Florian studierte in Marburg Politikwissenschaften und war dort einige Zeit in einem Kontaktladen für Drogenkonsumenten tätig. Dazu betreute er ein an Multipler Sklerose erkranktes Ehepaar.
Er
engagierte sich seit 2010 bei der „Hanfinitiative Frankfurt“ (
https://www.hanf-initiative.de
) und
beim „Alice Projekt“ in Frankfurt, einem Verein, der sich die
Förderung von Drogenmündigkeit und Risikokompetenz auf die Fahnen
geschrieben hat und bei verschiedenen Veranstaltungen mit Info,- und
Beratungsständen vertreten ist (
http://www.alice-project.de
).
2012
wurde er Mitglied der Piratenpartei.
Florian
trat dem DHV bei und arbeitete dort jahrelang ehrenamtlich, bis er
2014 schließlich seine Festanstellung begann. Er kümmerte sich
unter anderem um die Betreuung der Ortsgruppen, bearbeitete Anfragen
und betreute Social Media Seiten.
2017 begann Florian seine Arbeit als stellvertretender Geschäftsführer des DHV.
Wir freuen uns, dass er sich ein wenig Zeit für unsere Fragen genommen hat.
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Florian: Ein Bekannter hatte als ich Ende 15 war ein winziges Bröckchen Haschisch dabei, welches wir uns zu fünft oder sechst teilten. Niemand verspürte eine Wirkung.
Im Jahr 2001 lernte ich dann in der Schweiz den damals in der Schweiz legalen Markt für Marihuana zum Riechen kennen. Dort gab es hoch THC haltiges Marihuana als Duftprodukt für die Badewanne oder den Kleiderschrank, man durfte es bloß nicht konsumieren. Große Auswahl und hohe Qualität machten den Vergleich zum Schwarzmarkt in Deutschland zu einer traurigen Angelegenheit.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Florian:
Na klar. 🙂
Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Florian: Na klar. 🙂
Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Florian: Ich konnte noch nie verstehen, warum Cannabis verboten ist. Es konnte mir auch noch nie jemand vernünftig erklären. Frühe Erfahrungen mit legalem Cannabis in der Schweiz oder Holland und der Illegalität bzw. bei einem späteren Besuch dann Legalität von natürlichen Cocablättern in Bolivien trugen dazu bei, dass ich Drogenpolitik spannend fand. Letztendlich spielte eine erniedrigende und entmenschlichende Polizeikontrolle auf dem damals so genannten Chiemsee Reggae Festival sowie einige andere Polizeikontakte eine große Rolle, mich auf diesen Weg zu führen.
Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Florian: Seit 2010 war ich zunächst in der Hanf-Initiative Frankfurt und dann auch im Deutschen Hanfverband aktiv, heute arbeite ich beim DHV und kümmere mich unter anderem um die Kampagne zum Global Marijuana March sowie die Cannabis Normal Konferenz.
Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Florian: Keine Droge wird weniger gefährlich, indem man die Menschen für ihre Einnahme oder ihren Besitz bestraft. Drogen (auch Alkohol) sind immer mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden, deshalb braucht es Aufklärung & Informationen statt Dämonisierung und Bestrafung.
Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Florian: Das hängt davon ab, was man unter “bald” versteht. Aber der Zug rollt. Viel mehr als 10 Jahre kann es eigentlich nicht mehr dauern, bis Cannabis auch als Genussmittel in Deutschland legal oder toleriert für Erwachsene zugänglich wird. Wie und wann genau, das hängt sehr stark von unserem Engagement als Aktivisten ab. Je mehr Menschen sich für eine Änderung einsetzen, desto schneller wird sie kommen. Daran glaube ich fest.
Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?
Florian:
An meiner Überzeugung hatte ich nie Zweifel. Das Thema ist
eigentlich klar: Das Cannabisverbot ist so dumm, man glaubt es
kaum…. Zweifel kommen mir manchmal nur bezüglich der Frage, wohin
wir steuern. In den USA und Kanada sehen wir eine starke
Kommerzialisierung bei gleichzeitig relativ starker Regulierung des
Eigenanbaus. In vielen US-Staaten ist beispielsweise kein
Cannabisanbau im eigenen Garten erlaubt. In einigen kanadischen
Provinzen darf man nur in Eigenheimen growen, bei Mietwohnungen muss
man den Vermieter fragen. Das demotiviert mich nicht, wirft aber die
Frage auf wie wir dagegen halten können.
Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Florian: Na klar.
Hanfverband Hamburg: Hast du Kinder und wenn ja, wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Florian: Kinderlos. Grundsätzlich halte ich aber Geheimnisse vor Kindern nicht für ganz unproblematisch. Wer Cannabis als zentrales Element im eigenen Leben hat, sollte das meiner Einschätzung nach nicht verheimlichen sondern irgendeinen offenen Umgang finden. Problem sind meist wohl weniger die Kinder, sondern deren Lehrer, Freunde und die Eltern von deren Freunden – also die Gesellschaft. Sobald Cannabis legal ist, wird es in vielen Familien deutlich weniger Konflikte diesbezüglich geben. Ein wichtiger, wenn auch schwer zu kommunizierender Vorteil der Legalisierung.
Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Florian: Das kommt immer auf den Einzelfall an. Sobald das Kind es zum Thema macht, muss man selber auch ran. Das unterscheidet sich ja stark je nach Wohnort und Freundeskreis. Ansonsten denke ich so ab 11 / 12 kann man seine Kinder schon grob einweihen, dass es berauschende Substanzen neben Alkohol gibt und dass diese für Erwachsene sind. Danach kommen dann irgendwann die Details. Das wichtigste aus meiner Sicht: Keine Panik sondern rationale Gespräche.
Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Florian: Keine leichte Frage. Praktisch wird man in der heutigen Gesellschaft eine niedrige Altersgrenze nicht durchgesetzt bekommen, von daher halte ich die Forderung nach einer Altersgrenze bei 18 Jahren für politisch opportun und sinnvoll. 🙂
Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Florian: Bunt. Mit großen Eigenbedarfsgrows, Erntedankfesten für die ganze Nachbarschaft, niedrigen Preisen, internationalem Handel, Cannabis-Social-Clubs, Kneipen ähnlich holländischen Coffeeshops, große Cannabis-Festivals, usw. Ich will kein Stück vom Kuchen – ich will die ganze Bäckerei!
Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Florian: Skunk #1 von Sensi Seeds scheint heute vielen sicher langweilig, hat aber Geschichte und “Reinheit”. Letztendlich kommt es aber immer sehr auf den Moment an.
Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?
Florian: Das hängt davon ab, worauf man abzielt. Da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Mir erscheint das Terpenprofil und die ich sage mal Ausgewogenheit des gesamten Cannabinoidprofils wichtiger. Wir wissen noch viel zu wenig über CBG, CBN, Terpene usw. von daher ist es aus meiner Sicht falsch, sich ausschließlich auf THC und CBD zu fokussieren.
Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?
Florian: Natürlich beides. Plus noch Mitglied in ein paar CSCs und Tauschringen oder so. Cannabis hätte soviel mehr zu bieten, wenn man sein Potential und seine Vielfalt legal ausnutzen könnte.
Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Start low, go slow! Langsam anfangen und langsam steigern. Ansonsten: Das Leben hat noch viel mehr viel schönere Dinge zu bieten, man sollte nicht zu viel Zeit mit langweiligem Konsum verschwenden.
Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Florian: Unzählige… Ich packe mal eine aus: 2018 auf dem Cannafest in Prag sah ich an einem Stand Edibles mit 20 mg THC. Ich sprach den Mitarbeiter der US-amerikanischen Firma an und fragte, wie es denn mit der Legalität dieses Produkts sei, schließlich sind 20 mg THC ja durchaus eine potente Dosis. Er meinte dann, dies sei vollständig legal da es der 0,2 % Regel entspräche und ich brauche mir keine Sorgen machen. Wenige Stunden später traf ich ihn im Gang zwischen den Hallen wieder, wo er grade von zwei Zivilpolizisten kontrolliert wurde, wegen einem Joint den er gerade geraucht hatte. Er erklärte den Beamten, die kaum Englisch sprachen, dass es sich um CBD-Gras handle, welches auf der Messe an diversen Ständen verkauft wurde. Die Beamten machten eine Art Schnelltest für Industriehanf der zu seinen Gunsten ausfiel. Er zeigte den Beamten noch seinen Stand und seine Produkte, danach zogen diese von dannen. Als die Beamten weg waren erzählte er mir jubelnd, dass in dem Joint durchaus starkes THC-haltiges Cannabis war und ich rechnete ihm dann vor, dass seine Kekse mehr als 0,2 % THC hätten und für Lebensmittel sowieso andere Regeln gelten. Wir haben noch viel gelacht.
Die Hamburger bedanken sich recht herzlich für dieses kurze Interview!
Der sympathische Augsburger mit den
grauen Dreadlocks setzt sich seit Jahren für eine sinnvolle
Drogenpolitik ein. Ob als Sprecher der DHV – Ortsgruppe Augsburg,
oder bei seiner Arbeit beim Knowmad Institut, eine Verbesserung der
aktuellen Situation ist in vielerlei Hinsicht seine Mission.
Ständig sucht er den Dialog mit den
entsprechenden Entscheidungsträgern und ist sogar bei den Damen und
Herren der CSU kein ungern gesehener Gast.
Um ihn etwas besser kennenzulernen,
haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.
Hanfverband
Hamburg : Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Martini
: Mit 17 hatten wir mit Freunden ein paar Marihuana Blätter
zum Rauchen.
Hanfverband Hamburg : Hat sich dein
Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Martini
: Natürlich hat sich mein Konsumverhalten verändert
aber im Großen und Ganzen habe ich so meinen Stil gefunden.
Hanfverband Hamburg : Hattest du in
Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?
Martini
: Vor 20 Jahren wurden mir mal meine gut ein Dutzend Pflanzen kurz
vor der Ernte aus dem Garten geklaut. Die Täter haben sich erwischen
lassen und erzählt, dass sie sie bei mir im Garten geklaut haben.
Daraufhin hatte ich eine Hausdurchsuchung und so das übliche. Aber
ich muss sagen es ist kein Schaden geblieben. Weder bei irgendeiner
Polizeikontrolle oder so, auch konnte ich meinen Führerschein
behalten, musste damals allerdings noch den Psychologen überzeugen.
Was mir auch gelungen ist. Wie gesagt vor 20 Jahren hier in Bayern.
Hanfverband Hamburg : Was hat dich
dazu bewegt, aktiv zu werden?
Martini
: Eigentlich nicht viel. Ich habe wieder Probleme mit der Polizei
gehabt, noch brauche ich irgendeine Medizin. Da ich aber als
Bauleiter im Winterzeit Zeit hatte, kam irgendwann die Überlegung,
ich sollte mehr tun als nur rummaulen.
