, wo er auch gerne mal die Bühne besteigt und seinem Unmut zur jetzigen Drogenpolitik Luft macht.
Beruflich dreht sich bei Pierre alles um unsere vierbeinigen Freunde. Er ist Dozent für Kynologie (Lehre von Rassen, Zucht, Pflege, Verhalten, Erziehung und Krankheiten von Haushunden), VGB geprüfter Hundeführer – Ausbilder, Diensthundeführer Industrie IHK, Hundeführer für Bewachungsunternehmen und Hunde – Ausbilder. Kurz, der Mann versteht etwas von Hunden.
Wir freuen uns, dass er bereit war, uns ein paar Fragen zu beantworten.
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Pierre: Mit 15 Jahren ein Joint mit Haschisch.
Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Pierre: Ja, hat sich verändert.
Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Pierre: Ja im Strafrecht und meistens im Führerscheinrecht.
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Pierre: Mich hat bewegt mich nicht mehr einem Gesetz zu unterwerfen, dass mir mehr schadet als Cannabis selbst.
Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Pierre: Ich betreibe einen kleinen Youtube – Channel mit dem Namen „Zeugen Sativas“, wo ich die Menschen aufkläre und hin und wieder auch Gäste in meinem Livestream einlade.
Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Pierre: Ja
Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Pierre: Cannabis hat meine Lebensqualität schon verbessert bevor ich Patient wurde.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Pierre: Ich bin für die Entkriminalisierung aller Drogen aber nicht für alle eine Legalisierung. Eine Entkriminalisierung und gleichzeitig Hilfsprogramme für Menschen die süchtig nach Drogen gibt. Es ist der sinnvollere Weg und hat einen Nutzen und Vorteil für alle, insbesondere für den kranken Süchtigen selbst.
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Pierre: Ich denke unter einer CDU oder auch unter einer SPD geführten Regierung wird es keine Änderung geben. Drogen sind in der Politik ein gutes Thema bei Konservativen um zu hetzen und Ängste schüren zu können um damit Wählerstimmen zu fangen. Denen geht es nicht um das Sinnvollere sondern um Machterhaltung.
Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?
Pierre: Nie Zweifel gehabt.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Pierre: Seit ich mich dazu bekannt habe Cannabis zu konsumieren, seit dem werde ich bis heute stigmatisiert, sogar noch als Patient, wo ich mich rechtfertigen muss, weil ich ja gar nicht krank aussehe.
Bin halt psychisch krank. Womit wir bei der nächsten Stigmatisierung wären.
Hanfverband Hamburg: Hast du Kinder?
Pierre: Ja, einen Sohn.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Pierre: Ich gehe damit offen um und dies sollte man. Aufklärung ist hier das Zauberwort.
Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Pierre: Mein Sohn war 14 als wir darüber gesprochen haben.
Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Pierre: Wer mit 18 Wählen darf, der hat auch dann das Recht und die Freiheit Drogen zu konsumieren. Wobei man ja sagt, mit 25, wenn man schon Drogen nehmen will, weil da das Gehirn ausgewachsen ist.
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Pierre: Ich stelle mir verschiedene Modelle vor. Dazu gehört auch das der Bürger sich seine eigenen Pflanzen zum Eigenverbrauch selbst anbauen darf. Darüber hinaus Cannabis Social Clubs, und den kommerziellen Markt mit Fachgeschäften.
Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Pierre: Mir sind Sativa Sorten am liebsten, da sie mich wach machen und mich motivieren Dinge zu erledigen und zu machen. Ich glaube auch, dass es bei vielen Jugendlichen zu Problemen kommt, weil auf dem Schwarzmarkt meist Indica Sorten angeboten werden (Sie kann man schneller ernten.) und das drückt einen und macht Antriebslos und Müde. Wenn ich in die Couch gedrückt werde und dann nur anfange zu grübeln, würde dies zwangsläufig nur zu Problemen führen. Daher Indica zum Ende des Tages, wenn´s ins Bett geht.
Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?
Pierre: Mir ist die Konzentration von THC in so fern egal, dass ich sagen kann,dass ich verschiedene Sorten ausprobiert habe und der Gehalt an THC nicht das Entscheidende ist. Beispiele: Bedrocan 22% THC und Pedanios 22% THC beides Sativa. Bedrocan finde ich unerträglich.
Oder ein anderes Beispiel: Tilray25 Sativa mit 23.3% finde ich sogar noch besser als Pedanios. Aber auch Red No 2 mit 18% finde ich sehr gut und hilft mir. Gerade das Red No 2 ist, wie für andere Kaffee, so ein richtiger Wachmacher.
Ich denke dass es auf die Komposition der einzelnen Cannabinoide und Terpene ankommt, die die entsprechende Wirkung macht. Daher finde ich es wichtig, dass man nicht nur THC/CBD Werte erfährt , sondern auch die Werte der anderen Cannabinoide und Terpene.
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Pierre: Ich würde selbst anbauen.
Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Pierre: Set und Setting sind sehr wichtig. Man sollte sich sicher sein, dass man gutes, also ungestrecktes Material konsumiert. Und man sollte sich gut fühlen, gut gegessen und getrunken haben.
Auch eine Umgebung die Ruhe vermittelt und nicht stressig ist oder werden könnte ist von Vorteil und jemanden mit Erfahrung dabei zu haben, der einen beruhigen kann, wenn es doch mal zu heftig wird.
Ach ja, ich nutze bis heute die Möglichkeit Süßes zu essen, wenn es zu sehr auf den Kreislauf schlägt.
Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Pierre: Lange Geschichte, erlebt zusammen mit Maximillian Plenert zu Weihnachten vor 2 Jahren, wo mich die Polizei angehalten hat und mich kontrollierte.
Am Ende gab man mir alles wieder an Medizin und den halben Joint, den ich dabei hatte und wünschte uns eine schöne Weiterfahrt. Man bat mich aber darum, den Joint erst anzuzünden wenn wir um die Ecke gefahren sind.
Wir bedanken uns recht herzlich für dieses kleine Interview!
Unser
Sprecher Marc wurde 1986 in Greifswald geboren, lebt aber seit drei
Jahren in Hamburg.
Die
Legalisierung von Cannabis ist für den gelernten Baumschulgärtner
Leidenschaft und Lebensinhalt, denn er möchte die Situation der
deutschen Cannabis – User nachhaltig verbessern.
Aus
diesem Grund gründete er 2018 die Hamburger Ortsgruppe des DHV.
Kundgebungen,
Podiumsdiskussionen und das Organisieren von Demos wie den GMM,
welcher 2018 erstmals in Hamburg stattfand, aber auch die ständige
Präsenz als Ansprechpartner gehören zu den Tätigkeiten des 33
jährigen Hamburgers.
Natürlich
stand auch Marc Rede und Antwort in unserer Aktivisten – Portrait –
Reihe.
Hanfverband
Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Marc: Ich war jung und mir ging es nicht gut. Eines Tages wurde es mir angeboten und ich war interessiert. Das erste mal versuchte ich es im Joint. Das funktionierte nicht gut. Also probierte ich es später noch mal. Diesmal mit einer Bong. Es hat wunderbar funktioniert. Zum ersten mal in meinem Leben fühlte ich mich ruhig und glücklich.
Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Marc: Als ich angefangen habe, gab es viel mehr Hasch zu rauchen. Dementsprechend kam das Gras über die Jahre hinzu. Heute rauche ich kaum noch Dope. Bin aber bei einer Bong geblieben.
Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Marc: Oh ja… nicht zu wenig. Als ich jünger war, mussten wir ein paar mal flitzen. Ich war schon wegen Handel und Eigenanbau vor Gericht. Ich bin als junger Mensch sehr rebellisch gewesen. Da blieben unangenehme Begegnungen mit dem Gesetz nicht aus.
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Marc: Hmm, gute Frage. Als ich jung war, war es wohl mein Egoismus. Ich konnte nicht verstehen wie man mir etwas verbieten kann, das niemandem schadet und mir gut tut. Heute sind es wohl die ganzen Erfahrungen, die ich gesammelt habe. Ich bin Patient und geschädigt durch diese Gesetze. Mehr Antrieb brauche ich nicht um aktiv zu sein.
Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Marc: Ich helfe wo ich kann. Auf Demos helfe ich gern aus. Seit einer Weile bin ich der Sprecher der Hamburger Ortsgruppe des DHV. Seit dem zeige ich mich auch in der Öffentlichkeit. Wir organisieren Demos, Kundgebungen etc., wo ich dann als Sprecher fungiere.
Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?
Marc: Ja, ich habe vielfältige Diagnosen. PTBS, ADHS, Borderline, Depression. Noch dazu hab ich seit einem Berufsunfall vor ein paar Jahren, chronische Schmerzen.
Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?
Marc: Mich macht es ruhiger. Ich leide unter Anspannung, Nervosität und unruhigen Schlaf. Ich habe auch oft Flashbacks, die ich mit dem rauchen unter Kontrolle halte. Vor ein paar Jahren hatte ich noch sehr viel Wut und Suizidgedanken in mir. Wenn ich mich nicht ruhig gehalten hätte, wäre ich wohl im Knast oder tot. Die Schmerzen sind auch deutlich erträglicher mit Cannabis. Mein Leben war lange Zeit nicht spaßig um es mal nett zu sagen. Ohne das geliebte Kraut, würde es mir deutlich schlechter gehen.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Marc: Ich bin für eine komplette Legalisierung mit regulierten Markt. Alkohol und Tabak sollten wie alle anderen Drogen behandelt werden. Es sollte Drogenfachgeschäfte geben mit entsprechend ausgebildeten Personal. Strafverfolgung jedenfalls ist so nützlich wie n Kropf am Hals, um jemanden zu helfen.
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Marc: Jetzt wo Cannabis an der Börse ist und alle ganz offen sehen wie viel Geld das bringt, wird es auch legal werden. Da bin ich mir sicher. Auf kluge Argumente spricht Politik wenn überhaupt nur sehr langsam an. Bei Geld kommt die normale Gier der Menschen hinzu. Ich schätze mal, maximal noch 2 mal Bundestagswahlen.
Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?
Marc: An der Richtigkeit der Sache hatte ich nie einen Zweifel.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Marc: Klar. Es gab immer wieder Probleme damit oder Menschen die ihre Nase rümpfen müssen wegen dem Cannabis. Früher war das schwierig für mich. Heute kann ich es belächeln.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Marc: ich selber habe meiner Familie gesagt. das ich nicht mehr zu Familienfesten komme, wenn ich nicht kiffen darf. Ich gucke denen nicht beim saufen zu.
Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Marc: Das muss man glaube ich, vom Menschen ein wenig abhängig machen. 10-12 Jahre ist kein schlechtes Alter. Ich würde wohl meinen Kindern sagen, das man mit Drogen nicht nur Spaß hat und von meinen schlechten Erfahrungen erzählen. Am Ende würde ich sie wohl bitten, den Scheiß zu lassen. Und sollten sie jemals ein Drogenproblem kriegen, sollen sie bitte zu mir kommen, damit Hilfe geholt werden kann. Ich würde versprechen nicht böse zu sein. Sie sollen es nur sagen. Mehr kann ich als erwachsener Mensch wohl nicht tun.
Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Marc: 21 Jahre finde ich sinnvoll.
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Marc: Die Produktion sollte in Deutschland für kleine und große Unternehmen möglich sein. Der Verkauf sollte in extra Geschäften mit geschulten Personal geschehen. Der Eigenanbau sollte bitte auch legal sein. Im Grunde könnte man es wie Alkohol und Tabak behandeln, mit dem riesigen Unterschied, das ich mein Cannabis bitte nicht im Kiosk oder bei Aldi einkaufen können will. Ich darf Schnaps kaufen und selber herstellen zum Eigenkonsum. Ich darf Tabak kaufen und anbauen zum Eigenkonsum. Genau das wünsche ich mir für Cannabis.
Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Marc: Kush – Sorten sind sehr angenehm zu rauchen. Sie wirken bei mir sehr gut. Ich mag Indica deutlich lieber rauchen als Sativa.
Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?
Marc: Könnte ich so nicht sagen. Je nach Tageszeit und -form rauche ich anderes Gras. CBD nehme ich in ÖL- Form ein. Ich mag ganz klar schweres Gras. Schon nach dem aufstehen, rauche ich am liebsten Indica.
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Marc: Beides.
Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Marc: Jugendlichen würde ich erst mal nahe legen das sie das sein lassen sollen. Allen anderen würde ich sagen, das sie sich drauf gefasst machen sollen, das der Körper gleich schwer wird. Falls der Mensch ängstlich ist, würde ich erklären, das man durch Cannabis nicht sterben kann. Ansonsten sollten zu viele Süßigkeiten im Haus sein und ein paar sinnfreie Filme. Have fun.
Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Marc:
Ich
wurde vor ein paar Jahren um 5 Uhr morgens von der Polizei
angehalten. Sie fragten wo ich hin will. Ich sagte, das ich zur
Arbeit will. Wie man unschwer an meiner Kleidung gesehen hatte. Die
Reaktion der Polizei. “Wir machen dann jetzt mal einen
Drogentest!” In meiner übermüdeten Birne ratterte es los.
Wieso soll ich ein Drogentest machen, wenn ich zur Arbeit fahre? Die
machten einen Speicheltest. Nach Minuten der Angst, kamen sie zu mir
und ließen mich ziehen. Der Test war zu meiner Überraschung
negativ. 2 Wochen später, hab ich die Beamtin wieder gesehen. Sie
sagte zu mir, das der Drogentest später noch positiv war. Meine
Reaktion darauf:”Da war es wohl zu spät!” und bin weiter
gegangen. Die Beamtin war ab der ersten Sekunde extrem pampig zu mir.
Daher fand ich es passend, sie so stehen zu lassen.
Wir
danken unserem Sprecher ganz herzlich für seine Arbeit und dieses
kurze Interview.
Florian studierte in Marburg Politikwissenschaften und war dort einige Zeit in einem Kontaktladen für Drogenkonsumenten tätig. Dazu betreute er ein an Multipler Sklerose erkranktes Ehepaar.
Er
engagierte sich seit 2010 bei der „Hanfinitiative Frankfurt“ (
https://www.hanf-initiative.de
) und
beim „Alice Projekt“ in Frankfurt, einem Verein, der sich die
Förderung von Drogenmündigkeit und Risikokompetenz auf die Fahnen
geschrieben hat und bei verschiedenen Veranstaltungen mit Info,- und
Beratungsständen vertreten ist (
http://www.alice-project.de
).
2012
wurde er Mitglied der Piratenpartei.
Florian
trat dem DHV bei und arbeitete dort jahrelang ehrenamtlich, bis er
2014 schließlich seine Festanstellung begann. Er kümmerte sich
unter anderem um die Betreuung der Ortsgruppen, bearbeitete Anfragen
und betreute Social Media Seiten.
2017 begann Florian seine Arbeit als stellvertretender Geschäftsführer des DHV.
Wir freuen uns, dass er sich ein wenig Zeit für unsere Fragen genommen hat.
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Florian: Ein Bekannter hatte als ich Ende 15 war ein winziges Bröckchen Haschisch dabei, welches wir uns zu fünft oder sechst teilten. Niemand verspürte eine Wirkung.
Im Jahr 2001 lernte ich dann in der Schweiz den damals in der Schweiz legalen Markt für Marihuana zum Riechen kennen. Dort gab es hoch THC haltiges Marihuana als Duftprodukt für die Badewanne oder den Kleiderschrank, man durfte es bloß nicht konsumieren. Große Auswahl und hohe Qualität machten den Vergleich zum Schwarzmarkt in Deutschland zu einer traurigen Angelegenheit.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Florian:
Na klar. 🙂
Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Florian: Na klar. 🙂
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Florian: Ich konnte noch nie verstehen, warum Cannabis verboten ist. Es konnte mir auch noch nie jemand vernünftig erklären. Frühe Erfahrungen mit legalem Cannabis in der Schweiz oder Holland und der Illegalität bzw. bei einem späteren Besuch dann Legalität von natürlichen Cocablättern in Bolivien trugen dazu bei, dass ich Drogenpolitik spannend fand. Letztendlich spielte eine erniedrigende und entmenschlichende Polizeikontrolle auf dem damals so genannten Chiemsee Reggae Festival sowie einige andere Polizeikontakte eine große Rolle, mich auf diesen Weg zu führen.
Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Florian: Seit 2010 war ich zunächst in der Hanf-Initiative Frankfurt und dann auch im Deutschen Hanfverband aktiv, heute arbeite ich beim DHV und kümmere mich unter anderem um die Kampagne zum Global Marijuana March sowie die Cannabis Normal Konferenz.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Florian: Keine Droge wird weniger gefährlich, indem man die Menschen für ihre Einnahme oder ihren Besitz bestraft. Drogen (auch Alkohol) sind immer mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden, deshalb braucht es Aufklärung & Informationen statt Dämonisierung und Bestrafung.
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Florian: Das hängt davon ab, was man unter “bald” versteht. Aber der Zug rollt. Viel mehr als 10 Jahre kann es eigentlich nicht mehr dauern, bis Cannabis auch als Genussmittel in Deutschland legal oder toleriert für Erwachsene zugänglich wird. Wie und wann genau, das hängt sehr stark von unserem Engagement als Aktivisten ab. Je mehr Menschen sich für eine Änderung einsetzen, desto schneller wird sie kommen. Daran glaube ich fest.
Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?
Florian:
An meiner Überzeugung hatte ich nie Zweifel. Das Thema ist
eigentlich klar: Das Cannabisverbot ist so dumm, man glaubt es
kaum…. Zweifel kommen mir manchmal nur bezüglich der Frage, wohin
wir steuern. In den USA und Kanada sehen wir eine starke
Kommerzialisierung bei gleichzeitig relativ starker Regulierung des
Eigenanbaus. In vielen US-Staaten ist beispielsweise kein
Cannabisanbau im eigenen Garten erlaubt. In einigen kanadischen
Provinzen darf man nur in Eigenheimen growen, bei Mietwohnungen muss
man den Vermieter fragen. Das demotiviert mich nicht, wirft aber die
Frage auf wie wir dagegen halten können.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Florian: Na klar.
Hanfverband Hamburg: Hast du Kinder und wenn ja, wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Florian: Kinderlos. Grundsätzlich halte ich aber Geheimnisse vor Kindern nicht für ganz unproblematisch. Wer Cannabis als zentrales Element im eigenen Leben hat, sollte das meiner Einschätzung nach nicht verheimlichen sondern irgendeinen offenen Umgang finden. Problem sind meist wohl weniger die Kinder, sondern deren Lehrer, Freunde und die Eltern von deren Freunden – also die Gesellschaft. Sobald Cannabis legal ist, wird es in vielen Familien deutlich weniger Konflikte diesbezüglich geben. Ein wichtiger, wenn auch schwer zu kommunizierender Vorteil der Legalisierung.
Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Florian: Das kommt immer auf den Einzelfall an. Sobald das Kind es zum Thema macht, muss man selber auch ran. Das unterscheidet sich ja stark je nach Wohnort und Freundeskreis. Ansonsten denke ich so ab 11 / 12 kann man seine Kinder schon grob einweihen, dass es berauschende Substanzen neben Alkohol gibt und dass diese für Erwachsene sind. Danach kommen dann irgendwann die Details. Das wichtigste aus meiner Sicht: Keine Panik sondern rationale Gespräche.
Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Florian: Keine leichte Frage. Praktisch wird man in der heutigen Gesellschaft eine niedrige Altersgrenze nicht durchgesetzt bekommen, von daher halte ich die Forderung nach einer Altersgrenze bei 18 Jahren für politisch opportun und sinnvoll. 🙂
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Florian: Bunt. Mit großen Eigenbedarfsgrows, Erntedankfesten für die ganze Nachbarschaft, niedrigen Preisen, internationalem Handel, Cannabis-Social-Clubs, Kneipen ähnlich holländischen Coffeeshops, große Cannabis-Festivals, usw. Ich will kein Stück vom Kuchen – ich will die ganze Bäckerei!
Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Florian: Skunk #1 von Sensi Seeds scheint heute vielen sicher langweilig, hat aber Geschichte und “Reinheit”. Letztendlich kommt es aber immer sehr auf den Moment an.
Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?
Florian: Das hängt davon ab, worauf man abzielt. Da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Mir erscheint das Terpenprofil und die ich sage mal Ausgewogenheit des gesamten Cannabinoidprofils wichtiger. Wir wissen noch viel zu wenig über CBG, CBN, Terpene usw. von daher ist es aus meiner Sicht falsch, sich ausschließlich auf THC und CBD zu fokussieren.
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Florian: Natürlich beides. Plus noch Mitglied in ein paar CSCs und Tauschringen oder so. Cannabis hätte soviel mehr zu bieten, wenn man sein Potential und seine Vielfalt legal ausnutzen könnte.
Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Start low, go slow! Langsam anfangen und langsam steigern. Ansonsten: Das Leben hat noch viel mehr viel schönere Dinge zu bieten, man sollte nicht zu viel Zeit mit langweiligem Konsum verschwenden.
Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Florian: Unzählige… Ich packe mal eine aus: 2018 auf dem Cannafest in Prag sah ich an einem Stand Edibles mit 20 mg THC. Ich sprach den Mitarbeiter der US-amerikanischen Firma an und fragte, wie es denn mit der Legalität dieses Produkts sei, schließlich sind 20 mg THC ja durchaus eine potente Dosis. Er meinte dann, dies sei vollständig legal da es der 0,2 % Regel entspräche und ich brauche mir keine Sorgen machen. Wenige Stunden später traf ich ihn im Gang zwischen den Hallen wieder, wo er grade von zwei Zivilpolizisten kontrolliert wurde, wegen einem Joint den er gerade geraucht hatte. Er erklärte den Beamten, die kaum Englisch sprachen, dass es sich um CBD-Gras handle, welches auf der Messe an diversen Ständen verkauft wurde. Die Beamten machten eine Art Schnelltest für Industriehanf der zu seinen Gunsten ausfiel. Er zeigte den Beamten noch seinen Stand und seine Produkte, danach zogen diese von dannen. Als die Beamten weg waren erzählte er mir jubelnd, dass in dem Joint durchaus starkes THC-haltiges Cannabis war und ich rechnete ihm dann vor, dass seine Kekse mehr als 0,2 % THC hätten und für Lebensmittel sowieso andere Regeln gelten. Wir haben noch viel gelacht.
Die Hamburger bedanken sich recht herzlich für dieses kurze Interview!
Der sympathische Augsburger mit den
grauen Dreadlocks setzt sich seit Jahren für eine sinnvolle
Drogenpolitik ein. Ob als Sprecher der DHV – Ortsgruppe Augsburg,
oder bei seiner Arbeit beim Knowmad Institut, eine Verbesserung der
aktuellen Situation ist in vielerlei Hinsicht seine Mission.
Ständig sucht er den Dialog mit den
entsprechenden Entscheidungsträgern und ist sogar bei den Damen und
Herren der CSU kein ungern gesehener Gast.
Um ihn etwas besser kennenzulernen,
haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.
Hanfverband
Hamburg : Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Martini
: Mit 17 hatten wir mit Freunden ein paar Marihuana Blätter
zum Rauchen.
Hanfverband Hamburg : Hat sich dein
Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Martini
: Natürlich hat sich mein Konsumverhalten verändert
aber im Großen und Ganzen habe ich so meinen Stil gefunden.
Hanfverband Hamburg : Hattest du in
Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Martini
: Vor 20 Jahren wurden mir mal meine gut ein Dutzend Pflanzen kurz
vor der Ernte aus dem Garten geklaut. Die Täter haben sich erwischen
lassen und erzählt, dass sie sie bei mir im Garten geklaut haben.
Daraufhin hatte ich eine Hausdurchsuchung und so das übliche. Aber
ich muss sagen es ist kein Schaden geblieben. Weder bei irgendeiner
Polizeikontrolle oder so, auch konnte ich meinen Führerschein
behalten, musste damals allerdings noch den Psychologen überzeugen.
Was mir auch gelungen ist. Wie gesagt vor 20 Jahren hier in Bayern.
Hanfverband Hamburg : Was hat dich
dazu bewegt, aktiv zu werden?
Martini
: Eigentlich nicht viel. Ich habe wieder Probleme mit der Polizei
gehabt, noch brauche ich irgendeine Medizin. Da ich aber als
Bauleiter im Winterzeit Zeit hatte, kam irgendwann die Überlegung,
ich sollte mehr tun als nur rummaulen.