Hanfverband Hamburg : Auf welche Art
engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?
Martini
: Da mache ich eigentlich gar nicht so viel Unterschied in welcher
Art man sich da einsetzt. Klar ich habe eine Ortsgruppe gegründet,
ich mache Veranstaltung, beteilige mich an Diskussionen und werde
mittlerweile auch aus der Politik heraus angefragt. Und ich versuche
vor allen Dingen in Kreise vorzustoßen, die ansonsten eher unberührt
bleiben. Mittlerweile habe ich gute Beziehung in die CSU und auch in
die Augsburger Stadtpolitik.
Hanfverband Hamburg : Bist du
Cannabis – Patient? Nein!
Hanfverband Hamburg : (Wenn ja) Wie
hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es
das, auch ohne dass du Patient bist?
Martini
: Nein, wenn ich in meine Lunge rein horche und an den winterlichen
Husten denke, kann ich nicht sagen, dass es meiner Gesundheit
förderlich ist. Aber es macht Spaß und meiner Umwelt geht es gut
damit.
Hanfverband Hamburg : Wie stehst du
zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser
Substanzen?
Martini
: Ich denke, auf Dauer geht kein Weg an einer Entkriminalisierung
aller Drogen vorbei. Wir sehen ja am Alkohol und Nikotin, dass hier
eine Aufklärung zum verantwortlichen Konsum möglich ist. Das
niemand kriminalisiert wird wenn er Fragen oder schon Erfahrung hat.
Gerade Jugendliche, die eigentlich noch nichts wissen und viele
Fragen hätten, können wir durch das jetzige Stigma nicht erreichen.
Hanfverband Hamburg : Wie siehst du
die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?
Martini
: Meiner Einschätzung nach standen wir noch nie so knapp vor einer
Regulierung dieser Droge wie jetzt. Nur muss ich seit Anfang an
feststellen, dass die Aktivisten der Politik hinterherhinken und die
Bürger weiter wie die Politiker sind.
Hanfverband Hamburg : Gab, oder gibt
es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung
gezweifelt hast?
Martini
: Da meine Gründe ganz einfach und eventuell egoistisch sind, nein.
Ich möchte endlich mein Dope im Laden kaufen können. Und da gibt es
auf meinem Weg wirklich keine Enttäuschungen.
Hanfverband Hamburg : Wenn ja, was
motiviert dich weiterzumachen?
Martini
: Ich möchte hierzu trotzdem Antworten. Meine Motivation und auch
eine Art Energiequelle ist es für mich hier in Bayern zu
legalisieren. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Polizeichefs in
meiner Freundesliste hätte oder mal kurz mit meinem
Bundestagsabgeordneten über Cannabis kommuniziere. Und viele viele
Momente wo ich merke, dass mein in die Öffentlichkeit treten, nicht
als Patient sondern mit der Frage, „Warum bin ich kriminell?“ mir
eine große persönliche Freiheit hier in Augsburg gegeben hat.
Hanfverband Hamburg : Hatte der
Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas –
Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Martini
: Ich denke jeder hatte mal eine Freundin die es gehasst hat wenn man
bekifft war. Aber ich muss sagen, solche Beziehung haben nie lange
gehalten.
Hanfverband Hamburg : Hast du
Kinder?
Martini
: Ja, zwei Töchter.
Hanfverband Hamburg : Wie stehst du
zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?
Martini
: Meine beiden Töchter, jetzt längst erwachsen, haben von Anfang an
mitbekommen, dass ich kiffe. Natürlich bin ich wie jeder Papa froh,
dass meine Kinder vernünftig sind und keine gefährlichen Substanzen
zu sich nehmen. Wichtig war mir allerdings immer, dass ich das
Vertrauen zu meinen Kindern habe, falls sie in eine Situation kommen,
ich für sie einstehen würde.
Hanfverband Hamburg: Ab welchem
Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?
Martini
: Wie machen wir es denn heute mit Alkohol? Mit sieben oder acht gibt
es einen Eierlikörkuchen vielleicht darf man bei der Oma auch so mal
ein Gläschen Likör auslecken. Mit 10 oder 11 Silvester mit einem
Sekt anstoßen und wenn man dann doch zu jung mit einem zu großen
Rausch nach Hause kommt, wird man ins Bett gepackt. Am nächsten
Morgen vielleicht ein paar ernste Worte, Wasser und Alka-Seltzer. Das
Kind lernt durch sein Umfeld einen eigenen Umgang mit Alkohol. So in
etwa würde ich mir auch eine Erziehung in Richtung Cannabis
wünschen.
Hanfverband Hamburg: Welche
Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?
Martini
: Persönlich denke ich 16 Jahre wäre ein gutes Alter, da man hier
die Jugendlichen vor den größten Schäden, den der illegale Markt
verursacht, bewahren kann. Politisch denke ich, werden wir bei 18
Jahren landen.
Hanfverband Hamburg : Wie stellst du
dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?
Martini
: Die Legalisierung wird auf jeden Fall eine Form der Regulierung
sein. Ich persönlich wünsche mir Fachgeschäfte mit all den
Standards, die in den ganzen Foren immer wieder besprochen werden.
Hanfverband Hamburg : Hast du eine
Lieblingsgenetik/Sorte?
Martini
: Als Oldschool Hasch Raucher kennt man sowas nicht. Warum?
Hanfverband Hamburg : Welche
Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?
Martini
: Optimal, wenn so gut wie kein CBD enthalten ist.
Hanfverband Hamburg : Wenn Cannabis
legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen
gehen?
Martini
: Natürlich würde ich einkaufen gehen wollen, ich baue mir ja auch
keine Mohrrüben selbst an.
Hanfverband Hamburg : Was würdest
du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen)
wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?
Martini
: Er oder sie sollte sich unbedingt versichern von woher das Gras
stammt. Es wird gerade sehr sehr viel Unfug mit NPS behandelten CBD
Blüten getrieben.
Hanfverband Hamburg : Hast du zum
Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?
Martini
: Oh, da gibt es sehr viele, da könnte ich, glaube ich ein halbes
Buch mit füllen. Vielleicht, was Bayern Fans ja immer interessiert,
zwei nette Polizei Anekdoten.
Gestern, wir hatten mal wieder einen
winterlichen Infostand, passierte uns beim Abbau ein Missgeschick.
Die Beine des Pavillons drohten einzuknicken, wir waren nur zu zweit
und auf einmal sprangen, wie aus dem Nichts, zwei junge schwarz
gekleidete Polizisten und retteten unseren DHV Pavillon.
Nachdem wir uns herzlich bedankt
hatten, kam mir ein “Naja, für irgendwas muss man ja gut sein”
als Antwort entgegen. Wie gesagt, gestern hier in Augsburg, Bayern.
Vor 3 Wochen, mein Chef hatte zu Hendl
und Bier ins Bierzelt geladen, ereignete sich folgendes. Nach dem
Essen drehte ich mir meinen kleinen Joint und mein Chef meinte, na du
hast dir ja schon einen gewissen Schutz durch deine Legalisierung
erarbeitet. Worauf ich ihm antwortete : „Nee, wenn ich erwischt
werde, werde ich erwischt. Ich bin schließlich kein Patient.“
Ich ging raus zum rauchen, einen Tisch
weiter standen drei Herren. Einer musterte mich, dann dreht sich der
andere um, kam sehr dicht an mich heran, baute sich auf und meinte:
„Kennst du mich noch?“
„Klar“, antwortete ich. “Hallo
Kevin” . Er war der Zivilpolizist von vor zwei Jahren. Nun
meinte er, man könne das Dope bis zu ihrem Tisch riechen, aber er
habe seinen Kollegen gesagt, ich wäre ganz nett und wahrscheinlich
würde ich legal kiffen. Er ging zurück an seinen Tisch und dann sah
ich, dass ich noch einen Gutschein für ein Freibier hatte. Damit
ging ich hinüber zu den drei Herren, legte es auf dem Tisch und
meinte: „Du Kevin, du weißt ja, dass das nicht meine Droge ist,
magst du sie?“
Alle drei lachten und Kevin hat
sichtlich erfreut das Freibier angenommen. Wie gesagt vor drei Wochen
oder vier hier in Bayern neben dem Bierzelt.
Wir bedanken uns recht herzlich für
dieses kleine Interview!
Die Drogenprohibition sorgt weltweit für Ausgrenzung, Mord und Kriege. Sie hat dafür gesorgt, dass ein Großteil der Menschheit kaum in der Lage ist, rational an das Thema Drogen heranzugehen und so die gesellschaftliche Ausgrenzung von Millionen Konsumenten illegaler Drogen herbeigeführt.
An dieser
Front kämpft Philine für Aufklärung und Akzeptanz.
Als Co – Gründerin der Initiative #mybrainmychoice (mybrainmychoice.de) und der „AG Substanz“ (substanz.info) setzt sich die gebürtige Münchnerin für eine Endstigmatisierung des Drogengebrauchs im Allgemeinen ein und arbeitete bis vor kurzem bei LEAP – Deutschland, wo sie sich um die Organisationsentwicklung kümmerte.
Teilnehmer der letzten Hanfparade konnten Philine sowohl als Co – Moderatorin der Hauptbühne, als auch mit ihrem eigenen Beitrag „Personen die mit Drogen handeln“ in Aktion erleben.
„Nebenbei“ studiert sie an der Berliner Humboldt – Universität „Moderne Süd – und Südostasienstudien“ mit dem Schwerpunkt „Drogenkrieg auf den Philippinen“.
Die
29-jährige Aktivistin gibt Interviews, macht Workshops und
organisiert Podiumsgespräche,
kurz gesagt: Sie setzt sich ein!
Wir wollten Philine etwas näher kennenlernen und haben mit ihr ein kurzes Interview geführt.
Hanfverband
Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung
gekommen?
Philine:
Eine Freundin hat mir Pralinen geschenkt, als ich erfahren wollte,
was Cannabis mit mir macht.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Philine:
Cannabis scheint nicht so gut zu mir zu passen, meine Erfahrungen
damit waren immer irgendwie anstrengend für mich. Aber dafür setze
ich mich auch ein: Psychoaktive Substanzen selbst für sich entdecken
zu können, wenn man möchte – in einem möglichst sicheren Rahmen
und ohne dabei kriminell zu handeln.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Philine:
Ich habe ein Problem mit dem Gesetz, wenn ich sehe, dass das
Drogennehmen an sich kein Ding wäre, aber das Gesetz Probleme
erschafft: Die intransparenten oder gewaltvollen Produktions- und
Lieferketten, die ungeschützten Arbeitsverhältnisse, die
Unsicherheiten über Zusammensetzung und Dosis und die geringe
Bekanntheit von Safer Use Material und Methoden zur Vermeidung von
Fehldosierungen und Krankheiten. Zum Beispiel sollte in Clubs
geeignetes Snief-Papier ausliegen und Zeitungen sollte verboten
werden, ihre Artikel mit Ziehröhrchen aus Geldscheinen zu
illustrieren. Die Drogenpolitik schafft nicht nur Probleme durch die
Strafverfolgung, sondern produziert auch ein Verständnis von Drogen,
das Nutzer:innen und Dealer:innen vernachlässigt und entwertet,
anstatt friedlich und kreativ auf das Zusammenleben zu wirken.