Hanfverband Hamburg : Auf welche Art
engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Martini
: Da mache ich eigentlich gar nicht so viel Unterschied in welcher
Art man sich da einsetzt. Klar ich habe eine Ortsgruppe gegründet,
ich mache Veranstaltung, beteilige mich an Diskussionen und werde
mittlerweile auch aus der Politik heraus angefragt. Und ich versuche
vor allen Dingen in Kreise vorzustoßen, die ansonsten eher unberührt
bleiben. Mittlerweile habe ich gute Beziehung in die CSU und auch in
die Augsburger Stadtpolitik.
Hanfverband Hamburg : Bist du
Cannabis – Patient? Nein!
Hanfverband Hamburg : (Wenn ja) Wie
hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es
das, auch ohne dass du Patient bist?
Martini
: Nein, wenn ich in meine Lunge rein horche und an den winterlichen
Husten denke, kann ich nicht sagen, dass es meiner Gesundheit
förderlich ist. Aber es macht Spaß und meiner Umwelt geht es gut
damit.
Hanfverband Hamburg : Wie stehst du
zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser
Substanzen?
Martini
: Ich denke, auf Dauer geht kein Weg an einer Entkriminalisierung
aller Drogen vorbei. Wir sehen ja am Alkohol und Nikotin, dass hier
eine Aufklärung zum verantwortlichen Konsum möglich ist. Das
niemand kriminalisiert wird wenn er Fragen oder schon Erfahrung hat.
Gerade Jugendliche, die eigentlich noch nichts wissen und viele
Fragen hätten, können wir durch das jetzige Stigma nicht erreichen.
Hanfverband Hamburg : Wie siehst du
die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Martini
: Meiner Einschätzung nach standen wir noch nie so knapp vor einer
Regulierung dieser Droge wie jetzt. Nur muss ich seit Anfang an
feststellen, dass die Aktivisten der Politik hinterherhinken und die
Bürger weiter wie die Politiker sind.
Hanfverband Hamburg : Gab, oder gibt
es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung
gezweifelt hast?
Martini
: Da meine Gründe ganz einfach und eventuell egoistisch sind, nein.
Ich möchte endlich mein Dope im Laden kaufen können. Und da gibt es
auf meinem Weg wirklich keine Enttäuschungen.
Hanfverband Hamburg : Wenn ja, was
motiviert dich weiterzumachen?
Martini
: Ich möchte hierzu trotzdem Antworten. Meine Motivation und auch
eine Art Energiequelle ist es für mich hier in Bayern zu
legalisieren. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Polizeichefs in
meiner Freundesliste hätte oder mal kurz mit meinem
Bundestagsabgeordneten über Cannabis kommuniziere. Und viele viele
Momente wo ich merke, dass mein in die Öffentlichkeit treten, nicht
als Patient sondern mit der Frage, „Warum bin ich kriminell?“ mir
eine große persönliche Freiheit hier in Augsburg gegeben hat.
Hanfverband Hamburg : Hatte der
Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas –
Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Martini
: Ich denke jeder hatte mal eine Freundin die es gehasst hat wenn man
bekifft war. Aber ich muss sagen, solche Beziehung haben nie lange
gehalten.
Hanfverband Hamburg : Hast du
Kinder?
Martini
: Ja, zwei Töchter.
Hanfverband Hamburg : Wie stehst du
zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Martini
: Meine beiden Töchter, jetzt längst erwachsen, haben von Anfang an
mitbekommen, dass ich kiffe. Natürlich bin ich wie jeder Papa froh,
dass meine Kinder vernünftig sind und keine gefährlichen Substanzen
zu sich nehmen. Wichtig war mir allerdings immer, dass ich das
Vertrauen zu meinen Kindern habe, falls sie in eine Situation kommen,
ich für sie einstehen würde.
Hanfverband Hamburg: Ab welchem
Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Martini
: Wie machen wir es denn heute mit Alkohol? Mit sieben oder acht gibt
es einen Eierlikörkuchen vielleicht darf man bei der Oma auch so mal
ein Gläschen Likör auslecken. Mit 10 oder 11 Silvester mit einem
Sekt anstoßen und wenn man dann doch zu jung mit einem zu großen
Rausch nach Hause kommt, wird man ins Bett gepackt. Am nächsten
Morgen vielleicht ein paar ernste Worte, Wasser und Alka-Seltzer. Das
Kind lernt durch sein Umfeld einen eigenen Umgang mit Alkohol. So in
etwa würde ich mir auch eine Erziehung in Richtung Cannabis
wünschen.
Hanfverband Hamburg: Welche
Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Martini
: Persönlich denke ich 16 Jahre wäre ein gutes Alter, da man hier
die Jugendlichen vor den größten Schäden, den der illegale Markt
verursacht, bewahren kann. Politisch denke ich, werden wir bei 18
Jahren landen.
Hanfverband Hamburg : Wie stellst du
dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Martini
: Die Legalisierung wird auf jeden Fall eine Form der Regulierung
sein. Ich persönlich wünsche mir Fachgeschäfte mit all den
Standards, die in den ganzen Foren immer wieder besprochen werden.
Hanfverband Hamburg : Hast du eine
Lieblingsgenetik/Sorte?
Martini
: Als Oldschool Hasch Raucher kennt man sowas nicht. Warum?
Hanfverband Hamburg : Welche
Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?
Martini
: Optimal, wenn so gut wie kein CBD enthalten ist.
Hanfverband Hamburg : Wenn Cannabis
legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen
gehen?
Martini
: Natürlich würde ich einkaufen gehen wollen, ich baue mir ja auch
keine Mohrrüben selbst an.
Hanfverband Hamburg : Was würdest
du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen)
wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Martini
: Er oder sie sollte sich unbedingt versichern von woher das Gras
stammt. Es wird gerade sehr sehr viel Unfug mit NPS behandelten CBD
Blüten getrieben.
Hanfverband Hamburg : Hast du zum
Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Martini
: Oh, da gibt es sehr viele, da könnte ich, glaube ich ein halbes
Buch mit füllen. Vielleicht, was Bayern Fans ja immer interessiert,
zwei nette Polizei Anekdoten.
Gestern, wir hatten mal wieder einen
winterlichen Infostand, passierte uns beim Abbau ein Missgeschick.
Die Beine des Pavillons drohten einzuknicken, wir waren nur zu zweit
und auf einmal sprangen, wie aus dem Nichts, zwei junge schwarz
gekleidete Polizisten und retteten unseren DHV Pavillon.
Nachdem wir uns herzlich bedankt
hatten, kam mir ein “Naja, für irgendwas muss man ja gut sein”
als Antwort entgegen. Wie gesagt, gestern hier in Augsburg, Bayern.
Vor 3 Wochen, mein Chef hatte zu Hendl
und Bier ins Bierzelt geladen, ereignete sich folgendes. Nach dem
Essen drehte ich mir meinen kleinen Joint und mein Chef meinte, na du
hast dir ja schon einen gewissen Schutz durch deine Legalisierung
erarbeitet. Worauf ich ihm antwortete : „Nee, wenn ich erwischt
werde, werde ich erwischt. Ich bin schließlich kein Patient.“
Ich ging raus zum rauchen, einen Tisch
weiter standen drei Herren. Einer musterte mich, dann dreht sich der
andere um, kam sehr dicht an mich heran, baute sich auf und meinte:
„Kennst du mich noch?“
„Klar“, antwortete ich. “Hallo
Kevin” . Er war der Zivilpolizist von vor zwei Jahren. Nun
meinte er, man könne das Dope bis zu ihrem Tisch riechen, aber er
habe seinen Kollegen gesagt, ich wäre ganz nett und wahrscheinlich
würde ich legal kiffen. Er ging zurück an seinen Tisch und dann sah
ich, dass ich noch einen Gutschein für ein Freibier hatte. Damit
ging ich hinüber zu den drei Herren, legte es auf dem Tisch und
meinte: „Du Kevin, du weißt ja, dass das nicht meine Droge ist,
magst du sie?“
Alle drei lachten und Kevin hat
sichtlich erfreut das Freibier angenommen. Wie gesagt vor drei Wochen
oder vier hier in Bayern neben dem Bierzelt.