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Philine:
Ich habe in meinen Nächten in München beobachtet und kapiert, wie
selbstverständlich der illegale Drogengebrauch ist und dass aber die
Drogen nicht unbedingt Probleme schaffen, sondern aber in jedem Fall
die Drogenpolitik. Es gibt so unfassbar viele Irrtümer über Drogen
und jede:r meint, irgendwelche Meinungen über Drogen haben zu
müssen, welche oft die jetzige Drogenpolitik letztendlich
verteidigen. Der Krieg gegen die Drogen richtet weltweit seit
Jahrzehnten viel Schaden an und wird wie selbstverständlich und
immer dagewesen aufrechterhalten. Drogenpolitik ist für mich ein
Thema massiver Menschenrechtsverletzungen, das als solches noch nicht
den Stellenwert und die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Philine:
Ich engagiere mich mit der Initiative #mybrainmychoice für die
Legalisierung aller illegalisierter Drogen. #mybrainmychoice habe ich
2017 zusammen mit Julia gestartet. Wir haben uns bei einer
Veranstaltung an der Uni kennen gelernt, die „Mehr als Ballern?
Sind Partywochenenden schon politischer Aktivismus?“ oder so
ähnlich hieß und wir hatten beide Lust, drogenpolitisch was Neues
zu starten, weil wir keine passende bestehende Organisation für uns
gefunden haben. (Cheers to Stefan für die initiale Unterstützung!)
Wir bringen Argumente ein, die den Bogen von Drogenkriegen über
Drogenhilfe zu Rassismus im Görlitzer Park schlagen und wir arbeiten
daran, die drogenpolitische Bewegung breiter aufzustellen. Wir ziehen
Leute an, die ähnlich drogenpolitisch arbeiten möchten wie wir, wir
vernetzen Interessierte und woanders Engagierte miteinander, wir
kooperieren bundesweit und international mit anderen Organisationen
und Aktionen (u.a. #RethinkProcess via Knowmad Institut, Support
don’t Punish, Demoreden, Workshops) und wir veranstalten in Berlin
Gesprächsrunden zu diversen Themen in der Location eines
Friedrichshainer Künstler:innen-Kollektivs.
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Philine:
Seit Daniela Ludwig sich vor ein paar Tagen offen über Drug-Checking
ausgesprochen hat, und nun das Tabakaußenwerbeverbot bei der CDU/CSU
durchgesetzt hat, nehme ich ihr ab, dass sie nicht nur viele
Gespräche führen möchte, sondern sich tatsächlich hinter ihre
Aufgabe klemmt und Veränderungen fix einfordert. Ihre Offenheit hat
ja auch den Organisationen und Twitterern einen Anschub gegeben,
unsere Forderungen nochmal zu bekräftigen. Gleichzeitig passiert
super viel mitunter dank R2G in Berlin: Drug-Checking, mehr
Drogenkonsumräume, mehr Drogenhilfe, mehr Verbreitung von Safer
Use-Material, mehr Forschung zur gesellschaftlichen Bedeutung von
Drogengebrauch. Ich denke, das steckt weitere Leute an, sich für
drogenpolitische Reformen zu engagieren und ich hoffe, das strahlt
auf weitere Regionen aus.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Philine:
Ich bin für das konsequente Einhalten einer einheitlichen Grenze, ab
der man als erwachsene Person gilt, also 18. Es gibt immer Risiken,
die nie komplett vermeidbar sind, sowohl beim Drogengebrauch als auch
bei sportlichen Aktivitäten, im Straßenverkehr oder im Job. Die
Herausforderung ist, nachfolgenden Generationen und uns untereinander
beizubringen, verantwortungsbewusst mit Risiken umzugehen und die
besten Rahmenbedingungen zu schaffen. Empfehlungen, Einschätzungen
und Daten von Fachleuten sollen für Leute, die sich informieren
möchten, leicht verfügbar sein. Genauso wie das Material zur
möglichst sicheren Anwendung.
In
Sachen Jugendschutz denke ich, dass die Altersgrenze eine sinnvolle
Signalwirkung gibt, d.h. dass wir uns als Gesellschaft entscheiden,
Kindern und Jugendlichen zu empfehlen, mit dem Drogengebrauch
gegebenenfalls abzuwarten. Außerdem glaube ich, dass Lebens- und
Risikokompetenzprogramme in Schulen absolut sinnvoll und zu
verbreiten sind.
Bei
politischen Debatten finde ich es aber problematisch, wenn der
Jugendschutz für Argumente instrumentalisiert wird, anstatt sich mal
tiefergehend damit zu beschäftigen, was Jugendschutz eigentlich ist
und wie schlecht wir insgesamt darin sind. Das betrifft dann andere
politische Problemfelder wie Bildung und Armut: Kinder und
Jugendliche werden systematisch in ihrem Heranwachsen allein
gelassen, anstatt dass ausnahmslos alle finanzielle Stabilität,
Unterstützung, kreativen Freiraum und Aufmerksamkeit erfahren.
Um
Kindern und Jugendlichen gute Vorbilder zu sein, müssen wir
Erwachsenen aber auch mal mehr Plan vom guten Leben bekommen, anstatt
zu diskriminieren, stigmatisieren und marginalisieren, den Planeten
zu zerstören und Menschen in Not nicht zu helfen – also uns
komplett unglaubwürdig zu machen. Ich bin mir allerdings sicher,
dass wir Jugendschutz mit etwas mehr Willen für sozialere Politik
und mehr öffentliche Investitionen in bestehende Programme ohne viel
Aufwand ganz schnell verbessern können.
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern
besprechen und wie?
Philine:
Der Grundsatz für Erstgespräche mit Jugendlichen und Erwachsenen
über Drogen ist: „Es gibt Drogen. Menschen nehmen sie, weil sie
meistens Erfahrungen bereiten, die schön sind oder einen Zweck
erfüllen. Sie können aber auch nachhaltige Schwierigkeiten bereiten
und ich erkläre dir, was du beachten solltest. … Wenn du Fragen
hast, ich bin für dich da.“ – Also wie beim Sex. – Und: „Für
dein Alter raten Fachleute von der Droge X dringend ab, weil …“
Diese Gespräche sind dann zu führen, wenn sie selbst danach fragen
oder wahrscheinlich damit in Berührung kommen oder gekommen sind.
Es
muss aber wiederum auch klar werden, dass die Überlegung, gar keine
oder bestimmten Drogen nicht nehmen zu wollen, völlig in Ordnung
ist. Das gelingt offenbar am wenigsten beim Alkohol. Als Erwachsene:r
den eigenen Alkoholgebrauch zu reflektieren und ggf. anzupassen, kann
ein guter Anfang sein, um ein besseres Vorbild für Kinder und
Jugendliche zu werden, kompetent mit Gesundheitsrisiken und
Gruppendynamiken umzugehen.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Wir
brauchen sowohl Eigenanbau/-produktion als auch Cannabis Social Clubs
sowie den Aufbau von internationalen Produktionsketten, um z.B. Fair
Trade Kokain in lizenzierten Fachgeschäften zu haben. Einhergehend
muss sich die Drogenpolitik soweit selbst abschaffen, dass nur noch
Gesundheitspolitik zur öffentlichen Finanzierung der Drogenhilfe und
von Jugendschutzprogrammen sowie die Kontrolle und Verwaltung der
lizenzierten Läden überbleibt.
Was
wir nicht brauchen, sind Anreize zum Drogennehmen und Anreize, mehr
Drogen zu kaufen, als man ursprünglich wollte. Also keine
kommerzielle Werbung. Die Drogen an sich sind ja schon reizvoll
genug. Wenn uns Leute in unserem Umfeld begeistert von ihren
Drogenerfahrungen erzählen, wir in unserem Insta-Feed, von einer
Netflix-Serie oder von einem Buch wie Christiane F. inspiriert
wurden, finden wir die Drogen eh, ob legal oder illegal.
Wir bedanken uns herzlich für dieses kurze Interview und für dein Engagement auf dem Weg zu einer sinnvollen Drogenpoitik!
Am 23. Februar 2020 sind die nächsten Bürgerschaftswahlen in Hamburg. Wie berichtet haben wir alle Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft angeschrieben und ihnen elf Fragen zu ihrer Drogenpolitik gestellt. Zusätzlich haben wir uns die aktuellen Wahlprogramme aller fünfzehn zur Wahl stehenden Parteien angeschaut. Pünktlich zum Start der Briefwahl, dürfen wir Euch heute unsere Auswertung bekannt geben. Ab morgen könnt ihr in Eurer Wahlgeschäftsstelle wählen gehen.
Ausdrücklich möchten wir alle Wahlberechtigten auffordern: Geht wählen!
Natürlich kann die Drogenpolitik nicht der Einzige Aspekt sein, um einer Partei sein Vertrauen zu schenken. Aber verrät dieser doch sehr viel mehr über das Programm einer Partei als viele andere. Alle die noch unsicher bei der Vergabe ihrer Stimme sind, empfehlen wir den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Ab dem 23. Januar könnt ihr ihn nutzen!
Die Antworten
Die AfD in Hamburg kann aufgund begrifflicher Unschärfe unserer Fragestellungen nicht differenziert genug und damit seriös antworten. Zudem vermutet und erkennt sie suggestive Formulierungen unserer Fragen und zum Teil eine manipulative Ausrichtung. Wir mussten weinen, vor Lachen.
Keine Antworten der AfD hat aktuell auch kein Wahlprogramm zur Bürgerschaftswahl 2020, sondern nur für 2015
Die SPD Hamburg gibt der Suchtpräventation Vorrang und möchte die erfolgreiche Arbeit der Suchtberatung weiter unterstützen und ausbauen. Ansonsten ist sie der Ansicht, dass es weiterhin strafrechtlicher Maßnahmen bedarf und hält die geltenden Regelungen bei Cannabishandel für ausreichend. Zwar sei ihr nicht daran gelegen, Konsumenten zu kriminalisieren, der Handel solle aber weiter bestraft werden. Sinnvolle Gesetzesänderungen müssten geprüft werden. Auch wenn das Anliegen durch den eigenen Anbau, die Risiken des Schwarzmarkts nachvollziehbar sei, ist der Anbau von Hanfpflanzen für Privatpersonen verboten. Veränderte Rahmenbedingungen könnten ein Anlass sein, diese Verfügung auf Aktualität zu prüfen. In Hamburg gilt die allgemeine Verfügung zur Anwendung des § 31a BtMG. Was die SPD hiermit meint, hat sich uns nicht erschlossen.