Wir bedanken uns recht herzlich für
dieses kleine Interview!
Die Drogenprohibition sorgt weltweit für Ausgrenzung, Mord und Kriege. Sie hat dafür gesorgt, dass ein Großteil der Menschheit kaum in der Lage ist, rational an das Thema Drogen heranzugehen und so die gesellschaftliche Ausgrenzung von Millionen Konsumenten illegaler Drogen herbeigeführt.
An dieser
Front kämpft Philine für Aufklärung und Akzeptanz.
Als Co – Gründerin der Initiative #mybrainmychoice (mybrainmychoice.de) und der „AG Substanz“ (substanz.info) setzt sich die gebürtige Münchnerin für eine Endstigmatisierung des Drogengebrauchs im Allgemeinen ein und arbeitete bis vor kurzem bei LEAP – Deutschland, wo sie sich um die Organisationsentwicklung kümmerte.
Teilnehmer der letzten Hanfparade konnten Philine sowohl als Co – Moderatorin der Hauptbühne, als auch mit ihrem eigenen Beitrag „Personen die mit Drogen handeln“ in Aktion erleben.
„Nebenbei“ studiert sie an der Berliner Humboldt – Universität „Moderne Süd – und Südostasienstudien“ mit dem Schwerpunkt „Drogenkrieg auf den Philippinen“.
Die
29-jährige Aktivistin gibt Interviews, macht Workshops und
organisiert Podiumsgespräche,
kurz gesagt: Sie setzt sich ein!
Wir wollten Philine etwas näher kennenlernen und haben mit ihr ein kurzes Interview geführt.
Hanfverband
Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Philine:
Eine Freundin hat mir Pralinen geschenkt, als ich erfahren wollte,
was Cannabis mit mir macht.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Philine:
Cannabis scheint nicht so gut zu mir zu passen, meine Erfahrungen
damit waren immer irgendwie anstrengend für mich. Aber dafür setze
ich mich auch ein: Psychoaktive Substanzen selbst für sich entdecken
zu können, wenn man möchte – in einem möglichst sicheren Rahmen
und ohne dabei kriminell zu handeln.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Philine:
Ich habe ein Problem mit dem Gesetz, wenn ich sehe, dass das
Drogennehmen an sich kein Ding wäre, aber das Gesetz Probleme
erschafft: Die intransparenten oder gewaltvollen Produktions- und
Lieferketten, die ungeschützten Arbeitsverhältnisse, die
Unsicherheiten über Zusammensetzung und Dosis und die geringe
Bekanntheit von Safer Use Material und Methoden zur Vermeidung von
Fehldosierungen und Krankheiten. Zum Beispiel sollte in Clubs
geeignetes Snief-Papier ausliegen und Zeitungen sollte verboten
werden, ihre Artikel mit Ziehröhrchen aus Geldscheinen zu
illustrieren. Die Drogenpolitik schafft nicht nur Probleme durch die
Strafverfolgung, sondern produziert auch ein Verständnis von Drogen,
das Nutzer:innen und Dealer:innen vernachlässigt und entwertet,
anstatt friedlich und kreativ auf das Zusammenleben zu wirken.
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Philine:
Ich habe in meinen Nächten in München beobachtet und kapiert, wie
selbstverständlich der illegale Drogengebrauch ist und dass aber die
Drogen nicht unbedingt Probleme schaffen, sondern aber in jedem Fall
die Drogenpolitik. Es gibt so unfassbar viele Irrtümer über Drogen
und jede:r meint, irgendwelche Meinungen über Drogen haben zu
müssen, welche oft die jetzige Drogenpolitik letztendlich
verteidigen. Der Krieg gegen die Drogen richtet weltweit seit
Jahrzehnten viel Schaden an und wird wie selbstverständlich und
immer dagewesen aufrechterhalten. Drogenpolitik ist für mich ein
Thema massiver Menschenrechtsverletzungen, das als solches noch nicht
den Stellenwert und die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Philine:
Ich engagiere mich mit der Initiative #mybrainmychoice für die
Legalisierung aller illegalisierter Drogen. #mybrainmychoice habe ich
2017 zusammen mit Julia gestartet. Wir haben uns bei einer
Veranstaltung an der Uni kennen gelernt, die „Mehr als Ballern?
Sind Partywochenenden schon politischer Aktivismus?“ oder so
ähnlich hieß und wir hatten beide Lust, drogenpolitisch was Neues
zu starten, weil wir keine passende bestehende Organisation für uns
gefunden haben. (Cheers to Stefan für die initiale Unterstützung!)
Wir bringen Argumente ein, die den Bogen von Drogenkriegen über
Drogenhilfe zu Rassismus im Görlitzer Park schlagen und wir arbeiten
daran, die drogenpolitische Bewegung breiter aufzustellen. Wir ziehen
Leute an, die ähnlich drogenpolitisch arbeiten möchten wie wir, wir
vernetzen Interessierte und woanders Engagierte miteinander, wir
kooperieren bundesweit und international mit anderen Organisationen
und Aktionen (u.a. #RethinkProcess via Knowmad Institut, Support
don’t Punish, Demoreden, Workshops) und wir veranstalten in Berlin
Gesprächsrunden zu diversen Themen in der Location eines
Friedrichshainer Künstler:innen-Kollektivs.
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Philine:
Seit Daniela Ludwig sich vor ein paar Tagen offen über Drug-Checking
ausgesprochen hat, und nun das Tabakaußenwerbeverbot bei der CDU/CSU
durchgesetzt hat, nehme ich ihr ab, dass sie nicht nur viele
Gespräche führen möchte, sondern sich tatsächlich hinter ihre
Aufgabe klemmt und Veränderungen fix einfordert. Ihre Offenheit hat
ja auch den Organisationen und Twitterern einen Anschub gegeben,
unsere Forderungen nochmal zu bekräftigen. Gleichzeitig passiert
super viel mitunter dank R2G in Berlin: Drug-Checking, mehr
Drogenkonsumräume, mehr Drogenhilfe, mehr Verbreitung von Safer
Use-Material, mehr Forschung zur gesellschaftlichen Bedeutung von
Drogengebrauch. Ich denke, das steckt weitere Leute an, sich für
drogenpolitische Reformen zu engagieren und ich hoffe, das strahlt
auf weitere Regionen aus.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Philine:
Ich bin für das konsequente Einhalten einer einheitlichen Grenze, ab
der man als erwachsene Person gilt, also 18. Es gibt immer Risiken,
die nie komplett vermeidbar sind, sowohl beim Drogengebrauch als auch
bei sportlichen Aktivitäten, im Straßenverkehr oder im Job. Die
Herausforderung ist, nachfolgenden Generationen und uns untereinander
beizubringen, verantwortungsbewusst mit Risiken umzugehen und die
besten Rahmenbedingungen zu schaffen. Empfehlungen, Einschätzungen
und Daten von Fachleuten sollen für Leute, die sich informieren
möchten, leicht verfügbar sein. Genauso wie das Material zur
möglichst sicheren Anwendung.
In
Sachen Jugendschutz denke ich, dass die Altersgrenze eine sinnvolle
Signalwirkung gibt, d.h. dass wir uns als Gesellschaft entscheiden,
Kindern und Jugendlichen zu empfehlen, mit dem Drogengebrauch
gegebenenfalls abzuwarten. Außerdem glaube ich, dass Lebens- und
Risikokompetenzprogramme in Schulen absolut sinnvoll und zu
verbreiten sind.
Bei
politischen Debatten finde ich es aber problematisch, wenn der
Jugendschutz für Argumente instrumentalisiert wird, anstatt sich mal
tiefergehend damit zu beschäftigen, was Jugendschutz eigentlich ist
und wie schlecht wir insgesamt darin sind. Das betrifft dann andere
politische Problemfelder wie Bildung und Armut: Kinder und
Jugendliche werden systematisch in ihrem Heranwachsen allein
gelassen, anstatt dass ausnahmslos alle finanzielle Stabilität,
Unterstützung, kreativen Freiraum und Aufmerksamkeit erfahren.
Um
Kindern und Jugendlichen gute Vorbilder zu sein, müssen wir
Erwachsenen aber auch mal mehr Plan vom guten Leben bekommen, anstatt
zu diskriminieren, stigmatisieren und marginalisieren, den Planeten
zu zerstören und Menschen in Not nicht zu helfen – also uns
komplett unglaubwürdig zu machen. Ich bin mir allerdings sicher,
dass wir Jugendschutz mit etwas mehr Willen für sozialere Politik
und mehr öffentliche Investitionen in bestehende Programme ohne viel
Aufwand ganz schnell verbessern können.
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern
besprechen und wie?
Philine:
Der Grundsatz für Erstgespräche mit Jugendlichen und Erwachsenen
über Drogen ist: „Es gibt Drogen. Menschen nehmen sie, weil sie
meistens Erfahrungen bereiten, die schön sind oder einen Zweck
erfüllen. Sie können aber auch nachhaltige Schwierigkeiten bereiten
und ich erkläre dir, was du beachten solltest. … Wenn du Fragen
hast, ich bin für dich da.“ – Also wie beim Sex. – Und: „Für
dein Alter raten Fachleute von der Droge X dringend ab, weil …“
Diese Gespräche sind dann zu führen, wenn sie selbst danach fragen
oder wahrscheinlich damit in Berührung kommen oder gekommen sind.
Es
muss aber wiederum auch klar werden, dass die Überlegung, gar keine
oder bestimmten Drogen nicht nehmen zu wollen, völlig in Ordnung
ist. Das gelingt offenbar am wenigsten beim Alkohol. Als Erwachsene:r
den eigenen Alkoholgebrauch zu reflektieren und ggf. anzupassen, kann
ein guter Anfang sein, um ein besseres Vorbild für Kinder und
Jugendliche zu werden, kompetent mit Gesundheitsrisiken und
Gruppendynamiken umzugehen.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Wir
brauchen sowohl Eigenanbau/-produktion als auch Cannabis Social Clubs
sowie den Aufbau von internationalen Produktionsketten, um z.B. Fair
Trade Kokain in lizenzierten Fachgeschäften zu haben. Einhergehend
muss sich die Drogenpolitik soweit selbst abschaffen, dass nur noch
Gesundheitspolitik zur öffentlichen Finanzierung der Drogenhilfe und
von Jugendschutzprogrammen sowie die Kontrolle und Verwaltung der
lizenzierten Läden überbleibt.
Was
wir nicht brauchen, sind Anreize zum Drogennehmen und Anreize, mehr
Drogen zu kaufen, als man ursprünglich wollte. Also keine
kommerzielle Werbung. Die Drogen an sich sind ja schon reizvoll
genug. Wenn uns Leute in unserem Umfeld begeistert von ihren
Drogenerfahrungen erzählen, wir in unserem Insta-Feed, von einer
Netflix-Serie oder von einem Buch wie Christiane F. inspiriert
wurden, finden wir die Drogen eh, ob legal oder illegal.
Wir bedanken uns herzlich für dieses kurze Interview und für dein Engagement auf dem Weg zu einer sinnvollen Drogenpoitik!
Der Mathematiker und Musikwissenschaftler wurde 1948 in Monthey in der französischen Schweiz geboren.
Er beschäftigte sich schon früh mit philosophischen Fragen und da er während seines Studiums der Antwort auf die Frage, „Was ist trivial und was beweisbar?“ nicht nahe genug kam, reiste er auf seiner Suche nach Weisheit nach Indien und unternahm diverse Reisen in den nahen und mittleren Osten.
Philosophische Fragen, psychedelische Erfahrungen, Tanz, Musik und Extase prägten die 70er Jahre von Hans, als er 1975 schließlich nach München zog, wo er einige Jahre in einer WG aus freischaffenden Künstlern und Hippies lebte.
Am
2. Oktober 1978 entdeckte Hans nach dem Genuss von Zauberpilzen
während einer Vision
die
universelle Bedeutung des Oktavgesetzes für die Bestimmung
der harmonikalen
Kammertöne,
die er von astronomischen Gegebenheiten abgeleitet hatte. Dies näher
zu erklären würde hier jedoch den Rahmen sprengen.
Die
„Kosmische Oktave“ prägte die nächsten Jahre sein Schaffen und
er publizierte verschiedene Bücher zu diesem Thema.
Von
1994 bis 2011 engagierte sich Hans Cousto für den Verein „Eve &
Rave“, welcher sich für die Aufklärung und Vermeidung von
Drogenproblemen und die Förderung von Party,- und Technokultur
einsetzt.
Er
veröffentlichte weiterhin verschiedene Bücher, u. A. „Vom
Urkult zur Kultur – Drogen
und Techno“ , oder „ Drug-Checking
– Qualitative und quantitative Kontrolle von Ecstasy und anderen
Substanzen.
Seit 2011 arbeitet er bei der freien Arbeitsgemeinschaft „DrogenGenussKultur“ mit und veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen verschiedene Artikel zu Drogen und Rauschkultur im TAZ Blog „Drogerie“ oder auch auf der Website der Hanfparade.
Diese Zeilen umreißen das Leben dieses unfassbar interessanten Aktivisten natürlich nur äußerst grob. Eine ausführliche Biographie findet ihr hier:
Wir freuen uns sehr, dass Hans uns in einem kleinen Interview einige Fragen beantwortet hat.
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Hans: Als junger Student in Zürich in der Mittagspause an der „Riviera“ – Stufen am Ufer der Limmat, wo wir uns trafen um was zu essen, zu trinken und zu rauchen. Das war 1968. Zuvor hatte ich als Schüler schon Erfahrungen mit LSD gemacht, was damals in der Schweiz noch legal war.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Hans: Ja. Als Studenten rauchten wir meistens in der Mittagszeit, Abends und beim Feiern Chillums. Später zog ich nach München in eine Kifferkommune und dort rauchten wir vorwiegend Chillums, manchmal auch Tüten oder Wasserpfeifen, ab dem Frühstück bis spät in die Nacht. Im Hause wohnten vor allem Musiker und Haschischhändler. Gutes Haschisch war immer im Hause vorrätig.
In den späten 70er Jahren verbrachte ich öfters die Winter in Asien – Afghansistan, Pakistan, Indien und Nepal. Dort war damals auf dem Lande das Rauchen von Chillums so üblich wie das Biertrinken heute in Bayern. Dort habe ich auch gelernt, wie man Haschisch und Charas macht.
In den 80er Jahren lebte ich in Amsterdam und begann vermehrt auch Gras zu rauchen. Es war eine Zeit mit einem intensiven Drogenmischkonsum, wie auch die späten 80er und die 90er Jahre in Berlin. Kiffen gehörte zum täglich Brot und es gab immer einen Grund um zu Feiern und zu Tanzen.
Heute bin ich Gelegenheitskiffer – manchmal habe ich mehrere Tage hintereinander kein Bedürfnis zu Kiffen, und dann kommt ein Festival und Gelegenheit, Lust und Freude bezüglich Kiffen sind wieder allgegenwärtig.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Hans: Nein
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Hans: Der Genuss von psychotrop wirkenden Substanzen ist ein Bereich der Individualethik und muss den Menschen frei überlassen werden, so wie jeder frei ist an einen Gott zu glauben oder nicht. Beim Feiern kann der Genuss von Haschisch, Zauberpilzen, Kratom oder Changa durchaus eine spirituelle Dimension haben und hat für das Individuum nicht selten den Charakter eines Sakramentes.