Kurios: laut SPD ist der Beistz geringer Mengen in Hamburg straffrei, was eine Dekriminalisierung bedeuten würde. In Wirklichkeit kann solchen Fällen lediglich von einer Strafverfolgung abgesehen werden. Die SPD hat gemeinsam mit den Grünen das Thema Modelprojekte mit dem Ergebnis geprüft, dass ein solches auf der gegenwärtigen Rechtsgrundlage nicht möglich sei. Sie steht der Abgabe von Cannabis für Erwachsene zu Konsumzwecken kritisch gegenüber. Beim Thema Drugchecking muss laut SPD genau hingesehen werden was gemeint sei, es könne jedoch sinnvoll sein. Man wolle die Ergebniss des Berliner Projekts abwarten. Die SPD Hamburg sieht bei Cannabis als Medizin keinen Handlungsbedarf.
Für die Hamburger CDU ist nicht die behauptete Kriminalisierung der Grund für sozialen Abstieg, dieser sei Begleiterscheinung des Konsums. Regelmäßiger Drogenkonsum verändert die Persönlichkeit, schädigt die Gesundheit und treibt Menschen in die soziale Isolation. Sie hält am grundsätzlich strafbewehrten Verbot fest. Bestehende Regelungen sollen unverändert beibehalten werden. Sie seien unabdingbar für den Erfolg der generalpräventiven Wirkung, damit sei der Abschreckungseffekt in Bezug auf Meinungsbildung, Konsumorientierung, Schädlichkeitsbewertung und Konsumverhalten gemeint. Von einer Legalisierung würden vor Allem die Drogenhändler profitieren, da diese dann Chrystal Meth verkaufen würden. Zwinkersmilie.
Die Hamburger CDU hält die aktuelle
Verordung zur geringen Menge für sinnvoll und befürwortet eine
bundesweite Vereinheitlichung auf 6 Gramm. Sie lehnt die
kontrollierte Cannabisabgabe kategorisch ab. Alleine durch eine
Diskussion über ein Modelprojekt wird der Cannabiskonsum verharmlost
und romantisiert. Bei der Bewertung der Ergebnisse aus Länder mit
einer liberalisierten Drogenpolitik wartet die CDU mit alternativen
Fakten auf. Vor allem Kinder und Jugendliche würden früher,
häufiger und mehr konsumieren. Es gibt kein Recht auf Rausch,
Drugchecking erwecke den Eindruck, dass saubere Drogen gesünder
seien, dies sei laut CDU geradezu zynisch. Es sei grober Leichtsinn
sich nach einem Joint am Vorabend am nächsten Morgen wieder ans
Steuer zu setzen. Eine Legalisierung hätte fatale Signalwirkung. Bei
Cannabis als Medizin sieht die CDU Hamburg auch keinen
Handlungsbedarf.
Die strafrechtliche Bekämpfung sei für die CDU Hamburg zentrales Anliegen.
Die Hamburger FDP fordern eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene und sehen durch die Repression immense Ressourcen bei der Polizei gebunden, die besser eingesetzt werden könnten. Die Rechtslage beim Eigenanbau solle jedoch nicht aufgeweicht werden, die Vorschriften zur geringen Menge sollen bundesweit harmonisiert werden. Diese Romantiker haben bereits mehrfach einen Modelversuch gefordert. Zuletzt mit einem Antrag im Jahr 2015 der lediglich mit den Stimmen der Linken untersützt wurde und mit den Stimmen der SPD, CDU, Grüne und AfD abgelehnt wurde. Ähnlich wie die CDU sieht die FDP im Drugchecking die Gefahr, dass eine Pseudosicherheit vermittelt werde. Grenzwerte im Straßenverkehr wie beim Alkohl hält die FDP nicht für sinnvoll. Sie sieht zwar Handlungsbedarf bei Cannabis als Medizin, bietet aber keine Lösungen an. Die FDP befürwortete in einem Antrag den Einsatz sogenannter Drogenscanner mittels Ionentechnik in den JVAs.
Bündnis 90/Die Grünen halten die repressive und kriminalisierende Drogenpolitik für gescheitert. Sie streiten im Bund für die Einführung eines Cannabiskontrollgesetzes, das Anbau, Handel und Abgabe reguliert, nur so ließen sich Jugend- und Verbraucherschutz umsetzen. Beim Eigenanbauf für den persönlichen Gebrauch setzt sie keine eigenen Akzente und vertraut auf die Bundespartei. Eine Anhebung der geringen Menge soll überprüft werden. Sobald in Deutschland rechtlich umsetzbar, befürworten die Grünen ein Modelprojekt und Drugchecking soll etabliert werden. Der bloße Gebrauch von Cannabis darf nicht mehr zu Zweifeln an der Fahreignung führen. Grundsätzlich muss eine Vergleichbarkeit bei der Überprüfung der Fahreignung gewährleistet sein. Beim Thema Cannabis als Medizin sehen die Grünen ebenfalls keinen Handlungsbedarf. In der kommenden Legislaturperiode wollen sie sich für wirksame Prävention, Jugendschutz, Entkriminalisierung und Selbstbestimmung einsetzen.
Für die Grünen sieht ein regulierter Cannabismarkt wie folgt aus: Cannabisgeschäfte und der Anbau unterliegen strengen Auflagen, das Personal muss eine Schulung zur Suchtprävention absolviert haben. Der ganze Wirtschaftsverkehr wird gesetztlich reguliert.
Auch die Linke sieht die repressive Drogenpolitik für gescheitert, sie verschlinge bis zu 80% der finanziellen Ressourcen in Strafverfolgung und -vollzug, welche in bessere Präventions- und Hilfsangebote investiert werden könnten. Sie steht für eine staatlich organisierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene unter Einhaltung des Jugendschutzes. Die Linke möchte den Anbau zum Eigengebrauch legalisieren, die geringe Menge soll bis dahin auf 15 Gramm erhöht werden. Drugchecking muss legalisert werden, so die Linke. Desweiteren befürwortet sie die Einführung wissenschaftlich begleiteter Modelprojekte. Im Straßenverkehr lehnt sie eine Ungleichbehandlung von Cannabis und Alkohol ab und befürwortet eine generelle Prüfung der Fahrtüchtigkeit und deren Testverfahren. Keinen Handlungsbedarf bei Cannabis als Medizin sieht die Linke als einzige Partei nicht. Sie fordert die Abschaffung des Genehmigungsvorbehalts bei den Krankenkassen und Schulungen für Polizei und Apotheken zum aktuellen rechtlichen Stand. Die Liste der in der aktuellen Legislaturperiode eingebrachten Initiativen ist die längste aller Parteien, Social Cannabis Clubs könnten für die Linken modelhaft für die kontrollierte Abgabe von Cannabis stehen.
Von den restlichen Parteien haben lediglich die Piraten noch eigene drogenpolitische Punkte in ihrem Programm. Sie steht für eine repressionsfreie Drogenpolitik und will ein Ende der gescheiterten Prohibition. Von allen Parteien hat sie das fortschrittlichste Konzept.
Die CDU und SPD sind weiterhin schlicht unwählbar, wer ein Vorankommen in der Drogenpolitik will sollte sein Kreuz bei einer anderen Partei machen. Die FDP hat schon einige gute Ansätze, verfolgt aber eher die Interessen der Wirtschaft. Die Grünen punkten vor Allem mit der Bundespartei und ihrem Cannabiskontrollgesetz. Die Linke punktet und hat in der aktuellen Legislaturperiode am meisten gezeigt, wie sie die Drogenpolitik voranbringen möchte. Gemeinsam mit den Piraten hat sie die fortschrittlichsten Ansichten.
Schlussbemerkung
Und nun der vielleicht wichtigste Hinweis zum Schluss. Jeder, dem Cannabispolitik am Herzen liegt, sollte den Parteien mitteilen, warum er sie gewählt oder nicht gewählt hat!Das erhöht das Gewicht einer einzelnen Stimme enorm! Gerade in Bezug auf Grüne und Linke ist das wichtig, da sie gute Ansätze zeigen, aber scheinbar noch nicht ganz begriffen haben, wie gut sie mit diesem Thema punkten können. Es reicht ein Dreizeiler wie:
“Ich
habe Ihnen diesmal meine Stimme gegeben, weil Sie sich für die
Legalisierung von Cannabis einsetzen und erwarte von Ihnen, dass Sie
das Thema die nächsten fünf Jahre auch voranbringen!”
“Ich
hätte mir vorstellen können, sie dieses Jahr bei der
Bürgerschaftswahl 2020 zu wählen, habe aber wegen ihrer repressiven
Drogenpolitik davon Abstand genommen.
Der Mathematiker und Musikwissenschaftler wurde 1948 in Monthey in der französischen Schweiz geboren.
Er beschäftigte sich schon früh mit philosophischen Fragen und da er während seines Studiums der Antwort auf die Frage, „Was ist trivial und was beweisbar?“ nicht nahe genug kam, reiste er auf seiner Suche nach Weisheit nach Indien und unternahm diverse Reisen in den nahen und mittleren Osten.
Philosophische Fragen, psychedelische Erfahrungen, Tanz, Musik und Extase prägten die 70er Jahre von Hans, als er 1975 schließlich nach München zog, wo er einige Jahre in einer WG aus freischaffenden Künstlern und Hippies lebte.
Am
2. Oktober 1978 entdeckte Hans nach dem Genuss von Zauberpilzen
während einer Vision
die
universelle Bedeutung des Oktavgesetzes für die Bestimmung
der harmonikalen
Kammertöne,
die er von astronomischen Gegebenheiten abgeleitet hatte. Dies näher
zu erklären würde hier jedoch den Rahmen sprengen.
Die
„Kosmische Oktave“ prägte die nächsten Jahre sein Schaffen und
er publizierte verschiedene Bücher zu diesem Thema.
Von
1994 bis 2011 engagierte sich Hans Cousto für den Verein „Eve &
Rave“, welcher sich für die Aufklärung und Vermeidung von
Drogenproblemen und die Förderung von Party,- und Technokultur
einsetzt.
Er
veröffentlichte weiterhin verschiedene Bücher, u. A. „Vom
Urkult zur Kultur – Drogen
und Techno“ , oder „ Drug-Checking
– Qualitative und quantitative Kontrolle von Ecstasy und anderen
Substanzen.
Seit 2011 arbeitet er bei der freien Arbeitsgemeinschaft „DrogenGenussKultur“ mit und veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen verschiedene Artikel zu Drogen und Rauschkultur im TAZ Blog „Drogerie“ oder auch auf der Website der Hanfparade.
Diese Zeilen umreißen das Leben dieses unfassbar interessanten Aktivisten natürlich nur äußerst grob. Eine ausführliche Biographie findet ihr hier:
Wir freuen uns sehr, dass Hans uns in einem kleinen Interview einige Fragen beantwortet hat.
Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?
Hans: Als junger Student in Zürich in der Mittagspause an der „Riviera“ – Stufen am Ufer der Limmat, wo wir uns trafen um was zu essen, zu trinken und zu rauchen. Das war 1968. Zuvor hatte ich als Schüler schon Erfahrungen mit LSD gemacht, was damals in der Schweiz noch legal war.
Hanfverband
Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?
Hans: Ja. Als Studenten rauchten wir meistens in der Mittagszeit, Abends und beim Feiern Chillums. Später zog ich nach München in eine Kifferkommune und dort rauchten wir vorwiegend Chillums, manchmal auch Tüten oder Wasserpfeifen, ab dem Frühstück bis spät in die Nacht. Im Hause wohnten vor allem Musiker und Haschischhändler. Gutes Haschisch war immer im Hause vorrätig.
In den späten 70er Jahren verbrachte ich öfters die Winter in Asien – Afghansistan, Pakistan, Indien und Nepal. Dort war damals auf dem Lande das Rauchen von Chillums so üblich wie das Biertrinken heute in Bayern. Dort habe ich auch gelernt, wie man Haschisch und Charas macht.
In den 80er Jahren lebte ich in Amsterdam und begann vermehrt auch Gras zu rauchen. Es war eine Zeit mit einem intensiven Drogenmischkonsum, wie auch die späten 80er und die 90er Jahre in Berlin. Kiffen gehörte zum täglich Brot und es gab immer einen Grund um zu Feiern und zu Tanzen.
Heute bin ich Gelegenheitskiffer – manchmal habe ich mehrere Tage hintereinander kein Bedürfnis zu Kiffen, und dann kommt ein Festival und Gelegenheit, Lust und Freude bezüglich Kiffen sind wieder allgegenwärtig.
Hanfverband
Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem
Gesetz?
Hans: Nein
Hanfverband
Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?
Hans: Der Genuss von psychotrop wirkenden Substanzen ist ein Bereich der Individualethik und muss den Menschen frei überlassen werden, so wie jeder frei ist an einen Gott zu glauben oder nicht. Beim Feiern kann der Genuss von Haschisch, Zauberpilzen, Kratom oder Changa durchaus eine spirituelle Dimension haben und hat für das Individuum nicht selten den Charakter eines Sakramentes.
Das Gesetz sollte sich ausschließlich auf Fragen der Sozialethik beschränken, das heißt nur die Bereiche umfassen, die das Leben anderer mit meinem Leben umfassen. Wenn ich kiffe oder andere Drogen nehme, beeinträchtige ich nicht die Lebensqualität von anderen Menschen, deshalb hat die Frage, ob ich Drogen zur Entfaltung meiner Persönlichkeit nehme, nichts in einer gesetzlichen Vorschrift zu suchen. Es ist in meinen Augen ein Naturrecht, dass jeder sein Leben so genießen kann wie er will, solange dadurch der Genuss des Lebens anderer nicht beeinträchtigt wird.
Hanfverband
Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von
Cannabis?
Hans: Seit 1997 bin ich Jahr für Jahr auf der Hanfparade aktiv, in den letzten Jahren zumeist auch im OrgaTeam. So habe ich u.a. die Berliner Deklaration der Hanfparade von 2018 verfasst:
Seit vielen Jahren machen wir von der Freien Arbeitsgemeinschaft DrogenGenussKultur Infostände in Berliner Clubs und auf Festivals, wo wir Fachinformationen zu verschiedenen Substanzen und zum Mischkonsum für die Leute bereit halten. Seit vielen Jahren liegen auch Infos vom DHV, dem Hanf Museum, der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabinoidmedezin (IACM) und der Hanfparade auf unseren Infotischen. Mehr dazu:
Hanfverband
Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine
Entkriminalisierung dieser Substanzen?
Hans:
Psychonautik kann ein zentrales Element bei der Entfaltung der
Persönlichkeit sein und hat eine spirituelle Dimension. Das
Einnehmen von Drogen hat vor allem mit Bildung, Wissenschaft und
Kultur zu tun. Deshalb sollte die internationale Drogenpolitik von
der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural
Organization) koordiniert werden und nicht mehr von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), da die meisten Drogenkonsumenten,
die ich kenne, froh und munter sind und nicht einen
behandlungsbedürftigen Eindruck machen. Mehr dazu siehe: Das
Weltkulturerbe Psychonautik – Ein drogenpolitisches Manifest
Hanfverband
Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald
etwas geändert wird?
Hans:
Deutschland ist ein Rechtsstaat. Fortschritte in der Drogenpolitik
erfolgten meist aufgrund höchstrichterliche Entscheidungen
(Bundesverfassungsgericht, Bundesverwaltungsgericht). Beispielsweise
stimmte der Bundestag einstimmig für das „Cannabis als Medizin
Gesetz“, weil es die einzige Möglichkeit war, die Patienten daran
zu hindern, ihre Medizin selbst anzubauen. Patienten hatten in mehr
als zwei Jahrzehnten immer wieder das Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM)
verklagt,
weil das Institut ihnen den Zugang zu ihrer Medizin verwehrt hatte.
Das BfArM
unterlag in dem Rechtsstreit und das BfArM wurde verpflichtet, den
Patienten Zugang zu ihrer Medizin zu ermöglichen – auch durch
Eigenanbau. Das „Cannabis als Medizin Gesetz“ ist eigentlich ein
„Eigenanbauverhinderungsgesetz“.
Weit
über 100 Strafrechtsprofessoren forderten das Parlament auf, die
Drogenpolitik im Lande zu evaluieren, da das BtMG seinen Zweck nicht
erfüllt und nicht verhältnismäßig ist. Die große Mehrheit der
Parlamentarier im Deutschen Bundestag wollten jedoch nichts davon
wissen und sahen keinen grundlegenden Änderungsbedarf. Die besagten
Professoren bilden jedoch die zukünftigen Richter aus – so habe
ich Hoffnung auf bessere Zeiten in denen fundamentalistische
Ansichten der bisherigen Mehrheit im Bundestag durch Vernunft und
Rechtsstaatlichkeit dank zukünftiger höchstrichterlicher
Entscheidungen überwunden werden können.
Hanfverband
Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du
an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich
weiterzumachen?
Hans:
Menschen, die sich nicht treu (nicht beständig in ihrer Gesinnung
anderen Menschen oder einer Sache gegenüber) sind, sogenannte
Opportunisten, machen einem das Leben manchmal schwer. Wenn zu viele
davon in meiner näheren Umgebung sind, war ich schon nahe am
Verzweifeln. Doch Freunde, die sich selber treu sind und sich für
das Einsetzen, wovon sie überzeugt sind, gaben mir immer wieder den
nötigen Impuls weiter zu machen. Ja, man muss sich selbst treu sein,
wenn man fähig sein will, anderen Menschen oder einer Idee treu zu
bleiben.
Hanfverband
Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen
Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?
Hans: Ja, aber nicht wegen des gesellschaftlichen Stigmas. Beim gemeinsamen Chillumrauchen, Eimerrauchen und Rauchen von Wasserpfeifen haben sich Freundschaften vertieft – Freundschaften die seit Jahrzehnten halten und mein Leben bereichern.
Hanfverband
Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern
besprechen und wie?
Hans: Den Kindern so früh wie möglich Genussfähigkeit beibringen. Betrifft Essen, Trinken, Spielen und vieles anderes mehr. Wer genießen kann, ist nach dem Genuss zufrieden, wer nicht genießen kann hat oft Lust nach mehr. Mediziner nennen das Craving.
Der Umgang mit Genussmitteln muss gelernt sein, damit man diese auch richtig genießen kann. Drogenmischkonsum ist eine Kunst wie Kochen. Nimmt man von einem Gewürz zu viel oder auch zu wenig, dann schmeckt die Speise nicht. Kinder möglichst früh das Kochen und den Umgang mit Gewürzen beibringen hilft diesen, ihren Geschmackssinn zu entwickeln und zu sensibilisieren. Kleine Unterschiede werden bewusster wahrgenommen und der Geschmackssinn eröffnet neue Erlebniswelten – mit psychotrop wirkenden Substanzen ist das nicht anders. Gute Küche, gute Weine und anderes mehr gehören zu unserer Kultur. Den Kindern Kultur vermitteln hilft ihnen eventuell später sich in die Kultur der Psychonautik einzufühlen; und Konsumenten von Psychoaktiva, die einen festen und lebensnahen kulturellen Background haben, laufen weniger Gefahr, sich von einer Substanz abhängig zu machen oder durch den Konsum Schaden zu erleiden.
Hanfverband
Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du
sinnvoll?
Hans: Da man ab 18 Jahre Parlamentarier wählen kann, sollte man auch ab 18 die Drogen, die man zum Genuss, zur Gestaltung der eigenen Persönlichkeit wie auch zur spirituellen Entfaltung einnehmen will, legal in kontrollierter Qualität erwerben dürfen und können.
Hanfverband
Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst
du sie dir?
Hans:
Ich bin für die Einführung von Drogenfachgeschäften, wie sie von
der Grünen Jugend auf dem 25. Bundeskongress in Koblenz am 12.
November 2005 gefordert wurden. Im Drogenfachgeschäft werden
Gras und Haschisch in geprüfter Qualität angeboten und der Kunde
erfährt, wie viel THC und CBD und CBN in der erworbene Ware
enthalten ist. Nur wenn Konsumenten genau wissen, welche Mengen von
psychotrop wirkenden Substanzen in einem Produkt enthalten sind,
können sie ein vernünftiges und zielführendes Risikomanagement
bewerkstelligen. Mehr zu Drogenfachgeschäften siehe:
https://www.drogenfachgeschaeft.de/
Zudem
sollte der private Eigenanbau erlaubt sein sowie die Etablierung von
Cannabis Social Clubs, wo mehrere Konsumenten ihre eigenen Pflanzen
von einem Gärtner auf freiem Feld oder in einem Gewächshaus
betreuen und pflegen lassen können. Cannabis Social Clubs
ermöglichen einen Zugang zu Gras und Haschisch unter völligem
Ausschluss des Cannabismarktes. Dies gilt vor allem, wenn im Cannabis
Social Club Samen aus eigener Züchtung zur Anwendung kommen. Zudem
dienen solche Clubs dem Erfahrungsaustausch und haben einen
sozialisierenden Effekt.