Das Gesetz sollte sich ausschließlich auf Fragen der Sozialethik beschränken, das heißt nur die Bereiche umfassen, die das Leben anderer mit meinem Leben umfassen. Wenn ich kiffe oder andere Drogen nehme, beeinträchtige ich nicht die Lebensqualität von anderen Menschen, deshalb hat die Frage, ob ich Drogen zur Entfaltung meiner Persönlichkeit nehme, nichts in einer gesetzlichen Vorschrift zu suchen. Es ist in meinen Augen ein Naturrecht, dass jeder sein Leben so genießen kann wie er will, solange dadurch der Genuss des Lebens anderer nicht beeinträchtigt wird.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Hans: Seit 1997 bin ich Jahr für Jahr auf der Hanfparade aktiv, in den letzten Jahren zumeist auch im OrgaTeam. So habe ich u.a. die Berliner Deklaration der Hanfparade von 2018 verfasst:
Seit vielen Jahren machen wir von der Freien Arbeitsgemeinschaft DrogenGenussKultur Infostände in Berliner Clubs und auf Festivals, wo wir Fachinformationen zu verschiedenen Substanzen und zum Mischkonsum für die Leute bereit halten. Seit vielen Jahren liegen auch Infos vom DHV, dem Hanf Museum, der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabinoidmedezin (IACM) und der Hanfparade auf unseren Infotischen. Mehr dazu:
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Hans:
Psychonautik kann ein zentrales Element bei der Entfaltung der
Persönlichkeit sein und hat eine spirituelle Dimension. Das
Einnehmen von Drogen hat vor allem mit Bildung, Wissenschaft und
Kultur zu tun. Deshalb sollte die internationale Drogenpolitik von
der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural
Organization) koordiniert werden und nicht mehr von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), da die meisten Drogenkonsumenten,
die ich kenne, froh und munter sind und nicht einen
behandlungsbedürftigen Eindruck machen. Mehr dazu siehe: Das
Weltkulturerbe Psychonautik – Ein drogenpolitisches Manifest
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Hans:
Deutschland ist ein Rechtsstaat. Fortschritte in der Drogenpolitik
erfolgten meist aufgrund höchstrichterliche Entscheidungen
(Bundesverfassungsgericht, Bundesverwaltungsgericht). Beispielsweise
stimmte der Bundestag einstimmig für das „Cannabis als Medizin
Gesetz“, weil es die einzige Möglichkeit war, die Patienten daran
zu hindern, ihre Medizin selbst anzubauen. Patienten hatten in mehr
als zwei Jahrzehnten immer wieder das Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM)
verklagt,
weil das Institut ihnen den Zugang zu ihrer Medizin verwehrt hatte.
Das BfArM
unterlag in dem Rechtsstreit und das BfArM wurde verpflichtet, den
Patienten Zugang zu ihrer Medizin zu ermöglichen – auch durch
Eigenanbau. Das „Cannabis als Medizin Gesetz“ ist eigentlich ein
„Eigenanbauverhinderungsgesetz“.
Weit
über 100 Strafrechtsprofessoren forderten das Parlament auf, die
Drogenpolitik im Lande zu evaluieren, da das BtMG seinen Zweck nicht
erfüllt und nicht verhältnismäßig ist. Die große Mehrheit der
Parlamentarier im Deutschen Bundestag wollten jedoch nichts davon
wissen und sahen keinen grundlegenden Änderungsbedarf. Die besagten
Professoren bilden jedoch die zukünftigen Richter aus – so habe
ich Hoffnung auf bessere Zeiten in denen fundamentalistische
Ansichten der bisherigen Mehrheit im Bundestag durch Vernunft und
Rechtsstaatlichkeit dank zukünftiger höchstrichterlicher
Entscheidungen überwunden werden können.
Hanfverband
Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du
an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich
weiterzumachen?
Hans:
Menschen, die sich nicht treu (nicht beständig in ihrer Gesinnung
anderen Menschen oder einer Sache gegenüber) sind, sogenannte
Opportunisten, machen einem das Leben manchmal schwer. Wenn zu viele
davon in meiner näheren Umgebung sind, war ich schon nahe am
Verzweifeln. Doch Freunde, die sich selber treu sind und sich für
das Einsetzen, wovon sie überzeugt sind, gaben mir immer wieder den
nötigen Impuls weiter zu machen. Ja, man muss sich selbst treu sein,
wenn man fähig sein will, anderen Menschen oder einer Idee treu zu
bleiben.
Hanfverband
Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen
Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Hans: Ja, aber nicht wegen des gesellschaftlichen Stigmas. Beim gemeinsamen Chillumrauchen, Eimerrauchen und Rauchen von Wasserpfeifen haben sich Freundschaften vertieft – Freundschaften die seit Jahrzehnten halten und mein Leben bereichern.
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern
besprechen und wie?
Hans: Den Kindern so früh wie möglich Genussfähigkeit beibringen. Betrifft Essen, Trinken, Spielen und vieles anderes mehr. Wer genießen kann, ist nach dem Genuss zufrieden, wer nicht genießen kann hat oft Lust nach mehr. Mediziner nennen das Craving.
Der Umgang mit Genussmitteln muss gelernt sein, damit man diese auch richtig genießen kann. Drogenmischkonsum ist eine Kunst wie Kochen. Nimmt man von einem Gewürz zu viel oder auch zu wenig, dann schmeckt die Speise nicht. Kinder möglichst früh das Kochen und den Umgang mit Gewürzen beibringen hilft diesen, ihren Geschmackssinn zu entwickeln und zu sensibilisieren. Kleine Unterschiede werden bewusster wahrgenommen und der Geschmackssinn eröffnet neue Erlebniswelten – mit psychotrop wirkenden Substanzen ist das nicht anders. Gute Küche, gute Weine und anderes mehr gehören zu unserer Kultur. Den Kindern Kultur vermitteln hilft ihnen eventuell später sich in die Kultur der Psychonautik einzufühlen; und Konsumenten von Psychoaktiva, die einen festen und lebensnahen kulturellen Background haben, laufen weniger Gefahr, sich von einer Substanz abhängig zu machen oder durch den Konsum Schaden zu erleiden.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Hans: Da man ab 18 Jahre Parlamentarier wählen kann, sollte man auch ab 18 die Drogen, die man zum Genuss, zur Gestaltung der eigenen Persönlichkeit wie auch zur spirituellen Entfaltung einnehmen will, legal in kontrollierter Qualität erwerben dürfen und können.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Hans:
Ich bin für die Einführung von Drogenfachgeschäften, wie sie von
der Grünen Jugend auf dem 25. Bundeskongress in Koblenz am 12.
November 2005 gefordert wurden. Im Drogenfachgeschäft werden
Gras und Haschisch in geprüfter Qualität angeboten und der Kunde
erfährt, wie viel THC und CBD und CBN in der erworbene Ware
enthalten ist. Nur wenn Konsumenten genau wissen, welche Mengen von
psychotrop wirkenden Substanzen in einem Produkt enthalten sind,
können sie ein vernünftiges und zielführendes Risikomanagement
bewerkstelligen. Mehr zu Drogenfachgeschäften siehe:
https://www.drogenfachgeschaeft.de/
Zudem
sollte der private Eigenanbau erlaubt sein sowie die Etablierung von
Cannabis Social Clubs, wo mehrere Konsumenten ihre eigenen Pflanzen
von einem Gärtner auf freiem Feld oder in einem Gewächshaus
betreuen und pflegen lassen können. Cannabis Social Clubs
ermöglichen einen Zugang zu Gras und Haschisch unter völligem
Ausschluss des Cannabismarktes. Dies gilt vor allem, wenn im Cannabis
Social Club Samen aus eigener Züchtung zur Anwendung kommen. Zudem
dienen solche Clubs dem Erfahrungsaustausch und haben einen
sozialisierenden Effekt.
Ökonomisch
wird ein Abwandern von Gewinnen in dunkle Kanäle blockiert, da die
Cannabis Social Clubs sich als non-profit Unternehmen verstehen
(gemeinnützige Genossenschaften oder Vereine) und nicht auf
Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Cannabis Social Clubs sind in der
Lage, sich in sozialer und kultureller Hinsicht zu engagieren und
eine sinnvolle, nicht auf Abstinenz ausgerichtete Prävention zu
unterstützen. Cannabis Social Clubs sind ein Modell, in dem
transparent, kontrolliert und reguliert Hanf angebaut und verteilt
wird und somit auf diese Weise die Sicherheitspolitik des Landes
unterstützt wird. In Spanien gibt es bereits hunderte von Cannabis
Social Clubs, die erfolgreich funktionieren.
Magic
Mushroom Social Clubs sind ein Pendant zu Cannabis Social Clubs. Sie
bieten die gleichen Vorteile wie Cannabis Social Clubs, sind jedoch
nicht auf die Kultur von Pflanzen, sondern auf die Kultur von
Zauberpilzen ausgerichtet. Das Züchten von Zauberpilzen verlangt
mehr Sachkunde als das Züchten von Cannabispflanzen, insbesondere,
da bei einigen Arbeitsgängen steril gearbeitet werden muss.