Ökonomisch
wird ein Abwandern von Gewinnen in dunkle Kanäle blockiert, da die
Cannabis Social Clubs sich als non-profit Unternehmen verstehen
(gemeinnützige Genossenschaften oder Vereine) und nicht auf
Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Cannabis Social Clubs sind in der
Lage, sich in sozialer und kultureller Hinsicht zu engagieren und
eine sinnvolle, nicht auf Abstinenz ausgerichtete Prävention zu
unterstützen. Cannabis Social Clubs sind ein Modell, in dem
transparent, kontrolliert und reguliert Hanf angebaut und verteilt
wird und somit auf diese Weise die Sicherheitspolitik des Landes
unterstützt wird. In Spanien gibt es bereits hunderte von Cannabis
Social Clubs, die erfolgreich funktionieren.
Magic
Mushroom Social Clubs sind ein Pendant zu Cannabis Social Clubs. Sie
bieten die gleichen Vorteile wie Cannabis Social Clubs, sind jedoch
nicht auf die Kultur von Pflanzen, sondern auf die Kultur von
Zauberpilzen ausgerichtet. Das Züchten von Zauberpilzen verlangt
mehr Sachkunde als das Züchten von Cannabispflanzen, insbesondere,
da bei einigen Arbeitsgängen steril gearbeitet werden muss.
Gemeinschaftlich gelingt dies oft besser, als wenn ein Laie beginnt,
mit der Pilzzucht zu experimentieren. Da Zauberpilze als weniger
gefährdend eingestuft werden als Cannabis und viele andere Drogen,
ist auch die Schwelle für eine amtliche Genehmigung von Magic
Mushroom Social Clubs wohl niedriger einzustufen als dies bei den
Cannabis Social Clubs der Fall ist. Magic Mushroom Social Clubs sind
auf jeden Fall geeignet, den Bedarf an neue psychoaktive Substanzen
(NPS) zu senken. Dies ist vor allem deshalb relevant, weil die
Risiken, die mit dem Konsum von NPS verbunden sind, bis dato kaum
bekannt sind, jedoch von vielen Experten als unberechenbar hoch
eingeschätzt werden. Mehr dazu siehe:
Hanfverband
Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?
Hans:
Am liebsten rauche ich einen hellen roten Libanesen aus der Gegend
von Yammoune bei Baalbek. Die Cannabispflanzen dort auf nach Osten
abfallenden Hängen des Libanongebirges sind schnellen
Temperaturschwankungen ausgesetzt. Am Morgen knallt die Sonne auf die
an den Hängen liegenden Plantagen und es wird sehr schnell heiß.
Dies führt dazu, dass das Haschisch würziger ist als jenes von der
anderen Talseite mit nach Westen abfallenden Hängen, wo am Morgen
länger Schatten ist und die Temperaturen langsamer ansteigen. Die
Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind sehr groß, da die
Gegend auf einer Höhe von mehr 1.200 Metern über dem Meeresspiegel
liegt. Haschisch aus dem Libanon enthält mehr CBD als THC. Ja
charakteristisch für libanesisches Haschisch ist ein mindestens
doppelt so hoher Gehalt an dem die THC-Wirkung blockierenden und
verändernden Cannabidiol (CBD). Dies erklärt vielleicht die
typische eher körperlich empfundene Wirkung auch bei hohem
Harzgehalt im Vergleich zu der oft eher knisternden Wirkung von
marokkanischem Haschisch, bei dem der THC-Gehalt typischerweise
doppelt so hoch ist wie der des CBDs. In neueren Sorten aus Marokko
liegt der THC-Gehalt oft weit höher als früher. Mehr dazu siehe:
Sehr gerne rauche ich auch Charas aus Manali. Charas ist von Hand gemachtes Haschisch aus Indien, wobei die Gegend im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh um Manali herum zu den besten Erzeugergebieten zählt. Dort hat das Rauchen von Charas traditionell durchaus auch eine spirituell geprägte Komponente.
Hanfverband
Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du
optimal?
Hans: Für mich ist eine THC-CBD-Ratio von 0,5 (doppelt so viel CBD wie THC) bis zu 3 (dreimal so viel THC wie CBD optimal. Werte von mehr als 3, also mehr als dreimal so viel THC wie CBD, finde ich persönlich nicht so angenehm für mein Körpergefühl.
Hanfverband
Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder
in einem Shop einkaufen gehen?
Hans: Auf Reisen würde ich sich Shops zum Kauf von Cannabisprodukten nutzen, an meinem Wohnort würde ich mich bei einem Cannabis Social Club engagieren und mich dort auch beim Anbau und der Züchtung einbringen. Legaler Anbau kann unter Sonnenlicht erfolgen, braucht somit nicht zwingend Strom für Lampen und ist somit umweltfreundlicher, energiesparend und ein guter Beitrag zum Schutz des Klimas. Zudem käme ich dort mit Kennern der Materie zusammen, könnte mich mit ihnen austauschen und was dazulernen.
Hanfverband
Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (vielleicht
gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren
möchte?
Hans: Wissen über die Wirkung von THC und CBD sind in jedem Fall zu übermitteln. Generell geht es aber nicht nur um die Droge, sondern auch um das Set (Befindlichkeit, Erwartungshaltung, Ziel) und um das Setting (Beziehung zum Überreicher oder zur Überreicherin der Droge und um das Umfeld). Eine Droge ist ein Mittel zu einem Zweck und die Novizen beim Drogengebrauch sollten sich klar machen, was sie mit dem Konsum erreichen wollen. Begriffe wie Drogenkompetenz, Drogenmündigkeit und Drogenautonomie (Gegenstück zu Drogenabhängigkeit) zu erklären und zu erläutern kann behilflich sein, um die Genussoptimierung wie auch die Schadensminderung zu fördern.
Hanfverband
Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende
Cannabis – Anekdote?
Hans:
Absurde Szenen hinter der Bühne der Hanfparade im Jahr 2015. Vor
ihrem Auftritt auf der großen Bühne vor dem Brandenburger Tor in
Berlin saßen Frank Tempel (Die Linke) und Thomas Isenberg (SPD) an
einem Biertisch hinter der Bühne unweit eines Stapels von
zusammengeklappten Biertischen und Bierbänken. Zu ihnen gesellte
sich dann noch der Richter Andreas Müller aus Bernau. Nachdem
die beiden Erstgenannten ihre Vorträge gehalten hatten und die drei
Herren den Bereich hinter der Bühne verlassen hatten, kam die
Polizei und ordnete an, dass die Bänke und der Tisch wieder auf den
Stapel zu legen seien. Die Polizisten begründeten diese Anordnung
mit den Auflagen der Versammlungsbehörde für diese Demonstration.
In
den Auflagen der Versammlungsbehörde für die Hanfparade hieß es,
dass das Aufstellen von Bänken und Tischen hinter der Bühne
untersagt sei. Ebenso war es untersagt, den Künstlern und den
Rednern einen Imbiss zur Stärkung zu servieren. Deshalb untersagte
die Polizei auch dem Lieferanten der Speisen das Gelände der
Abschlusskundgebung mit seiner Ware zu betreten. In der Folge mussten
alle Redner und Künstler stehend auf ihren Auftritt warten, so auch
die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. Diese absurde
Maßnahme kann man nun wirklich nicht als versammlungsfreundlich
klassifizieren. Und ständig standen zwei oder drei uniformierte
Beamte in der Nähe des Stapels mit den Bänken und Tischen und
passten auf, dass ja niemand dort eine Bank greift und diese
aufstellt, damit man sich darauf setzen kann.
Gemäß
Brockdorf-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Mai 1985
(BVerfGE
69, 315) sind die staatlichen Behörden gehalten, nach dem
Vorbild friedlich verlaufender Großdemonstrationen
versammlungsfreundlich zu verfahren und nicht ohne zureichenden Grund
hinter bewährten Erfahrungen zurückzubleiben. Vor diesem
Hintergrund erscheint der Auflagenbescheid der Versammlungsbehörde
nicht nur absurd, sondern auch rechtswidrig zu sein, da durch eine
Verköstigung von Künstlern und Rednern hinter einer Bühne auf
Tischen wahrlich keine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und
Sicherheit zu befürchten ist. Die übermäßige Regelung aller Dinge
und die Gängelung der Menschen scheint immer noch dem preußischen
Wesen inne zu wohnen wie zu Kaisers Zeiten.
Schon
Alexander von Humboldt machte sich vor weit über hundert Jahren über
das preußische Wesen der Berliner lustig und bezeichnete Berlin als
eine intellektuell verödete, kleine, unliterarische und dazu
überhämische Stadt, wo man monatelang gedankenleer an einem
selbstgeschaffenen Zerrbild matter Einbildungskraft naget und alles
und jedes nach der Schreiberschablone gemessen werde. Die
Berliner Akademie der Künste, deren „Regeneration“
er für dringend nötig erachtete, charakterisierte Humboldt als
„Wespennest
geschlechtsloser Insekten.“
Das gleiche Charakteristikum trifft heute (Stand 2015, da war Frank
Henkel von der CDU Innensenator) auf die regierenden Berliner/innen
respektive auf die Versammlungsbehörde und ihre Vollzugsbeamte zu.
Hinter der Bühne brauchte es keine Karikaturen, um das preußische
Wesen zu überzeichnen, da man dasselbe wie in einem Comic live
erleben konnte. Man wähnte sich dort nicht in einer weltoffenen und
toleranten Metropole, die Berlin seit etwa einem Vierteljahrhundert
als Hauptstadt der BRD so gerne sein möchte, sondern man fühlte
sich dort wie in der Hauptstadt von Absurdistan. Mehr dazu:
Am
Donnerstag, den
21.11.2019 von
17:30-18:30 rufen
wir,
die Ortsgruppe Hamburg des deutschen Hanfverbands (DHV), zu einer
Kundgebung vor der Behörde für Inneres und Sport am Johanniswall 5
in Hamburg auf.
Wir
bitten Sie, an diesem Tag symbolisch diesen
offenen Brief entgegen zu nehmen.
Wir möchten mit unserer Kundgebung daran erinnern, dass die Grundrechte von Cannabisnutzern in Deutschland immer noch nicht geachtet werden, im Gegenteil ist die Verfolgung momentan auf einem Höchststand[1], bisher ist keinerlei Liberalisierung erkennbar. Während die Grünen auf Bundesebene bereits die Schädlichkeit des Verbots erkannt zu haben scheinen (Siehe CannKG 2018), hat sich die Situation im Rot-Grünen Hamburg noch keinen Millimeter bewegt. Mit der Task Force ist – im Gegenteil – eine rückschrittliche, aktionistische Strategie ohne jede Weitsicht in die Stadt eingekehrt. Anwohner müssen sich an eine dauerhafte Präsenz der Polizei gewöhnen. Es sind Fälle von Racial Profiling dokumentiert[2].
Wir
mahnen Sie,
sich die Situation, mit der sich viele Konsumenten in
Hamburg konfrontiert
sehen, zu vergegenwärtigen: Obwohl
diese Menschen niemanden geschädigt
haben,
jagt der Staat Sie mit seinem gesamten Arsenal. Dabei
geht die Hamburger
Polizei u.a.
mit
schwerem Gerät wie Hubschraubern und Spürhunden
auf die Suche nach Plantagen[3],
in
der “Task
Force” verschwenden
Beamte
sinnlos
Arbeitsstunden. Dies ist Symbolpolitik, aber
gleichzeitig
auch Steuerverschwendung!
Betroffene
verlieren u.U. Job,
Familie, Führerschein und in der Konsequenz nicht selten ihren
Glauben an den Rechtsstaat. Darin
ist keinerlei Verhältnismäßigkeit mehr erkennbar.
Die
Situation ist beispielhaft: Der Staat ignoriert die Entwicklung in
anderen Ländern in
Richtung
Dekriminalisierung bzw. Legalisierung und
ignoriert
wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich
medizinischer Wirksamkeit diverser Inhaltsstoffe der Cannabispflanze;
er
verschwendet lieber seine Ressourcen, welche
an anderer Stelle fehlen[4]
und verletzt mit
diesem Vorgehen zudem
essenzielle
Bürgerrechte eines
nicht
geringen Teils
der Bevölkerung.
Und verzichtet auf mögliche Steuereinnahmen und
Einsparungen in Milliardenhöhe.
Alles im Namen einer Moralvorstellung, welche
Alkohol als “kulturell gefestigte” Art sich zu berauschen
verharmlost, obwohl dieser konkret jedes Jahr tausende Menschenleben
kostet und
manchen
aggressiv werden lässt (Beispiel
Häusliche
Gewalt). Cannabis,
welches
Menschen tendenziell
ruhig
und entspannt, friedlich und zufrieden macht und noch Niemanden
das Leben gekostet hat, im Gegenteil sogar vielen Menschen das Leben
mit körperlichen oder seelischen Schmerzen erst
erträglich
macht, wird wahlweise mit Alkohol auf eine Stufe gestellt (natürlich
ohne daraus zu schlussfolgern, dass
eine
Gleichbehandlung nötig ist)
oder
als “noch schlimmer” als Alkohol gebranntmarkt. In
diesem Punkt sind die wissenschaftlichen Fakten eindeutig[4].
Diese
hartnäckigen,
Jahrzehnte
alten
Vorurteile
gilt es zu widerlegen. Die Forschung – wo Sie im
Bereich Cannabis eben
wirklich als Frei bezeichnet werden kann – hat mittlerweile unzählige
Belege für den medizinischen Nutzen von Cannabis geliefert,
man muss sich nur die Mühe machen, dieses selbstständig
zu
recherchieren.
Warum
maßt sich der
Staat an,
Konsumenten
der gleichen Substanz in “kriminelle
Kiffer” und
“Patienten” aufzuteilen,
verfolgt Erstere mit Polizei und Gerichten und legt Zweiteren
beständig Steine in den Weg zur
Gesundung?
Viele Ärzte sind von den
systematischen, moralisch-ideologischen
(und
damit unwissenschaftlichen)
Falschinformationen
in
den
Medien
so
abgeschreckt, dass diese sich viel
zu oft gar
nicht
erst
unabhängig
über das Thema und
Erkenntnisse der letzten Jahre informieren.
Die USA z.B.
sind
hier bereits
weiter
und Bundesstaaten
wie Colorado und Kalifornien müssen
Vorbild sein auf dem Weg zu einer kompletten Legalisierung und
Regulierung des Hanfmarktes. Über die Nutz-pflanze Hanf haben wir
noch gar kein Wort verloren. Auch hier kann sich jeder allumfänglich
per Internet über die mannigfaltigen Nutzungsmöglichkeiten dieser
Jahrtausende alten Pflanze informieren. Wer es mit Klimaschutz und
Nachhaltigkeit wirklich ernst meint, der wird am Hanf nicht
vorbeikommen. Hanftextilien, -nahrungsmittel, -plastik und -baustoffe
sind nur ein kleiner Ausschnitt.
Wo
ist die Verhältnismäßigkeit, wenn Menschen wegen einer Anbauanlage
zur Selbstversorgung eine Hausdurchsuchung erdulden
müssen. Diese
tief
in die Grundrechte eingreifenden Mittel
des Staates sollten für Gewalttäter und Verbrecher vorbehalten
sein, nicht für einfache Bürger, die sich z.B.
in
einer Notlage selbst behelfen. Während es
bei
Diebstahl, Einbrüchen oder Gewaltdelikten immer eine(n)
Geschädigte(n) gibt,
sind es im Falle von Cannabiskonsumenten nur Sie
selbst,
welche
geschädigt werden.
Die
deutlich schlimmere Konsequenz ist die, vom
Staat – unter der Vorgabe, sie
“schützen”
zu wollen – verfolgt,
angeklagt und bestraft zu werden.
Wir
fordern von Ihnen als zuständigem Innensenator der Hansestadt
konkrete Maßnahmen, um den unhaltbaren und destruktiven Status Quo
zu verändern:
– Sorgen Sie für eine Beendigung der Arbeit der “Task Force Drogen”, die seit 2016 besteht. Diese Beamten sind bei Delikten mit Tatopfer sehr viel sinnvoller einzusetzen – Setzen Sie sich dafür ein, dass Betäubungsmitteln nicht meht länger mit dem Strafrecht begegnet wird. – Das BtMG und das Cannabisverbot fußen nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern moralischen und politischen Bedenken. Diese halten den Ergebnissen der Forschung der letzten 20 Jahre nicht stand. – Eine komplette, an Fakten orientierte Neubewertung der Gesetzeslage, insbesondere in Bezug auf den Aspekt der Verhältnismäßigkeit staatlichen Handelns ist notwendig! – Unterstützen Sie die Justizkampagne des deutschen Hanfverbands und die Bemühungen, das Cannabisverbot durch das Bundesverfassungsgericht überprüfen zu lassen. – “Modellprojekte” sind leider nur als Nebelkerzen zu bewerten, auch von Seiten der SPD, stets gefordert in dem Wissen, dass Diese mit der momentanen Gesetzeslage nicht in Einklang zu bringen sind und somit von Vorn herein keine Aussicht auf Realisation besteht. Es ist damit eine Forderung, die sich ‘gut liest’, nichts kostet und keinerlei anschließendes, ernst zu nehmendes Handeln erfordert. –
Da mittlerweile einige Länder Cannabis (und teils auch andere
Drogen) Dekriminalisiert bzw. Legalisiert haben, sind Zahlen hierzu
bekannt. Befürchtungen, wie sie auch hier zu Lande geäußert
werden, haben sich nicht bestätigt und die Erfahrungen sind quasi
ausschließlich positiv.
November 2019, Ortsgruppe Hamburg des deutschen Hanfverbands
Pressemitteilung:
PM:
Am Donnerstag, den 21.11.2019 von 17:30-18:30 rufen wir, die Ortsgruppe Hamburg des deutschen Hanfverbands (DHV) zu einer Kundgebung unter dem Motto “Teufelskreis durchbrechen – Hanf ist kein Verbrechen” vor der Behörde für Inneres und Sport am Johanniswall 5 in Hamburg auf. Als oberstes Organ der Hansestadt im Bereich Verbrechensbekämpfung ist Innensenator Andy Grote u.a. zuständig für die Hamburger Polizei. In seine Amtszeit fallen sowohl die Gründung der sog. “Task Force Drogen”, als auch der G20-Gipfel (mit bekanntem Ausgang). Wir möchten Senator Grote ein persönliches Schreiben und einen Forderungskatalog übergeben, wir haben die Behörde per eMail um die Entgegennahme gebeten. Wir möchten auf die teils drastische Situation der Menschen hinweisen, die wegen ihrer Vorliebe für oder ihrem Bedürfnis nach Cannabis mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Die damit zusammenhängende Verletzung der Grundrechte Vieler, die Verschwendung von Steuergeldern und staatlicher Resourcen erzeugen einen unhaltbaren Zustand von dem niemand profitiert und der eines modernen Rechtsstaats unwürdig ist
Mit
der Einleitung von mittlerweile knapp 500 Verfahren pro Tag (!) gegen
Cannabisfreunde hat die Repression gegen Hanfkonsumenten und
-patienten aktuell einen Höchststand erreicht[1]. Sie zerstört
nicht nur die Leben der Betroffenen, sie lähmt auch gleichzeitig die
Justiz- und Strafverfolgungsbehörden. Statt sich um Verbrechen zu
kümmern, bei denen es neben einem Täter auch ein Opfer gibt und
deren Verfolgung und Ahdung somit für Letztere ein wichtiges Mittel
sind, um Gerechtigkeit zu erlangen, werden stattdessen Unmengen an
Kräften des Staates im Kampf gegen die Drogen gebunden. Dass
dieser aussichtslos und kontraproduktiv ist, haben bereits
122
deutsche
Strafrechtsprofessoren
in einem offenen Brief bemängelt[2];
auch der ehemalige Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter
(BDK) André Schulz, sprach sich 2018 für ein Ende der
Cannabisprohibition aus[3]. Suchtforscher wie Jens Reimer, der
Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung der
Universität Hamburg oder der Mannheimer Oberarzt Derik Hermann
teilen
ebenfalls
die
Forderung nach einer
kontrollierten
Abgabe von Hanf[4][5].
Den
geschätzten jährlichen Kosten der Strafverfolgung von 2,66 Mrd.
Euro[6]
stehen
immense Steuereinnahmen bei einer kompletten Freigabe entgegen.
Colorado, welcher als erster US-Bundesstaat 2012 den privaten
Gebrauch von Cannabis für Erwachsene erlaubt hat, hat dieses Jahr
die 1 Mrd. Marke an Steuereinnahmen durch Cannabisverkauf
geknackt[7]. Drei der vier Oppositionsparteien im Bundestag haben
dies erkannt und mit ihren Gesetzesinitiativen im Frühjahr 2018
gezeigt, in welche Richtung es beim Thema Cannabis gehen muss[8]. Mit
dem Verbot verrät der Staat zudem seine eigenen Leitsätze und die
Grundrechte vieler Menschen, etwa auf eine freie Entfaltung. Auch der
Gleichbehandlungsgrundsatz ist verletzt, ganz zu Schweigen von der
Würde der Betroffenen. Diese Vorgehensweise schafft laufend und
methodisch neue Opfer, zerstört Familien und Existenzen und ist
damit um ein vielfaches Schädlicher, als es der Naturstoff Cannabis
je könnte.
Die
Liste der Krankheiten, bei denen Cannabis nach dem
Cannabis-als-Medizin-Gesetz verschrieben werden darf, ist lang[9].
Obwohl die Wissenschaft überhaupt erst seit Mitte der 90er Jahre und
vielerorts wegen des Verbots noch überhaupt nicht frei zum Thema
Cannabis forschen darf, hat Sie mittlerweile unzählige Studien
produziert, welche die gesundheitsfördernden Aspekte von Cannabis
belegen. Die Cannabispflanze enthält je nach Sorte eine
unterschiedliche Kombination an Wirkstoffen: Neben über 100
Cannabinoiden auch insgesamt bis zu 500 anderer Moleküle wie z.B.
Terpene, welche ebenfalls gesundheitsfördernde Effekte besitzen[10].
Und dennoch berichten sogar Menschen mit einem Rezept davon, dass es
immer noch schwer ist, Ärzte zu finden, dass es Lieferengpässe gibt
und dass die Qualität des angebotenen Grases der des Schwarzmarktes
z.T. sogar nachsteht[11][12]. Auch dies ist ein unhaltbarer Zustand
der täglich unnötig Leid verursacht.
Hanfkonsumenten
und -patienten sind mit insgesamt mehr als einer Million Menschen[13]
absolut kein geringer Anteil der deutschen Bevölkerung. Paragraph
175, erst 1994 aus dem StGB gestrichen, ermöglichte für Jahrzehnte
eine Verfolgung von LGBTQ-Menschen, welche ebenfalls Niemandem in
irgendeiner Weise geschadet hatten. Heute gilt es als Fortschrittlich
und Errungenschaft der Gesellschaft, dass in diesem Land Menschen
frei wählen können, wen und wie Sie lieben (obgleich noch keine
vollständige Gleichstellung). Derselbe Schritt in eine freiere
Gesellschaft steht beim Thema Prohibition noch aus. Er ist aber
angesichts der Zahlen und der dahinter stehenden Schicksale ebenso
überfällig. Die Verhältnismäßigkeit ist nicht gewahrt, wenn ein
hochgerüsteter Staat sein ganzes Arsenal an Personal,
Hubschraubern[14][15], Spürhunden etc. dafür verwendet, friedliche
Kiffer zu jagen. Gerade in Anbetracht sich zunehmens
radikalisierender, teils terroristischer Gruppen aus dem
Rechtsextremistischen und Islamistischen Milieu ist es dringend Zeit,
die Prioritäten in der Strafverfolgung zu reformieren!
Wir
haben uns heute, dem 17. Oktober 2019 hier
vor
der Hamburger Justizbehörde versammelt um aktiv daran zu erinnern,
dass die Grundrechte von Cannabisnutzern in
Deutschland immer noch nicht geachtet werden, im Gegenteil ist die
Verfolgung momentan auf einem Höchststand (Siehe Zahl der
eingeleiteten Ermittlungsverfahren), bisher
ist keinerlei Liberalisierung erkennbar. Während
die Grünen auf Bundesebene die Schädlichkeit des Verbots erkannt zu
haben scheinen (Siehe CannKG 2018),
hat
sich die Situation im Rot-Grünen Hamburg noch keinen Milimeter
bewegt.
Wir
mahnen den Senator Dr.
Till
Steffen (selbst
Grünen-Mitglied),
sich die Situation, mit der sich viele Konsumenten in
Hamburg konfrontiert
sehen, zu vergegenwärtigen: Obwohl
diese Menschen niemandem etwas getan haben, jagt der Staat Sie mit
seinem gesamten Arsenal. Die
Hamburger Polizei geht beispielsweise
mit
schwerem Gerät wie Hubschraubern und Spürhunden
auf die Suche nach Plantagen, in
der sog.
“Task Force” Drogen/BtM verschwenden
Beamte
sinnlos
Arbeitsstunden um Klein- und Straßendealer mit Verfahren und Haft zu
bestrafen. Dies ist Symbolpolitik, aber
gleichzeitig
auch Steuerverschwendung!
Und nicht zuletzt ist
die Folge eine
Verletzung der Grundrechte der Betroffenen. Diese
Menschen verlieren u.U. Job,
Familie, Führerschein und in der Konsequenz nicht selten ihren
Glauben an den Rechtsstaat. Darin
ist keinerlei Verhältnismäßigkeit mehr erkennbar.
Die
Situation ist beispielhaft: Der Staat ignoriert die Entwicklung in
anderen Ländern in
Richtung
Dekriminalisierung bzw. Legalisierung, ignoriert wissenschaftliche
Erkenntnisse bezüglich
medizinischer Wirksamkeit diverser Inhaltsstoffe der Cannabispflanze;
er
verschwendet lieber seine Ressourcen und verletzt mit
diesem Vorgehen essenzielle
Bürgerrechte eines
Teils der Bevölkerung.
Und verzichtet auf mögliche Steuereinnahmen und
Einsparungen in Milliardenhöhe.
Alles im Namen einer Moralvorstellung, welche
Alkohol als “kulturell gefestigte” Art sich zu berauschen
verharmlost, obwohl dieser konkret jedes Jahr tausende Menschenleben
kostet und
manchen
aggressiv werden lässt (z.B.
Häusliche
Gewalt). Cannabis,
welches
Menschen ruhig und entspannt, friedlich und zufrieden macht und noch
niemanden
das Leben gekostet hat, im Gegenteil sogar vielen Menschen das Leben
mit körperlichen oder seelischen Schmerzen erträglich macht, wird
wahlweise mit Alkohol auf eine Stufe gestellt, natürlich ohne daraus
zu schlussfolgern, dass
eine
Gleichbehandlung nötig ist. Oder
Hanf
wird trotz dieser Fakten als
“noch schlimmer” als Alkohol gebranntmarkt. In
diesem Punkt sind die wissenschaftlichen Fakten jedoch eindeutig.
Diese
hartnäckigen
Vorurteile
gillt es zu widerlegen. Die Forschung – wo Sie eben wirklich als Frei
bezeichnet werden kann – hat mittlerweile unzählige Belege für den
medizinischen Nutzen von Cannabis geliefert,
man muss sich nur die Mühe machen, dieses zu recherchieren.
Mit welchem Recht teilt der Staat die Konsumenten der gleichen
Substanz auf in “kriminelle
Kiffer” und
“Patienten”, verfolgt Erstere mit Polizei und Gerichten und legt
Zweiteren beständig weiter
dabei Steine
in den Weg, an ihr Medikament zu kommen. Viele Ärzte sind von der
systematischen, ideologischen
Art der
Falschinformation
in
deutschen
Medien so
abgeschreckt, dass selbst diese sich nicht unabhängig über das
Thema informieren. Die USA sind hier viel weiter und müssen Vorbild
sein auf dem Weg zu einer kompletten Legalisierung und Regulierung
des Hanfmarktes. Über die Nutzpflanze Hanf haben wir noch gar kein
Wort verloren. Auch hier kann sich jeder binnen Minuten allumfänglich
per Internet über die mannigfaltigen Nutzungsmöglichkeiten dieser
Jahrtausende alten Pflanze informieren. Wer es mit Klimaschutz und
Nachhaltigkeit wirklich ernst meint, der wird am Hanf nicht
vorbeikommen. Hanftextilien, -nahrungsmittel, -plastik und -baustoffe
sind nur ein kleiner Ausschnitt.
Wo
ist die Verhältnismäßigkeit, wenn Menschen wegen einer Anbauanlage
zur Selbstversorgung eine Hausdurchsuchung erdulden
müssen. Diese
tief
in die Grundrechte eingreifenden Mittel
des Staates sollten für Gewalttäter und Verbrecher vorbehalten
sein, nicht für einfache Bürger, die sich z.B.
in
einer Notlage selbst behelfen. Während bei Diebstahl, Einbrüchen
oder Gewaltdelikten immer Menschen geschädigt werden, sind es im
Falle von Cannabiskonsumenten nur diese selbst, die vom Staat unter
der Vorgabe sie
“schützen”
zu wollen geschädigt.
Lieber
Herr Dr. Steffen, ihre
Homepage ist überschrieben mit “Mein Herz schlägt für Recht und
Freiheit”. Sind
Cannabiskonsumten davon ausgenommen? Haben Menschen, die den Joint
einem
Bier
vorziehen,
ihre Rechte verwirkt? Am
25. Juli diesen Jahres äußern Sie sich in ihrem Blog
(https://www.tillsteffen.de/2019/07/25/happy-pride-oder-ueber-die-justiz-als-schutzmacht-der-diskriminierten/)
zum jährlich in Hamburg stattfindenden CSD. Sie betonen gleich in
der Überschrift, die Justiz solle “die Schutzmacht der
Diskriminierten” sein. Was sind Cannabis- und Drogenkonsumenten
momentan anderes als eine diskriminierte Minderheit? Auch die
Pride!-Bewegung sah
sich mit
Vorurteilen und einer nicht veralteten
Moralvorsellung,
damals
rigoros durchgesetzt
durch den sich
eigentlich
als
neutral
verstehenden
Staat, konfrontiert.
Viele
Sätze, die Sie in diesem Beitrag schreiben, lassen sich 1:1 auf die
Cannabis”problematik” anwenden. Messen
Sie nicht mit zweierlei Maß!
Wir
fordern von Ihnen als dem zuständigen Senator für Justiz und
Gleichstellung der Hansestadt konkrete Maßnahmen, um den unhaltbaren
und destruktiven Status Quo zu verändern:
–
Sprechen Sie sich für die Beendigung der Arbeit der “Task Force
Drogen” ein, die seit
2016 besteht. Die Beamten sind
bei Delikten mit
Tatopfer sehr
viel sinnvoller einzusetzen
–
Arbeiten Sie im Sinne ihrer Bundesparteigenossen aktiv daran mit,
dass Betäubungsmitteln nicht meht länger mit dem Strafrecht
begegnet wird.
–
Das
BtMG und das Cannabisverbot fußen nicht auf wissenschaftlichen
Erkenntnissen,
sondern moralischen und politischen Bedenken. Diese hält den
Ergebnissen der Forschung der
letzten 20 Jahre nicht
stand, diese
hat mittlerweile unzählige Beweise für
den gesundheitlichen Wert von Cannabis
als Heilpflanze erbracht.
–
Eine komplette Neubewertung insbesondere in Bezug auf die
Verhältnismäßigkeit staatlichen Handelns und die Verletzung der
Grundrechte vieler durch die momentane Gesetzeslage ist notwendig!
–
Unterstützen
Sie die Justizkampagne des deutschen Hanfverbands und die Bemühungen,
das Cannabisverbot durch das Bundesverfassungsgericht überprüfen
zu
lassen.
–
Modellprojekte
sind ein Feigenblatt der Politik, insbesondere von Seiten der SPD,
stets gefordert in dem Wissen, das diese mit der momentanen
Gesetzeslage nicht in Einklang zu bringen sind und daher keine
Aussicht auf Realisation haben