Gemeinschaftlich gelingt dies oft besser, als wenn ein Laie beginnt,
mit der Pilzzucht zu experimentieren. Da Zauberpilze als weniger
gefährdend eingestuft werden als Cannabis und viele andere Drogen,
ist auch die Schwelle für eine amtliche Genehmigung von Magic
Mushroom Social Clubs wohl niedriger einzustufen als dies bei den
Cannabis Social Clubs der Fall ist. Magic Mushroom Social Clubs sind
auf jeden Fall geeignet, den Bedarf an neue psychoaktive Substanzen
(NPS) zu senken. Dies ist vor allem deshalb relevant, weil die
Risiken, die mit dem Konsum von NPS verbunden sind, bis dato kaum
bekannt sind, jedoch von vielen Experten als unberechenbar hoch
eingeschätzt werden. Mehr dazu siehe:
Hanfverband
Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Hans:
Am liebsten rauche ich einen hellen roten Libanesen aus der Gegend
von Yammoune bei Baalbek. Die Cannabispflanzen dort auf nach Osten
abfallenden Hängen des Libanongebirges sind schnellen
Temperaturschwankungen ausgesetzt. Am Morgen knallt die Sonne auf die
an den Hängen liegenden Plantagen und es wird sehr schnell heiß.
Dies führt dazu, dass das Haschisch würziger ist als jenes von der
anderen Talseite mit nach Westen abfallenden Hängen, wo am Morgen
länger Schatten ist und die Temperaturen langsamer ansteigen. Die
Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind sehr groß, da die
Gegend auf einer Höhe von mehr 1.200 Metern über dem Meeresspiegel
liegt. Haschisch aus dem Libanon enthält mehr CBD als THC. Ja
charakteristisch für libanesisches Haschisch ist ein mindestens
doppelt so hoher Gehalt an dem die THC-Wirkung blockierenden und
verändernden Cannabidiol (CBD). Dies erklärt vielleicht die
typische eher körperlich empfundene Wirkung auch bei hohem
Harzgehalt im Vergleich zu der oft eher knisternden Wirkung von
marokkanischem Haschisch, bei dem der THC-Gehalt typischerweise
doppelt so hoch ist wie der des CBDs. In neueren Sorten aus Marokko
liegt der THC-Gehalt oft weit höher als früher. Mehr dazu siehe:
Sehr gerne rauche ich auch Charas aus Manali. Charas ist von Hand gemachtes Haschisch aus Indien, wobei die Gegend im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh um Manali herum zu den besten Erzeugergebieten zählt. Dort hat das Rauchen von Charas traditionell durchaus auch eine spirituell geprägte Komponente.
Hanfverband
Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du
optimal?
Hans: Für mich ist eine THC-CBD-Ratio von 0,5 (doppelt so viel CBD wie THC) bis zu 3 (dreimal so viel THC wie CBD optimal. Werte von mehr als 3, also mehr als dreimal so viel THC wie CBD, finde ich persönlich nicht so angenehm für mein Körpergefühl.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder
in einem Shop einkaufen gehen?
Hans: Auf Reisen würde ich sich Shops zum Kauf von Cannabisprodukten nutzen, an meinem Wohnort würde ich mich bei einem Cannabis Social Club engagieren und mich dort auch beim Anbau und der Züchtung einbringen. Legaler Anbau kann unter Sonnenlicht erfolgen, braucht somit nicht zwingend Strom für Lampen und ist somit umweltfreundlicher, energiesparend und ein guter Beitrag zum Schutz des Klimas. Zudem käme ich dort mit Kennern der Materie zusammen, könnte mich mit ihnen austauschen und was dazulernen.
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (vielleicht
gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren
möchte?
Hans: Wissen über die Wirkung von THC und CBD sind in jedem Fall zu übermitteln. Generell geht es aber nicht nur um die Droge, sondern auch um das Set (Befindlichkeit, Erwartungshaltung, Ziel) und um das Setting (Beziehung zum Überreicher oder zur Überreicherin der Droge und um das Umfeld). Eine Droge ist ein Mittel zu einem Zweck und die Novizen beim Drogengebrauch sollten sich klar machen, was sie mit dem Konsum erreichen wollen. Begriffe wie Drogenkompetenz, Drogenmündigkeit und Drogenautonomie (Gegenstück zu Drogenabhängigkeit) zu erklären und zu erläutern kann behilflich sein, um die Genussoptimierung wie auch die Schadensminderung zu fördern.
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende
Cannabis – Anekdote?
Hans:
Absurde Szenen hinter der Bühne der Hanfparade im Jahr 2015. Vor
ihrem Auftritt auf der großen Bühne vor dem Brandenburger Tor in
Berlin saßen Frank Tempel (Die Linke) und Thomas Isenberg (SPD) an
einem Biertisch hinter der Bühne unweit eines Stapels von
zusammengeklappten Biertischen und Bierbänken. Zu ihnen gesellte
sich dann noch der Richter Andreas Müller aus Bernau. Nachdem
die beiden Erstgenannten ihre Vorträge gehalten hatten und die drei
Herren den Bereich hinter der Bühne verlassen hatten, kam die
Polizei und ordnete an, dass die Bänke und der Tisch wieder auf den
Stapel zu legen seien. Die Polizisten begründeten diese Anordnung
mit den Auflagen der Versammlungsbehörde für diese Demonstration.
In
den Auflagen der Versammlungsbehörde für die Hanfparade hieß es,
dass das Aufstellen von Bänken und Tischen hinter der Bühne
untersagt sei. Ebenso war es untersagt, den Künstlern und den
Rednern einen Imbiss zur Stärkung zu servieren. Deshalb untersagte
die Polizei auch dem Lieferanten der Speisen das Gelände der
Abschlusskundgebung mit seiner Ware zu betreten. In der Folge mussten
alle Redner und Künstler stehend auf ihren Auftritt warten, so auch
die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. Diese absurde
Maßnahme kann man nun wirklich nicht als versammlungsfreundlich
klassifizieren. Und ständig standen zwei oder drei uniformierte
Beamte in der Nähe des Stapels mit den Bänken und Tischen und
passten auf, dass ja niemand dort eine Bank greift und diese
aufstellt, damit man sich darauf setzen kann.
Gemäß
Brockdorf-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Mai 1985
(BVerfGE
69, 315) sind die staatlichen Behörden gehalten, nach dem
Vorbild friedlich verlaufender Großdemonstrationen
versammlungsfreundlich zu verfahren und nicht ohne zureichenden Grund
hinter bewährten Erfahrungen zurückzubleiben. Vor diesem
Hintergrund erscheint der Auflagenbescheid der Versammlungsbehörde
nicht nur absurd, sondern auch rechtswidrig zu sein, da durch eine
Verköstigung von Künstlern und Rednern hinter einer Bühne auf
Tischen wahrlich keine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und
Sicherheit zu befürchten ist. Die übermäßige Regelung aller Dinge
und die Gängelung der Menschen scheint immer noch dem preußischen
Wesen inne zu wohnen wie zu Kaisers Zeiten.
Schon
Alexander von Humboldt machte sich vor weit über hundert Jahren über
das preußische Wesen der Berliner lustig und bezeichnete Berlin als
eine intellektuell verödete, kleine, unliterarische und dazu
überhämische Stadt, wo man monatelang gedankenleer an einem
selbstgeschaffenen Zerrbild matter Einbildungskraft naget und alles
und jedes nach der Schreiberschablone gemessen werde. Die
Berliner Akademie der Künste, deren „Regeneration“
er für dringend nötig erachtete, charakterisierte Humboldt als
„Wespennest
geschlechtsloser Insekten.“
Das gleiche Charakteristikum trifft heute (Stand 2015, da war Frank
Henkel von der CDU Innensenator) auf die regierenden Berliner/innen
respektive auf die Versammlungsbehörde und ihre Vollzugsbeamte zu.
Hinter der Bühne brauchte es keine Karikaturen, um das preußische
Wesen zu überzeichnen, da man dasselbe wie in einem Comic live
erleben konnte. Man wähnte sich dort nicht in einer weltoffenen und
toleranten Metropole, die Berlin seit etwa einem Vierteljahrhundert
als Hauptstadt der BRD so gerne sein möchte, sondern man fühlte
sich dort wie in der Hauptstadt von Absurdistan. Mehr dazu: